Peinliche Klatsche in München

»So darfst du nicht auftreten«

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Matthias Ginter und Oscar Wendt nach der Klatsche in München (Foto: Sebastian Widmann / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach kam bei Bayern München heftig unter die Räder. Vor allem nach der Pause ergab sich die Mannschaft in ihr Schicksal. Am Ende gab es bedröppelte Gesichter.

Schwindelig gespielt und mit leeren Blicken schlichen die Gladbacher Borussen nach dem Abpfiff vom Rasen der Allianz-Arena. Es hatte ein ›Bonusspiel‹ werden sollen, bei dem man mutig und befreit aufspielen wollte, weil es ja eigentlich nichts zu verlieren gab. Doch am Ende waren die Borussen doch die großen Verlierer: Eine in sich zusammengefallene Mannschaft, ohne Leidenschaft und fußballerische Klasse.

Dabei hatte alles so gut begonnen für die Gladbacher. »In der ersten halben Stunde haben wir vieles von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten«, sagte Trainer Dieter Hecking anschließend. »Wir hatten Ballbesitzphasen und gehen in Führung.«

Josip Drmić traf in der 9. Minute, was zu diesem Zeitpunkt als durchaus verdient bezeichnet werden kann. Die Bayern hatten es sehr ruhig angehen lassen und die Borussen ließen den Ball ansehnlich laufen. Doch damit war nach dem Führungstor Schluss. »Wir dürfen nicht wie auf Knopfdruck ein komplett anderes Spiel spielen«, wunderte sich Torschütze Drmić.

»Das kann nur schief gehen«

Der Rekordmeister sah sich veranlasst, nun die Initiative zu ergreifen. Die Gladbacher zogen sich immer weiter zurück. »Eigentlich hätte uns die Führung Zutrauen geben sollen«, sagte Hecking. »Doch als Bayern den Druck erhöht hat, haben wir keine Entlastung gefunden und nur lange Bälle ins Zentrum gespielt, die postwendend zurückkamen.«

»Das kann nur schief gehen, wenn du dich nur hinten rein stellst«, sagte Drmić. »Irgendwann geht eine Lücke auf und der Ausgleich war nur eine Frage der Zeit.« Mit diesem ersten Treffer durch Wagner war es dann auch um die Konzentration in der Defensive geschehen. »Vor dem 2:1 müssen wir besser und engagierter verteidigen«, ärgerte sich Hecking. »Dann wären wir wenigstens mit einem Unentschieden in die Halbzeit gegangen.«

»Eigentlich wollten wir nach der Pause den Faden der ersten halben Stunde wiederfinden«, so Hecking weiter. »Aber dazu hätte es Disziplin und Ordnung gegen den Ball und auch eigenen Ballbesitz bedurft. Das haben wir in der zweiten Halbzeit nicht mal mehr annähernd abgerufen.«

Keine Gegenwehr

Nach dem schnellen 3:1 durch Thiago ergaben sich die Gladbacher nahezu willenlos ihrem Schicksal. »Es ist im Kollektiv schief gelaufen«, sagte Hecking. »So darfst du nicht auftreten. Wir haben sehr schlecht verteidigt, haben die Bayern spielen lassen. Da muss sich dann auch innerhalb der Mannschaft viel mehr Gegenwehr entwickeln.«

Die Bayern waren derweil richtiggehend beglückt, dass sie nach der Tretertruppe von Sevilla am Mittwoch nun einen nahezu körperlos agierenden Sparringspartner vor die Flinte bekamen. »Du kannst in München verlieren und auch mal drei Gegentore kriegen. Aber das war in der zweiten Halbzeit viel zu einfach und darüber werden wir zu reden haben«, sagte Hecking.

Während die Bayern das Spiel gegen einen nicht konkurrenzfähigen Gegner schon weit vor dem Schlusspfiff abhaken konnten, wird die 1:5-Klatsche die Gladbacher noch länger begleiten. Nicht nur, weil Platz 7 mittlerweile sechs Punkte plus deutlich schlechteres Torverhältnis entfernt ist, sondern weil mit Blick auf die Saisonabrechnung nun auch die Charakterfrage gestellt werden muss. Nach einem Spiel, in dem es eigentlich nichts zu verlieren gab. Eigentlich.

 

von Marc Basten

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