Nico Elvedi - Resümee und Ausblick

Der positiven Überraschung folgte die Ernüchterung

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Nico Elvedis Leistungskurve zeigte nach dem 20. Spieltag steil nach unten (Foto: Christian Kaspar-Bartke / Bongarts / Getty Images)

Nico Elvedi hat in der abgelaufenen Saison den Rollenwechsel vom Rechts- zum Innenverteidiger vollzogen. Zunächst lief es überraschend gut für den Schweizer, doch in der Rückrunde folgte die Ernüchterung. In der neuen Spielzeit muss er einen großen Schritt in Richtung Kontinuität machen.

Dieter Hecking hatte sich vor Beginn der nun abgelaufenen Saison frühzeitig festgelegt: Nico Elvedi, der bislang als Rechtsverteidiger aufgeboten wurde, sollte künftig auf seiner ‘gelernten’ Position in der Innenverteidigung zum Zuge kommen. Nach dem Abgang von Jannik Vestergaard wurde die Planstelle frei und Elvedi sollte künftig gemeinsam mit Ginter das Duo bilden. Eine durchaus mutige Entscheidung, schließlich war Elvedi nicht unumstritten. Auf rechts leistete er sich immer mal wieder Unkonzentriertheiten und Stellungsfehler, besonders beim Kopfballspiel hatte er trotz seiner Größe von 1,87 Metern Probleme mit dem Timing.

Zu allem Überfluss gab es in der Saisonvorbereitung keine Gelegenheit, dass sich das neue Innenverteidigerduo Ginter und Elvedi einspielen konnte. Nach seinem, aufgrund der WM verspäteten, Trainingseinstieg hatte Elvedi zunächst Knieprobleme und dann setzte ihn eine Blinddarm-OP außer Gefecht. Wieder genesen, stand er gegen Schalke und in Berlin zwar auf dem Platz - aber als Rechtsverteidiger. Der Auftritt in Berlin geriet zu einem mittelschweren Desaster für Elvedi, der bei allen vier Treffern der Hertha schlecht aussah (Note 5,0). Vier Tage später gegen Frankfurt stand er wieder in der Startelf - erstmals als Innenverteidiger. Und auch in den folgenden beiden Auswärtsspielen in Wolfsburg und München agierte Elvedi neben Ginter in der Defensivzentrale.

Eine überragende Saison - bis zum Heimspiel gegen Berlin

Dort fand er sich - besonders unter dem Aspekt der schlechten Leistung in Berlin - erstaunlich gut zurecht. Gegen die Eintracht gefiel er mit seinem Stellungsspiel und der ruhigen und besonnenen Spieleröffnung - und einem Kopfballaufsetzer zum 3:1-Endstand. Auch in Wolfsburg stand er seinen Mann, genauso wie in München. Dort bestritt er mit gerade einmal 22 Jahren bereits sein 150. Pflichtspiel für die Fohlenelf. Eine eindrucksvolle Zahl für den Schweizer, der 2015 als 18-Jähriger zur Borussia kam. Er zeigte keine Nerven, behielt am Ball die Ruhe und präsentierte sich auch beim Kopfballspiel ausgesprochen stabil. Es ist eben doch ein Unterschied, ob ein Rechtsverteidiger mit einrückt um irgendwo aushilfsweise zu retten, oder ob ein Innenverteidiger zentral bei klarer Raumaufteilung das Geschehen vor sich hat und reagieren kann.

Im weiteren Verlauf der Hinrunde agierte Elvedi sehr stabil, auch ein Bänderanriss hielt ihn nicht davon ab. Als sich Ginter gegen Hannover schwer verletzte, musste Elvedi noch mehr Verantwortung übernehmen, was ihm gelang. Er machte in seiner Entwicklung einen weiteren Schritt und in der Winterpause konnte allseits ein positives Fazit gezogen werden. Im neuen Jahr knüpfte Elvedi nahtlos an die gute Verfassung an. Beim Auswärtssieg in Leverkusen war er der beste Feldspieler (Note 2,0), gegen Augsburg überzeugte er genauso (2,0) und auch auf Schalke bestätigte er die starke Form und verteidigte mit glänzendem Timing (1,5). Doch dann folgte das Heimspiel gegen Berlin, was auch für Elvedi einen Bruch in einer bis dahin ausgezeichneten Saison bedeutete. Er wirkte gedanklich nicht auf der Höhe, verharrte mehrfach wie festgefroren auf der Stelle und trug die Mitschuld an zwei Gegentoren (Note 5,0).

Der teilweise erschreckende Einbruch ab Februar ist bedenklich

Eine Woche später in Frankfurt überzeugte er, so dass die Hoffnung bestand, dass das Berlin-Spiel ein einmaliger Ausrutscher gewesen wäre. Doch gegen Wolfsburg erwischte er erneut einen ganz schlimmen Tag. Er leistete sich gleich mehrere Blackouts, vor allem das vorentscheidende 0:2 ging auf seine Kappe. Eine Woche später gegen die Bayern toppte Elvedi seine Minus-Leistung im negativen Sinne und leistete sich beim 1:5 mehrere eklatante Aussetzer. Davon erholte er sich im weiteren Verlauf der Rückrunde nicht mehr wirklich. Zwar gab es ordentliche Auftritte wie in Mainz, wo ihm zudem der Siegtreffer glückte, aber auch schlimme Spiele wie in Düsseldorf (Note 5,0) oder in Stuttgart (5,0), wo er das Gegentor verschuldete. Auch gegen Hoffenheim prägten Stellungsfehler, Zweikampfschwäche, Angst und Schlafmützigkeit sein Spiel (5,0). Immerhin brachte Elvedi die beiden finalen Partien in Nürnberg und gegen Dortmund unfallfrei über die Bühne.

Letztlich lässt Nico Elvedi einen etwas ratlos zurück. Die Versetzung in die Innenverteidigung und die entsprechende Umsetzung erwies sich in der Hinrunde als absoluter Volltreffer. Der teilweise erschreckende Einbruch ab Februar ist allerdings bedenklich. Sicherlich ist Elvedi mit seinen 22 Jahren immer noch jung, doch mittlerweile auch erfahren genug, dass ihm solche Aussetzer in Serie nicht passieren dürften. Zumindest dann nicht, wenn man ihn als erstklassigen Innenverteidiger einstuft, für den das Portal Transfermarkt.de einen Marktwert von 30 Millionen erwürfelt hat. Unter Marco Rose wird Elvedi (Vertrag bis 2021) an Stabilität zulegen müssen. Von den Anlagen her passt Elvedi auf jeden Fall ins Profil für den ‘Rose-Fußball’, aber er muss zwingend einen großen Schritt in Richtung Kontinuität machen.

 


von Marc Basten

 

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