Eingefrorener Ligastart

Kalter und träger Auftakt

Created by von Marc Basten
Franck Ribery bei Minusgraden in Freiburg (Foto: Matthias Hangst / Bongarts / Getty Images)

Franck Ribery bei Minusgraden in Freiburg (Foto: Matthias Hangst / Bongarts / Getty Images)

Erreicht der Profifußball in diesen Monaten den Grat der Übersättigung oder ist es nur eine subjektive Momentaufnahme? Der Start ins neue Fußballjahr verlief jedenfalls ziemlich kalt und träge.

Es gab Jahre, da hat man das Ende der Winterpause herbeigesehnt. Endlich wieder Fußball. Nicht erst seit diesem Jahr ist das etwas anders, doch der Start ins Fußballjahr 2017 kam gefühlt besonders träge daher. Die elend lange und langweilige Europameisterschaft verdarb in der Sommerpause die Vorfreude auf die Liga und als Begleiter von Borussia Mönchengladbach bedeutete das zweite Halbjahr 2016 letztlich auch mehr Frust als Lust.

Vor allem aber gab es ungemein viel Fußball. Ja sicher - wir alle haben uns wie blöde über die Champions-League gefreut. Aber durch den Dreitagesrhythmus, in dem der Spielplan abgearbeitet wurde, blieb das Erlebnis irgendwo auf der Strecke. Es gab tolle Spiele, die man gar nicht wirken lassen konnte, weil es Schlag auf Schlag weiter ging. Und weil Borussia immer weiter abrutschte, je länger das Jahr dauerte, verblassten die Highlights noch viel schneller. Das Break zu Weihnachten war daher in vielerlei Hinsicht bitter nötig und hätte ruhig noch etwas ausgedehnt werden können.

Eine gewisse Fußball-Verdrossenheit hat jedoch nicht nur mit der Situation in Gladbach zu tun. Auch der Blick über den Tellerrand gestaltet sich nicht wirklich erfreulich. Die Liga boomt, aber der gebotene Fußball ist eher Magerkost von der Stange. Die Meisterschaft ist genauso langweilig wie seit Jahren, Teams mit kreativ eher bescheidener Spielweise wie Frankfurt, Hertha oder Köln tummeln sich in der oberen Tabellenhälfte. Interessant sind Hoffenheim und natürlich Leipzig, aber es fällt schwer, sich für diese Kunstprodukte wirklich zu erwärmen und sie anzunehmen.

Der erste Bundesligaspieltag im Jahr 2017 passte in das trübe Bild. 17 Tore in neun Partien zeugen eher von Trostlosigkeit als Spektakel. Damit lockt man im Winter keinen Hund hinter dem Ofen vor. Und selbst das Interesse der Free-TV Zuschauer war nicht besonders groß, als am Freitagabend Freiburg gegen Bayern spielte. Dabei ziehen die Bayern eigentlich immer. Oder merken die Leute doch nach und nach, wie fade Fußball ohne echten Konkurrenzkampf an der Spitze auf Dauer ist?

Der Fußball wird seit Jahren ausgequetscht wie eine Zitrone, die Aufstockung der WM ist der nächste Schritt ins Verderben. Schon jetzt ist die Übersättigung an allen Ecken und Enden zu spüren. Der Hardcore-Fan wird seinem Team zwar weiter folgen, doch die große Masse der moderat Interessierten pickt sich nur noch die Rosinen heraus. Und mal ehrlich: Welcher neutrale Fußballfan hätte sich das Spiel Darmstadt gegen Borussia freiwillig angetan?

Der Auftakt ins Fußballjahr 2017 brachte eigentlich nur die Erkenntnis mit sich, dass eine längere Winterpause gar nicht so schlecht wäre. Nicht nur, weil es in den Stadien überall so bitterkalt war.

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