Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 2:3 (1:1)

Verdiente Niederlage

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Nico Elvedi lieferte sich packende Duelle mit dem flinken Christian Pulisic.  (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Nico Elvedi lieferte sich packende Duelle mit dem flinken Christian Pulisic. (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Die Niederlage der Gladbacher Borussia gegen die Namenscousine aus Dortmund war verdient, da der Gast das bessere Team war. Die Borussen fanden nicht die richtige Mischung - weder als Team, noch individuell.

Yann Sommer: War der Gladbacher mit den viertmeisten Ballkontakten, was deutlich macht, wie sehr er als ›Notlösung‹ gegen das Dortmunder Pressing mit Rückpässen beschäftigt war. Dass der Schweizer die meisten Fehlpässe spielte, ist der Tatsache geschuldet, dass ihm oft nur Verzweiflungsversuche blieben. In seinem Kerngeschäft mit einer überragenden Rettungstat gegen Dembélé in der ersten Halbzeit und einem sicher gehaltenen Schuss von Pulisic nach der Pause. Beim Elfmeter spekulierte er früh auf die Ecke, so dass er den nicht fest und noch dazu mittigen Schuss von Reus nicht parieren konnte. Beim 2:2 wurde Sommer von Aubameyang umkurvt, beim finalen Gegentor ohne Abwehrchance gegen die Kopfballweiterleitung ins lange Eck. Note 3,0.

Nico Elvedi: Hatte große Mühe mit dem lebhaften Pulisic, der ihm mehrfach entwischen konnte. Zudem klappte die Abstimmung mit Traoré nicht. Beide diskutierten des Öfteren, weil die Übernahme des nachrückenden Guerreiro nicht funktionierte. Im Spiel nach vorne vor der Pause fast nicht existent, konnte sich der Schweizer nach dem Seitenwechsel zumindest in Ansätzen zeigen. Dabei trieb er den Ball einige Male mit bemerkenswertem Tempo nach vorne, doch es fehlte die Idee und das Zutrauen, die Aktion abzuschließen. Nach seiner (zweifelhaften) Gelben Karte in der 71. Minute latent platzverweisgefährdet, weil er immer wieder in die direkten Duelle gegen die konternden Dortmunder Flitzer musste. Machte daher in der 81. Minute Platz für Korb. Note 4,0.

Andreas Christensen: Startete mit einem Foul (Ziehen) nach wenigen Sekunden gegen Reus. Sein Wegrutschen im Zweikampf mit Pulisic leitete die Elfmetersituation ein. Hatte im Spielaufbau gegen das Pressing der Dortmunder Probleme und spielte die meisten Rückpässe zu Sommer. Vor dem 2:2 fehlte zur Unterbindung des Passes auf Aubameyang ein halber Schritt. Christensen versuchte, mit beherzter Grätsche auf der Linie zu klären, doch Aubameyang setzte den Schuss in der perfekten Höhe über Christensen hinweg ins Netz. Der Däne unterband zwei, drei Kontersituationen mit starkem Stellungsspiel, musste allerdings auch mehrere Schnittstellenpässe passieren lassen. Note 4,0.

Jannik Vestergaard: Wie die Kollegen wirkte er verunsichert durch das Forechecking der Dortmunder. Der eine oder andere Panikpass unterlief dem langen Dänen, wobei er auch einen der seltenen gelungenen weiten Pässe (nach rechts zu Hofmann) spielte. Wehrte sich gegen die flinken Dortmunder mit allen Kräften und konnte zumindest als ›Rammbock‹ das eine oder andere Mal dazwischenfunken. In der zweiten Halbzeit wurde es zeitweise sehr undankbar, als Dortmund vermehrt Raum zum Kontern bekam und er noch mehr in Laufduelle verwickelt wurde. Der schwache Kopfball in Richtung Strobl, mit dem er Dortmund zum 2:2 einlud, war gleichwohl ein ziemlicher Fauxpas. Note 4,0.

Oscar Wendt: Konzentrierte sich zunächst ausschließlich auf die Defensive, wo er mit Dembélé alle Hände voll zu tun hatte, auch wenn Dortmund insgesamt über die rechte Gladbacher Seite gefährlicher war. In der gegnerischen Hälfte tauchte Wendt erst nach dem Seitenwechsel nachhaltig auf. Er ging deutlich energischer und bissiger zu Werke. Mit seiner scharfen Hereingabe hatte Wendt großen Anteil am Führungstreffer. Er blieb weiter ›hoch‹ postiert, was Dortmund in seinem Rücken einige Räume bescherte (u.a. bei der Pulisic-Chance). Dennoch war Wendt insgesamt der stabilste Gladbacher Abwehrspieler. Note 3,5.

Mo Dahoud: Startete mit dem Foulspiel zum Elfmeter äußerst unglücklich ins Spiel. Dieser missglückte Einsatz sowie die ihn offensichtlich vom Kopf her deutlich hemmende Situation um seinen Wechsel nach Dortmund führten zu einer bemühten, aber letztlich schwachen Leistung des 21-Jährigen. Sein Spiel war geprägt von Kurz- und Rückpässen, am Ball fehlte ihm die gewohnte Selbstverständlichkeit. So traf er auch in der insgesamt stärksten Phase des Teams nach dem Seitenwechsel mehrere falsche Entscheidungen. Die Auswechslung nach 64 Minuten gegen Bénes war folgerichtig, die lautstarken Pfiffe allerdings völlig unangebracht. Note 4,5.

Tobias Strobl: Wartete mit einer großen Laufleistung (12,75 Kilometer) auf und arbeitete mit viel Aufwand im Mittelfeld. Vor der Pause rettete er mit letztem Einsatz am Fünfmeterraum gegen den einschussbereiten Reus. Als Verbindungsspieler im Aufbau gegen die attackierenden Dortmunder hatte Strobl Schwierigkeiten, wobei er zunächst die persönlichen Fehler gering halten konnte. Spielerisch vermochte er allerdings kaum etwas beizutragen. Nach der Pause unterlief ihm ein Riesenbock gegen Reus, der nur mit viel Glück nicht bestraft wurde. Beim 2:2 involviert, als er den schlechten Kopfball von Vestergaard nicht erreichte und dann von Castro und Dembélé aus dem Spiel genommen wurde. Note 4,0.

Ibrahima Traoré: Fiel zunächst nur dadurch auf, dass er in der Rückwärtsbewegung große Probleme mit dem nachrückenden Guerreiro hatte. Das lag weniger an der mangelnden Bereitschaft von Traoré, die Wege zu machen, sondern vielmehr an der Abstimmung mit Elvedi hinsichtlich der Übernahmen. Da war viel Ratlosigkeit zu erkennen. Sein Wegrutschen im Mittelfeld gegen Reus und Pulisic eröffnete Dembélé die Großchance. Vorne konnte er sich kaum in Szene setzen, eine Freistoßflanke von der rechten Seite war schwach. Nach der Pause im allgemein offensiveren Spiel mehr am Ball, jedoch ohne eine wirklich nennenswerte Aktion. Ein krasser Fehlpass leitete einen Dortmunder Konter ein, etwas später wurde er durch Herrmann ersetzt. Note 4,5.

Jonas Hofmann: War gegen seinen Ex-Klub der ›Marathon-Man‹: Mit 12,8 Kilometern war er der laufstärkste Akteur auf dem Platz. Doch auch diesmal standen Aufwand und Ertrag nicht im richtigen Verhältnis. Er war aktiv, ließ sich fallen und versuchte das Spiel aus der Tiefe anzutreiben. Hofmann war sichtlich bemüht, Tempo ins Spiel zu bringen, doch er schaffte es nicht, seine Aktionen konsequent zu finalisieren. Mehrfach machte er gute Ansätze durch einen flapsigen Ballverlust kaputt. Trotz seiner bekannten Zaghaftigkeit im Zweikampf eroberte er mehrere Bälle, verdaddelte sie letztlich aber wieder. In der Schlussphase verursachte Hofmann den Freistoß vor dem 2:3. Note 4,0.

Lars Stindl: Fand zu Beginn aufgrund des nicht existenten Offensivspiels nur wenig Bindung. Der Kapitän ließ sich daraufhin zurückfallen, um mit aufzubauen. Das gelang teilweise, allerdings fehlte nun auf der vorgezogenen Linie ein Spieler, der mal einen Ball ›festmachen‹ konnte. Stindl lief erneut über 12 Kilometer, sein Hauptwirkungskreis war die Zone in Höhe der Mittellinie. Beim Treffer zum 1:1 rückte er zum richtigen Zeitpunkt mit auf und verwandelte den einzigen Gladbacher Torschuss vor der Pause eiskalt. Im zweiten Durchgang war Stindl an mehreren guten Kombinationen beteiligt. Mit seinem tollen Anspiel bereitete er die Herrmann-Chance vor. Note 3,5.

André Hahn: Fand zunächst überhaupt keine Bindung und hatte nur ganz wenige Aktionen, bei denen zudem die Ballbehandlung zu Wünschen übrig ließ. Über seine nimmermüde Einsatzbereitschaft biss er sich nach und nach ins Spiel. Nach dem Merino-Fauxpas legte er gut für Stindl auf und nach der Pause sorgte er mit seiner Körperlichkeit für einige Verwirrung in der Dortmunder Hintermannschaft. So holte er die Ecke vor dem Ausgleich heraus und hatte darüber hinaus noch einige Aktionen, die seinem großen Willen geschuldet waren. Unter dem Strich bestritt Hahn die meisten Zweikämpfe, sprintete mehr als alle anderen Gladbacher und lief 12,65 Kilometer. Note 4,0.

Laszlo Bénes: Kam nach einer Stunde für Dahoud und läutete damit die Zukunft in Gladbach ein. Bénes war direkt im Spiel und konnte sowohl mit seinen Pässen, als auch seinem Zweikampfverhalten gefallen. Die Dynamik am Ball war vielversprechend. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Kam nach seiner Einwechslung in den letzten zwanzig Minuten nur zu sechs Ballkontakten. Einer hätte allerdings die Gladbacher Führung bedeuten können, vielleicht müssen: Nach Stindl-Pass scheiterte Herrmann an Bürki. Ohne Note.

Julian Korb: Ersetzte den rotgefährdeten Elvedi in den letzten zehn Minuten auf der rechten Abwehrseite. Das machte er recht ordentlich, allerdings unterlief ihm beim Tor zum 2:3 der entscheidende Fehler, als er zwar an Guerreiro dran war, aber nicht mit hoch zum Kopfball ging. Ohne Note.

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