Einzelkritik: Hertha BSC - Borussia Mönchengladbach 1:4 (0:2)

Souveräner Auswärtssieg

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Oscar Wendt nach seinem Tor (Foto: Dirk Päffgen)

Oscar Wendt nach seinem Tor (Foto: Dirk Päffgen)

Borussia Mönchengladbach zeigte sich im Auswärtsspiel bei Hertha BSC in vorzüglicher Verfassung. Die Fohlenelf gewann souverän, weil sie die Tore zum richtigen Zeitpunkt machte und Hertha zu keiner Zeit die Gelegenheit zur Spielkontrolle gewährte.

Yann Sommer: War bei der ersten Halbchance der Herthaner durch Kalou auf dem Posten, später verhinderte er mit einer hervorragenden Parade den Anschlusstreffer, als Kalou aufs untere Eck köpfte. Nach der Pause rettete er aus kurzer Distanz gegen Baumjohann. Pflückte danach eine Ecke am Fünfmetereck im ›ter-Stegen-Stil‹. Zu bemängeln war lediglich der Reflex beim Flatter-Schuss von Ronny, als er den Ball direkt vor den Kopf von Weiser bugsierte. Dazu geriet ein Abschlag unkontrolliert ins Aus. Note 1,5.

Håvard Nordtveit: Gab unter André Schubert sein Debüt als Rechtsverteidiger. Blieb in der Anfangsphase bei einem Kopfballduell nach langem Ball zweiter Sieger, schaute Kalou bei dessen Kopfballchance nur zu und schrammte unter einem hohen Ball her, wodurch Baumjohann noch eine Schusschance erhielt. Darüber hinaus jedoch sehr präsent und mit einer guten Partie. Gab den Berlinern keine Luft zum Atmen, kam mehrfach gut vor den Mann in der gegnerischen Hälfte. Spielte zwar ein paar Mal Foul, aber immer so ›temperiert‹, dass es noch im Rahmen war. Schaltete sich sehr oft ins Angriffsspiel ein und wusste mit Vehemenz und flüssigen Kombinationen zu gefallen. ›Scharfschütze‹, als er Kalou im Gesicht traf. In der kurzen ›Auflebungsphase‹ der Herthaner nach deren Tor verteidigte Nordtveit sehr sicher. Und er zeigte noch Vorwärtsdrang in der Schlussphase, als er gut mitlief und trocken zum 4:1-Endstand vollstreckte. Note 2,5.

Andreas Christensen: Verlor ein Kopfballduell gegen Kalou nach einer Ecke und leistete sich einen nennenswerten Fehlpass im Aufbau. Ansonsten eine grundsolide Partie des jungen Dänen. Wie die gesamte Abwehr wurde er von den harmlosen Berlinern nicht richtig gefordert. Auffällig, dass er einige Male sehr weit rausrückte, um den Ball zu erobern, was nicht immer gelang. Hier muss er gegen qualitativ bessere Gegner aufpassen. Im Passspiel mit einer sehr guten Quote, wobei die Spieleröffnung nicht ganz das hohe Niveau hatte, wie zuletzt im Heimspiel gegen Schalke. Note 3,0.

Álvaro Dominguez: Wie Christensen nur marginal von den Angreifern der Berliner gefordert. Der Spanier behielt Ruhe und Übersicht und sorgte für einen insgesamt sehr entspannten Nachmittag im Olympiastadion. Im Aufbauspiel stark eingebunden (er hatte die zweitmeisten Ballkontakte), was er ebenfalls ohne Probleme erledigte. Nur zwei Versuche, den langen Ball zu spielen, missrieten. Note 3,0.

Oscar Wendt: Vieles wirkte beim Schweden mühelos. Ein Zeichen, dass er sich momentan pudelwohl fühlt und viel Selbstvertrauen hat. Am Ball erledigte er alles mit der nötigen Ruhe, ohne dabei nachlässig oder unkonzentriert zu wirken. Wendt war sehr aktiv in der gegnerischen Hälfte und eroberte vorne mehr Bälle als hinten. Belebte in einer Situation mit viel Einsatz einen ›toten Ball‹ und war beim Führungstreffer als Goalgetter zur Stelle. Den Schuss gab er mit Wucht, aber auch gezielt ab. Note 2,0.

Mo Dahoud: Es ist schon erstaunlich, dass ein 19-Jähriger einen so deutlichen Qualitätsunterschied zu gestandenen Bundesligaspielern auf Berliner Seite offenbarte. Von derart selbstverständlicher Ballbehandlung und so eleganten Bewegungsabläufen waren Cigerci & Co meilenweit entfernt. Fast alles hatte Hand und Fuß, seine ›Zizou-Pirouette‹ war zum Zungenschnalzen. Perfekt, wie er stets seinen Körper zwischen Ball und Gegner bekam. Ab und an nahm es Dahoud etwas zu leicht, ohne dass es Folgen hatte. Verrichtete fleißige Störarbeit, wobei er in manchen Zweikämpfen ruhig einen Tick aggressiver zu Werke hätte gehen können. War wieder sehr viel unterwegs und wurde zwanzig Minuten vor Schluss durch Schulz ersetzt. Note 2,5.

Granit Xhaka: Zeigte eine sehr reife Leistung und blieb diesmal fast komplett ohne Nachlässigkeiten. Zuletzt wurde er mehrfach von hinten überrascht, diesmal war er auf der Hut. Xhaka war der zentrale Mann in Borussias Spiel (129 Ballkontakte) und konnte schalten und walten, wie er wollte. Spielte einen wunderbaren Pass auf Johnson vor dem 1:0. Den Elfmeter schoss er mittig, aber hart. Dass er seine Rolle als Kapitän lebt, zeigte sich auch an kleinen Dingen. Als Dominguez verletzt liegen geblieben war, eilte Xhaka nach draußen und holte fürsorglich eine Trinkflasche für den Kollegen. Note 2,0.

Ibrahima Traoré: Darf das spielen, was er am besten kann: Aus der Intuition heraus etwas Pfeilschnelles unternehmen. Mit diesen Aktionen stellte er die Berliner während der gesamten Partie vor Probleme. Auch wenn sich Traoré ab und an verhaspelte und nicht immer zielführend agierte, so beschäftigte er die Gegenspieler pausenlos und zermürbte sie durch das ständige Anrennen. Er riss so Löcher für Nachrücker, doch auch die Bewegungen und das Anbieten ohne Ball waren wertvoll. Holte den Elfmeter raus, als er leicht gezogen wurde. Zwirbelte fast noch einen Ball in seiner typischen Manier ins Eck und bereitete schließlich in der Schlussminute den Endstand mit seinem x-ten beherzten Antritt vor. Note 2,5.

Fabian Johnson: Ein absoluter Fighter, der so unspektakulär spielte, dass es schon wieder aufsehenerregend war. Er störte einerseits direkt das gegnerische Aufbauspiel, andererseits legte er unglaubliche Wege zurück, um Lücken zu schließen, Bälle abzulaufen oder Pässe zu blocken. War das geschehen, ging er sofort wieder mit nach vorne. Seine Wertigkeit für das Gesamtgefüge ist nicht hoch genug einzuordnen. Stark, wie er vor dem 1:0 zentral in die Schnittstelle lief und den Ball noch zu Wendt weiterleitete, anstatt auf einen durchaus möglichen Elfmeterpfiff aufgrund des Einsatzes vom Keeper zu spekulieren. Note 2,0.

Raffael: So ganz hatte der Brasilianer seinen grippalen Infekt noch nicht aus den Knochen. Zunächst schlief er etwas bei einem schnell ausgeführten Freistoß, dann unterlief ihm ein einfaches Zuspiel zu einem Herthaner. Der erste Torschuss war ziemlich drucklos. Der zweite Versuch passte, wobei doch einiges Glück dabei war. Er drängte zwar sehr gut nach vorne, doch letztlich führten ein unfreiwilliger Doppelpass mit zwei Berlinern und ein abgefälschter Schuss zum Erfolg. Danach mischte Raffael bei den Ballstafetten mit und half, die Partie souverän herunterzuspielen. In den direkten Zweikämpfen konnte er sich gegen seine Ex-Kollegen allerdings so gut wie gar nicht behaupten. Wurde eine Viertelstunde vor Schluss ausgewechselt. Dass Schubert den imaginären Hut zog, hatte wohl eher einen psychologischen Hintergrund. Note 3,5.

Lars Stindl: Die Physis des Ex-Hannoveraners ist herausragend. Erneut legte er die größte Laufdistanz aller Borussen zurück. Abnutzungserscheinungen lassen sich nicht ausmachen, obwohl er mittlerweile im Dreitagesrhythmus Laufleistungen am Limit erbringt. Doch Stindl ist weit mehr, als nur ein Kilometerfresser. Er half der Mannschaft mit vielen wichtigen und klugen Aktionen. So eröffnete er mit seiner Balleroberung die Chance auf den Sololauf zum 2:0. Sein Spielverständnis war bemerkenswert, viele Kombinationen liefen über ihn. Schade, dass er nach der Pause einen Konter nicht gut ausspielte, als deutlich mehr drin war. Immer, wenn er sich zurückfallen ließ und mit aufbaute, brachte er Ruhe ins Mittelfeld. Note 2,5.

Marvin Schulz: Kam für Dahoud und durfte in ein ›gemachtes Bett‹ schlüpfen. Das sind die besten Momente, um junge Leute zu bringen, wenn man (sicher) führt - man reift ja am besten in der Sonne. Schulz spielte erstmals als Sechser und wäre unmittelbar nach der Einwechslung fast zum Abschluss gekommen, als er im letzten Moment abgedrängt wurde. Spielte weitestgehend ordentlich mit und bereitete den vierten Gladbacher Treffer schön vor, als er auf Nordtveit ablegte. Ohne Note.

Thorgan Hazard: Ersetzte Raffael und wollte sich zeigen. Im Übereifer verursachte er den Elfmeter mit seinem Foul gegen Baumjohann. In puncto Zweikampfgeschick muss Hazard noch eine Menge lernen. Ohne Note.

Branimir Hrgota: Schubert hat ihn nicht vergessen. Kam für Stindl, wenn auch nur für die Nachspielzeit und hatte vier Ballkontakte. Ohne Note.

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