7. Spieltag

Eine Frage des Niveaus

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Claudio Pizarro - mit fast 39 Jahren ein Hoffnungsträger? (Foto: Patrik Stollarz / AFP / Getty Images)

Claudio Pizarro - mit fast 39 Jahren ein Hoffnungsträger? (Foto: Patrik Stollarz / AFP / Getty Images)

Wie gut ist die Bundesliga wirklich? Die Niederlagenserie der deutschen Vertreter unter der Woche macht nachdenklich. Der 7. Spieltag passte ins Bild - Mittelmaß auf fast allen Plätzen.

So eine europäische Woche hat es noch nie gegeben. Alle deutschen Vertreter bekamen eins auf die Mütze, das war historisch schlecht. Nun muss man bei den beiden Top-Klubs aus Dortmund und München sicher relativieren, weil sie mit Real und PSG zwei Gegner hatten, die unter anderen Voraussetzungen ihrem Geschäft nachgehen. Der teilweise sehr deutliche Leistungsunterschied überraschte allerdings schon.

Vielleicht sollte es auch nicht so verwundern, dass die zweite Reihe aus der Bundesliga nur Mittelmaß repräsentiert. Die Newbies aus Leipzig, Hoffenheim, Berlin und Köln zahlen entweder Lehrgeld oder haben auf internationalem Parkett schlichtweg nichts verloren.

Wie schlecht muss eine Liga sein, wenn die vermeintlich besten Teams so auftreten? Die Frage des Niveaus stellt sich nicht erst seit dieser Woche. Die vielbeschworene ›engste Liga aller Zeiten‹ bringt tatsächlich einen intensiven Konkurrenzkampf mit sich. Allerdings ist die fußballerische Qualität - bei weitem nicht nur in Gladbach - oftmals sehr enttäuschend.

Das war auch am 7. Spieltag nicht anders. Dramatik gab es, die Last-Minute-Siege von Frankfurt und Gladbach suggerierten zwar Spektakel, doch die jeweiligen 2:1-Siege von Borussia über Hannover und der Eintracht gegen Stuttgart waren über weite Strecken biedere Hausmannskost.

Auch am Freitagabend entfachte das Eröffnungsspiel in der Schalker Halle (bei geöffnetem Dach trotz Dauerregens) nur begrenzte Begeisterung. Beim 1:1 gegen Leverkusen überließ Schalke erneut dem Gegner den Ball und wartete vor eigenem Publikum auf Konter. Verboten ist das nicht, aber ist das der Fußball, für den Jungtrainer zum Genie erkoren werden?

Auch in Wolfsburg tritt eine hoch bezahlte Mannschaft auf der Stelle. Neu-Trainer Martin Schmidt kam gegen seinen Ex-Klub Mainz nicht über ein 1:1 hinaus. Dieses Spiel war ebenfalls aus der Kategorie ›schwer erträglich‹. Selbst Borussia Dortmund kann nicht jede Woche ein Feuerwerk abbrennen. Mit dem 2:1 in Augsburg baute der BVB zwar die Tabellenführung aus, doch Trainer Bosz sprach hinterher berechtigterweise von der schwächsten Saisonleistung seiner Mannschaft. Und das nicht nur wegen der peinlichen Elfmeterrückgabe von Aubameyang.

Am Samstagabend im sogenannten Topspiel fügten der HSV und Werder im Nordderby dem Spieltag ein torloses Remis hinzu. Auch im Volksparkstadion suchte man guten Fußball vergeblich, wobei wohl niemand ernsthaft damit gerechnet hatte, ihn ausgerechnet dort zu finden. Der SC Freiburg und Hoffenheim sorgten am Sonntag zumindest dafür, dass mal ein paar Tore mehr fielen. Das 3:2 im Schwarzwald war unterhaltsam, wenn auch von vielen Fehlern auf beiden Seiten geprägt.

Und was machen die Bayern? Nun ja, sie sorgen mit ihrem Theater zur Wiesn-Zeit dafür, dass Fußballdeutschland davon abgelenkt wird, dass sich die Bundesliga in Richtung Mogelpackung entwickelt. Der Rauswurf von Carlo Ancelotti ist vor allem ein Zeichen von strukturellen Problemen beim Rekordmeister. Die öffentlichen Äußerungen von Uli Hoeneß waren entlarvend.

Der Auftritt am Sonntag in Berlin passte ins Bild. Interims-Coach Sagnol setzte auf die Spieler, mit denen es sich Ancelotti laut Hoeneß verscherzt hatte. Dass der stoische Carlo vielleicht doch nicht so blind ist, zeigte die Perfomance von Ribéry & Co im Olympiastadion. Wobei Ribéry eine tragische Rolle einnahm, weil sich der 34-Jährige verletzte und mehrere Monate ausfällt. 

Die Bayern verspielten wie in der Vorwoche einen 2:0-Vorsprung und mussten sich am Ende mit einem 2:2 bei der Hertha begnügen. Fünf Punkte Rückstand auf Dortmund - Bayern steckt in der Krise. Auch die letzte Partie des Sonntags kam nicht über Mittelmaß hinaus, obwohl sich zwei Europacupstarter gegenüber standen: RB Leipzig setzte sich verdient mit 2:1 in Köln durch. Beim FC wurde Claudio Pizarro als Hoffnungsträger gefeiert, doch auch dieser Strohhalm knickte in Müngersdorf. Dass man dort überhaupt auf einen fast 39-Jährigen aus dem Vorruhestand zurückgreifen muss, ist schon traurig genug. Es passt aber irgendwie ins Bild - vom FC und der Liga überhaupt.

 


von Marc Basten

 

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