Einzelkritik: Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach 1:0 (1:0)

Vermeidbarer Fehlstart

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Raffael war konsterniert (Foto: Dirk Päffgen)

Raffael war konsterniert (Foto: Dirk Päffgen)

Borussia Mönchengladbach musste in Mainz nicht als Verlierer vom Platz gehen. Dass es so kam, hatten sich die Borussen selbst zuzuschreiben. Vor allem die mangelnde Chancenverwertung sorgte für den vermeidbaren Fehlstart.

Yann Sommer: Zwei Schüsse kamen auf sein Tor, den von Malli wehrte er mit einer starken Parade ab. Der andere von Clemens war drin - Sommer sah dabei auf den ersten Blick nicht gut aus. Die Flugbahn des Balles war allerdings derart kurios, dass der Schweizer wohl keine reelle Abwehrmöglichkeit hatte. Darüber hinaus mit vielen Ballaktionen mit dem Fuß. Der Großteil war in Ordnung, nur einmal kurz vor der Pause missglückte ein Pass komplett. Ein paar Mal, wenn er angelaufen wurde, spielte er im wirklich letzten Moment. Es ging gut, dennoch musste man mehrfach den Atem anhalten. Note 3,0.

Julian Korb: In der Startphase der Partie sehr offensiv, allerdings mit zu wenig Überzeugung sowohl beim Dribbling als auch bei Flankenversuchen. In der Rückwärtsbewegung einige Male von Jairo und Muto genarrt. Im weiteren Verlauf fand er eine bessere Balance und stellte die Gegenspieler öfter. Dennoch ließ seine Zweikampfbilanz zu wünschen übrig und auch sein Passspiel war arg fehlerbehaftet. Im zweiten Durchgang sah er Gelb für ein taktisches Foul. In der Schlussviertelstunde wurde er wieder offensiver, eine Flanke aus günstiger Position mit einigen potentiellen Abnehmern geriet zu schwach. Vier Minuten vor Schluss wurde er für Drmić ausgewechselt. Note 4,0.

Andreas Christensen: Der Borusse mit den meisten Ballkontakten (102) und den meisten Zweikämpfen bei einer Quote von über 80%. Er war sehr aufmerksam, mit gutem Stellungsspiel und vor allem in den Laufduellen fast immer auf der Höhe. Setzte seinen Körper gut ein, u.a. gegen Muto. Beim Gegentor griff er zwar auch nicht ein, doch er musste den Passweg rechts von sich im Auge behalten. Sein Passspiel war sehr ordentlich, im Verlauf der zweiten Halbzeit schaltete er sich zweimal sehenswert mit nach vorne ein. Solche (abgesicherten) Vorstöße sollten künftig ins Repertoire aufgenommen werden. In der Schlussminute mit der Chance zum Ausgleich, als er die verlängerte Freistoßflanke per Direktabnahme mit dem Innenrist knapp über den Querbalken setzte. Note 2,5.

Martin Hinteregger: Startelfdebüt für den Österreicher, der seine ersten 90 Minuten in der Bundesliga solide über die Bühne brachte. Sein Passspiel war - bis auf ein paar lange Bälle - vernünftig, er riskierte nichts und spielte dennoch den einen oder anderen druckvollen Ball nach vorne. In den Zweikämpfen meist zur Stelle, ab und an mit kleineren Schwächen, die jedoch ausgebügelt werden konnten. Beim Gegentor machte er gemeinsam mit Wendt keine Anstalten, Clemens anzugreifen. Man kann ihm zugutehalten, dass er noch einen Gegenspieler im Auge hatte und vielleicht deshalb zögerte. Glücklich sah er dennoch nicht aus. Pech hatte er kurz vor der Pause mit einem Kopfball nach einer Ecke, der über das Tor flog. Unter dem Strich war es eine brauchbare Vorstellung des Nationalspielers aus Österreich. Note 3,0.

Oscar Wendt: Startete sehr unauffällig in die Partie. Schaltete sich nur mit angezogener Handbremse nach vorne ein und ließ sich hinten von Clemens und Brosinski überraschen. Am Ball wirkte Borussias Linksverteidiger zeitweise etwas lasch. Negativer Höhepunkt sicherlich das 0:1, als er unverständlicherweise völlig passiv gegen Clemens blieb, obwohl in seinem Bereich sonst weit und breit kein Gegenspieler war. Wendt steigerte sich im Verlauf der zweiten Halbzeit sowohl defensiv als auch im Spiel nach vorne. Herausragend die Flanke von der Grundlinie zur Mega-Doppelchance für Stindl und Raffael. Note 4,0.

Håvard Nordtveit: Gab im modifizierten Spielsystem den zentralen Mann vor der Abwehr. Das klappte insgesamt sehr ordentlich. Nordtveit wurde sowohl von Stindl als auch Johnson effektiv unterstützt, so dass die Zentrale die meiste Zeit geschlossen werden konnte. Nordtveit gefiel besonders mit sicheren und genauen Flachpässen. Weite Bälle fanden dagegen weniger den eigenen Mann. Er suchte die Zweikämpfe, von denen er allerdings nur 46% für sich entscheiden konnte. Er schaffte es u.a. nicht, Jairo vor dem 0:1 zu bremsen. Gut sein Kopfballaufsetzer am kurzen Pfosten nach einer Ecke in der Anfangsphase. In der zweiten Halbzeit sah er Gelb für ein notwendiges taktisches Foul. Note 3,0.

Jonas Hofmann: Startelfdebüt für den Winterneuzugang, der auf der linken Außenbahn spielte. Er begann mit einem Fehlpass, den er selbst wieder korrigierte. Damit hatte er den Rhythmus seines Spiels vorgegeben: Gute Ansätze waren da, aber auch leichte Ballverluste und nicht vollendete Aktionen. Mehrfach zog es ihn frühzeitig nach innen, wo er sich mit Ball am Fuß festlief. Es fehlte die letzte Überzeugung. Gut sein Laufweg in den Strafraum nach Pass von Traoré, als er etwas zu leicht zu Boden ging, wobei er schon an der Schulter gehalten wurde. Klasse die Kombination mit Raffael vor dessen erster Großchance, als Hofmann perfekt in den Lauf des Brasilianers passte. Nach der Pause mit einem Schussversuch, der verkümmerte. Zwanzig Minuten vor Schluss wurde er ausgewechselt. Unter dem Strich brauchbare Ansätze mit deutlich Luft nach oben. Note 4,0.

Fabian Johnson: Rückte von seinem üblichen Arbeitsplatz auf der linken Außenbahn im neu formierten Mittelfeld eine Position nach innen. Dort mit großem Laufaufwand, annähernd 12 Kilometer riss er ab. Es gab einige Situationen, in denen er den Ball eroberte und dann direkt loszog. Deutliche Probleme hatte er im Aufbauspiel, wenn er mit Ball am Fuß suchend unter Druck gesetzt wurde. Der US-Nationalspieler ist kein strategischer Ballverteiler, vor allem nicht unter Bedrängnis. Einem Distanzschuss nach der Pause fehlte der Druck. Insgesamt fleißig, aber ohne große Akzente. Note 3,5.

Lars Stindl: Spielte eine Reihe tiefer als sonst im halbrechten Mittelfeld. Bei eigenem Ballbesitz ging er entweder zurück, um die Bälle abzuholen und mit aufzubauen, oder aber er orientierte sich ganz nach vorne als zweite Spitze. Das war mit einem riesigen Aufwand verbunden, so dass er wieder einmal der Gladbacher mit der größten Laufleistung war. Hier und da unterliefen ihm ein paar Stockfehler bei der Ballbehandlung und bei einer Mainzer Ecke verlor er Bell aus den Augen und hatte Glück, dass der daneben köpfte. Beim Gegentor war er in der besten Position, um Vorlagengeber Jairo - notfalls mit einem taktischen Foul - zu bremsen, doch er ließ ihn passieren. Vorne setzte er sich ganz stark und robust nach einem Einwurf im Strafraum gegen mehrere Mainzer durch und scheiterte an Karius. Nach der Freistoßhereingabe von Traoré erreichte er mit dem rechten Fuß relativ kontrolliert den Ball und bugsierte ihn am Tor vorbei. Dass er sich darüber heftig ärgerte, war nachzuvollziehen. Nach der Pause mit der Riesenchance nach der Wendt-Flanke, als er aus kurzer Distanz einen Mainzer anköpfte und Raffael den Rebound verballerte. Note 3,5.

Ibrahima Traoré: Sehr engagiert in der Anfangsphase, allerdings zu zappelig und mit zu wenig Überblick, als er gut in den Strafraum lief, sich dann aber verzettelte. Ihm unterliefen einige Fehler in gefährlichen Zonen, sowohl mit dem Fuß als auch mit dem Kopf, was jeweils Umschaltangriffe der Mainzer ermöglichte. Vor dem Gegentor wurde er unter Druck gesetzt und verlor den Ball, wobei er selbst und die Kollegen noch genügend Gelegenheit hatten, den Gegenangriff zu unterbinden. Als ihm kurz darauf erneut im Mittelfeld der Ball abgenommen wurde, bereinigte er die Situation durch ein Foulspiel. Seine besten Szenen hatte er in der Endphase der ersten Halbzeit, als er per Kopf als letzter Mann (!) vor Sommer klärte und zwei gefährliche Freistoßhereingaben von halbrechts schlug. Nach einer Stunde räumte er für Hazard das Feld. Note 4,5.

Raffael: Borussias Brasilianer schmeckte das körperliche Herangehen der Mainzer nicht wirklich. Dennoch wehrte er sich mit erstaunlicher Beharrlichkeit. Die Statistiken weisen aus, dass Raffael nach Christensen die meisten Zweikämpfe aller Akteure auf dem Platz gewann. Es gab Phasen, da fiel Raffael nur auf, weil er mehrfach wegrutschte. Doch bei allen gefährlichen Angriffen war er entscheidend involviert. Überragend das Zusammenspiel mit Hofmann, als er an Karius scheiterte. Die Megachance beim Rebound nach dem abgeblockten Stindl-Kopfball muss er nutzen. Allerdings herrschte ordentlich Betrieb auf der Linie und die Rettungstat des Mainzer Keepers war herausragend. Note 3,5.

Thorgan Hazard: Kam nach einer Stunde für Traoré und sammelte durchaus Pluspunkte. Sehr robust bei der Ballbehauptung und im Zweikampf, dazu mit mehreren guten Dribblings. Machte auch die Wege nach hinten. Gelungen sein Pass auf Wendt zur Flanke vor der Riesenchance. Hatte eine gute Gelegenheit, als er von links nach innen zog und sein Schuss nur knapp über das Tor flog. Note 3,0.

Branimir Hrgota: Kam in den letzten zwanzig Minuten in ungewohnter Rolle auf der rechten Seite zum Einsatz. Er war zwar nicht sonderlich widerstandsfähig im Zweikampf, entwickelte am Ball jedoch eine ordentliche Zielstrebigkeit. Er war ein belebendes Element während der Schlussoffensive, selbst wenn er ganz am Ende im Strafraum etwas zu eigensinnig ins Mainzer Getümmel lief, anstatt abzuspielen. Ohne Note.

Josip Drmić: Wurde in der 86. Minute eingewechselt. In einer Situation versprang ihm im Strafraum der Ball, kurz darauf spielte er die Kugel mit dem Oberarm. Kein glücklicher Jokereinsatz, der womöglich die anstehende Ausleihe zum HSV forciert hat. Ohne Note.

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