Einzelkritik: Hamburger SV - Borussia Mönchengladbach 2:1 (1:1)

Spürbarer Substanzverlust

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Herrmann scheitert an Adler (Foto: Martin Rose / Bongarts / Getty Images)

Herrmann scheitert an Adler (Foto: Martin Rose / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach unterlag beim Hamburger SV trotz Führung verdient mit 1:2. Der Ausfall des ›ersten Sturms‹ sowie der spürbare Substanzverlust aufgrund der Belastung waren am Ende nicht zu kompensieren.

Yann Sommer: Kassierte zwei Gegentore, bei denen er machtlos war und drei weitere Treffer, die jeweils zurecht wegen Abseits aberkannt wurden. Vier Bälle kamen auf sein Tor, die der Schweizer sicher parierte. Bei der Spieleröffnung landeten einige weite Schläge beim Gegner, was auch der Tatsache geschuldet war, dass die sich die Mitspieler nicht in Position bringen konnten. Eine hohe Hereingabe fing Sommer sicher ab. Note 3,0.

Nico Elvedi: Startelfdebüt für den Schweizer unter Dieter Hecking auf der rechten Seite. Hatte zu Beginn ein paar Orientierungsprobleme, weil er teilweise sehr ›hoch‹ stand. Rückte dann weiter zurück und zeigte durchaus gute Aktionen im Zweikampf (u.a. ein Tackling gegen Kostic) und beim Passspiel. So spielte er einen präzisen langen Ball auf Hofmann und leitete die Megachance von Drmić mit einem feinen Zuspiel auf Dahoud ein. Auch unter Bedrängnis meist ruhig. Rettete in der zweiten Halbzeit nach einem Hamburger Konter in höchster Not zur Ecke. Fatal jedoch sein Verhalten beim 0:1, als er (nicht zum ersten Mal) einen Defensivkopfball falsch einschätzte, die Stollen förmlich in den Rasen bohrte und Kostic den Führungstreffer ermöglichte. In der 77. Minute wurde er von Jantschke abgelöst. Note 4,0.

Andreas Christensen: Nach überstandenen Rückenproblemen wieder zurück in der Abwehrkette. Musste im Verlauf der Partie mehrere 50:50-Entscheidungen treffen, weil der Verbund vor ihm insgesamt deutlich mehr durchließ, als zuletzt gewohnt. Christensen entschied wichtige Zweikämpfe für sich und klärte mehrfach rechtzeitig, konnte jedoch nicht alles verhindern. Erzielte den Führungstreffer mit einem präzisen Kopfball, bei dem vom Timing her alles passte. Note 3,0.

Jannik Vestergaard: Räumte in Zusammenarbeit mit Christensen einiges weg, vor allem klärte er vor dem Strafraum hohe Bälle mit dem Kopf. Bei Hamburger Standards mit Problemen gegen Papadopoulos, den er nicht unter Kontrolle bekam. Durch das frühe Anlaufen der Gastgeber wurde Vestergaard im Aufbau zu mehreren langen Bällen genötigt, die allesamt nicht ankamen. In den Zweikämpfen am Boden sah er nicht gut aus - nur eine von fünf Grätschen war erfolgreich. Auch beim Tor von Wood grätsche er ins Leere, wobei der Hamburger Angreifer sehr abgezockt verzögerte. Note 3,5.

Oscar Wendt: Agierte offensiv zurückhaltend und brach seine Vorstöße meist frühzeitig ab um den Ball zu sichern. Damit brachte er zumindest etwas Beruhigung ins hektische Spiel. Mit seiner präzisen Freistoßflanke bereitete Wendt, der Stindl als Kapitän vertrat, den Führungstreffer vor. Seine drei Ecken verpufften, wobei ein Versuch, flach auf Strobl zu spielen, komplett daneben ging. Der Schwede eroberte mehrmals gut den Ball und klärte per Kopf im eigenen Sechzehner. Er schien die Sache im Griff zu haben, doch dann leitete er nach Ballgewinn mit einem Fehlpass am Strafraum das Hamburger Siegtor ein. Note 3,5.

Christoph Kramer: Mühte sich, bei Ballbesitz gegen das Hamburger Pressing Lösungen zu finden. Dabei unterliefen ihm allerdings nicht nur durch den Gegner erzwungene Ballverluste, sondern auch mehrere einfache Fehlpässe. Kramer führte die meisten Zweikämpfe aller Akteure. Seine Laufbereitschaft war wie gewohnt hoch, doch aufgrund der insgesamt nicht so guten Staffelung gab es teilweise große Lücken, die Kramer im Verbund mit Strobl nicht schließen konnte. Vor allem nach der Pause konterten die Hamburger mehrmals ungestört durchs Mittelfeld. Note 3,5.

Tobias Strobl: Hatte einige Probleme mit dem aggressiven Pressing der Hamburger, die direkt am Mann waren und Strobl daher kaum mal einen Verlagerungsball spielen konnte. Meist beschränkte er sich auf kurze Spielfortsetzungen quer bzw. auf die Seite. So blieb er im Spiel nach vorne wirkungslos - mit einer Ausnahme. Nach einem Ballgewinn spielte er den Klasse-Pass in den Lauf von Herrmann zu dessen Großchance. Ein einfacher Ballverlust von Strobl hatte eine Chance für Wood zur Folge. Nach der Pause schafften es Strobl und Kramer nicht, im Rücken der Angriffsreihe die Räume zu schließen, so dass der HSV mehrfach kontern konnte. Strobl sah nach 37 Minuten Gelb für eines seiner insgesamt vier Fouls. Note 4,0.

Patrick Herrmann: Strahlte vorne die meiste ›Drohung‹ aus, weil die Hamburger sichtlich Probleme mit seinen Antritten hatten. So holte er den Freistoß heraus, der zum 1:0 führte. In zwei, drei weiteren Situationen konnte er sich gut behaupten. Kurz vor der Pause bekam er die Großchance, als er auf Adler zulief, aber wegen fehlender Killerqualitäten scheiterte. Nach der Pause mit einer erfolgreichen Risikogrätsche am eigenen Strafraum. Nach vorne lief kaum noch was, nach 67 Minuten machte Herrmann für Hahn Platz. Note 3,5.

Jonas Hofmann: War zwar viel unterwegs, doch das Spiel lief weitestgehend an ihm vorbei. Hofmann hatte ganz wenige nennenswerte Aktionen. Weder über die linke Seite noch über rechts, als er mit Herrmann tauschte, strahlte er Gefahr aus. In jeder Halbzeit unterlief ihm ein haarsträubender Fehlpass direkt in den Lauf eines Hamburgers. Weiterhin Rätsel gibt Hofmanns Zweikampfverhalten auf. Nicht nur im Defensivzweikampf scheute er sich, zuzupacken. Auch wenn er selbst mit Ball am Fuß aggressiv angegangen wurde, zog er zurück und ließ die Störaktionen des Gegners geschehen. So hatten die Hamburger wenig Mühe, Hofmann zu neutralisieren. Nach knapp einer Stunde löste ihn Johnson ab. Note 4,5.

Mo Dahoud: Wurde als hängende Spitze mit allen Freiheiten hinter Drmić ausgestattet. Eine Rolle, die Dahoud eigentlich liegen müsste, die er in Hamburg jedoch eher schlecht als recht interpretierte. Seine stärkste Szene war die präzise Vorarbeit zur Drmić-Chance. Ansonsten konnte er sich vorne nicht durchsetzen, so dass er sich im Stil von Stindl zurückfallen ließ, um aus der Tiefe das Kombinationsspiel aufzuziehen. Doch seinen Pässen fehlte die Präzision, zudem gerieten mehrere Risikoabspiele zum Bumerang. Des Öfteren wurden die Hamburger durch Ballverluste von Dahoud zu Kontern eingeladen. Zu loben war letztlich nur die Laufbereitschaft - mit 11,9 Kilometern war er der laufstärkste Borusse. Note 4,5.

Josip Drmić: Seine vergebene Chance zum 2:0 war die Schlüsselszene der Partie. Dass er den Ball aus kurzer Distanz nicht im Tor untergebracht hat, ist nicht zu entschuldigen. Ansonsten mühte sich Drmić als Einzelkämpfer in vorderster Front. Das war undankbar, dennoch zeigte er sich und hängte sich rein. Bei einer Kopfballgelegenheit traf er den Ball nicht richtig. Der Schweizer verschenkte eine Ecke, die er hinter die Torauslinie zirkelte. Drmić braucht dringend ein Erfolgserlebnis, damit der Knoten platzt. Note 4,0.

Fabian Johnson: Kam in der letzten halben Stunde für Hofmann und sorgte mit seinem Positionsspiel für etwas mehr Stabilität in der defensiven Grundordnung. Nach vorne lief allerdings kaum etwas, ein Verlagerungsversuch bei einer Umschaltaktion kam nicht an. Ohne Note.

André Hahn: Ersetzte Herrmann ab der 67. Minute, was einen Qualitätsverlust zur Folge hatte. Hahn rieb sich zwar auf, ging dabei jedoch kopflos vor. Unnötige Fouls und Ballverluste waren die Folge. Ohne Note.

Tony Jantschke: Sollte in den letzten 13 Minuten an Stelle von Elvedi den Laden dichtmachen, wurde dann jedoch zur tragischen Figur, weil er den Ball vor dem Siegtor unglücklich vor die Füße von Wood abfälschte. Ohne Note.

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