Fans fordern Schuberts Rauswurf

»Wir sind genauso angepisst wie die Fans«

Created by von Marc Basten und Jan van Leeuwen
Die Fans fordern den Kopf von André Schubert (Foto: Deniz Calagan / Bongarts / Getty Images)

Die Fans fordern den Kopf von André Schubert (Foto: Deniz Calagan / Bongarts / Getty Images)

Wieder auswärts verloren, geschlagen durch eigene fußballerische Armut und einen Kopfball von Martin Hinteregger. Gruseliger gehts kaum. Die Fans von Borussia Mönchengladbach in Augsburg forderten anschließend lautstark den Kopf des Trainers.

Nach den 93 Minuten in der nasskalten Augsburger Arena gab es kein Zurück mehr bei den Fans der Borussia, die erneut eine Auswärtsniederlage über sich ergehen lassen mussten. Sie brüllten sich den Frust aus der Seele: »Schubert raus«.

Sportdirektor Max Eberl, der sich vor wenigen Wochen noch über Pfiffe der eigenen Fans echauffierte, befand die Unmutskundgebungen angesichts der aktuellen Entwicklung als nachvollziehbar. »Natürlich habe ich Verständnis für die Fans. Es ist einfach beschissen, was wir auswärts spielen. Wir als Verein sind genauso angepisst wie die Fans. Dann haben sie auch das Recht zu pfeifen«.

Doch was war da eigentlich passiert? »Wir haben das Spiel beherrscht gegen eine Mannschaft, die zuhause nicht unbedingt Fußball spielen wollte«, analysierte Eberl. Tatsächlich agierte Augsburg extrem vorsichtig und überließ den Borussen größtenteils die Spielgestaltung. Die wiederum waren ebenfalls auf Sicherung des eigenen Tores gepolt und wussten nicht viel mit dem Ballbesitz anzufangen.

Teilweise entwickelte sich diese Art von ›Scheinüberlegenheit‹ aus Favre-Zeiten. Mit dem Unterschied, dass damals der Ball zumindest in den eigenen Reihen zirkulierte und man den Gegner ans Laufen bekam. Heute sind Stafetten über vier Stationen eine Seltenheit und man verfängt sich mit Einzelaktionen in den gegnerischen Reihen.

Und noch ein Blick in die Vergangenheit ist aussagekräftig: Im Dezember 2014 unterlag Borussia in Augsburg mit 1:2. Damals waren die Gladbacher nach einer anstrengenden Hinrunde mit Europa League ›platt‹. Dennoch spulten sie in dieser Partie 123 Kilometer ab. An diesem Samstag waren es fast 10 Kilometer weniger.

Es ist also relativ, wenn André Schubert seine Mannschaft für die kämpferische Einstellung und die Laufbereitschaft lobt. Wobei die fußballerische Darbietung nun wirklich nicht hervorgehoben werden kann. »Wir kommen momentan nicht für Kreativität und Attraktivität infrage«, räumte Max Eberl ein. »Aber dann musst du so ein Spiel eben mit 0:0 durchbringen«.

Doch dann kam die verhängnisvolle 75 Minute. »Diese eine Standardsituation, die wir beschissen verteidigen«, umschrieb es Eberl. Tobias Strobl verpennte den Antritt seines Gegenspielers und der köpfte via Innenpfosten ein. Dass er Martin Hinteregger hieß, war das I-Tüpfelchen. Doch neben Strobls Schlafmützigkeit bleiben zwei grundsätzliche Fragen: Warum wird bei Ecken eigentlich mannbezogen gedeckt und nicht, wie jahrelang sehr erfolgreich praktiziert, im Raum? Und wie ist das mit der Besetzung der Pfosten? Ein Spieler am langen Pfosten hätte den Hinteregger-Kopfball locker wegschlagen können.

Nach dem Gegentor blieb immerhin noch eine Viertelstunde für den Ausgleich. Doch weil Raffael just vor dem Tor als Vorsichtsmaßnahme ausgewechselt wurde - worüber der Brasilianer sichtlich verärgert war -, ging überhaupt nichts mehr nach vorne. »Es ist verständlich, dass man nach so einem Tor, wo jeder erstmal den Kappes aufhat, nicht anfängt, brillanten Fußball zu spielen«, nahm Eberl die Spieler in Schutz. Die Harmlosigkeit war allerdings sehr erschreckend.

»Es ist frustrierend, dass wir mit leeren Händen dastehen. Unser Job war heute, zu punkten. Und das haben wir nicht geschafft«, ärgerte sich Eberl. An der geplanten Vorgehensweise, in der kurzen Winterpause alles zu hinterfragen, will Eberl festhalten. Er schloss aus, dass sich bis Dienstag irgendetwas tun wird.

»Wir müssen das heute verdauen. Es gilt nicht zu lamentieren, sondern zuhause gegen Wolfsburg zu punkten. Wir müssen mit aller Macht das letzte Spiel erfolgreich gestalten«. Ansonsten dürfte kein Weg daran vorbeiführen, den Forderungen der frustrierten Auswärtsfans in Augsburg nachzukommen.

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