Einzelkritik: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 2:1

Selbst geschlagen

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Zahlte Lehrgeld - Nico Elvedi (Foto: Dirk Päffgen)

Zahlte Lehrgeld - Nico Elvedi (Foto: Dirk Päffgen)

Borussia Mönchengladbach brachte sich in Wolfsburg selbst um den Lohn eines eigentlich sehr ordentlichen Auswärtsspiels. Zwei kollektive Aussetzer sowie fehlende Bissigkeit im Abschluss sorgten für die selbst verschuldete Niederlage.

Yann Sommer: Wieder so ein Spiel, das dem Keeper alles andere als geschmeckt hat. Fast gar nicht geprüft, außer bei einem Distanzschuss und einer Klärung mit dem Fuß, als er bei einem langen Ball rechtzeitig rausrückte. Und dennoch musste er zwei Gegentore schlucken. Beim 0:1 erwischte ihn Draxler mit seinem Drehschuss entgegen der Laufrichtung, beim 0:2 von Kruse war Sommer ebenso machtlos - der war einfach gut geschossen. Note 3,0.

Nico Elvedi: Startete ordentlich in die Partie, zahlte dann jedoch zweimal bitteres Lehrgeld. Beim 0:1 kam er überwild herangerauscht, wobei hier die deutliche Klärungsabsicht zu erkennen war, weil er mit einer Direktabnahme von Draxler rechnete. Beim 0:2 sah er allerdings wirklich amateurhaft aus. Dass man mal in eine ›Haken-Finte‹ tappt, kann passieren. Aber so weit weg vom Geschehen und dann so tollpatschig - das geht nicht. Nach der Umstellung als rechter Verteidiger spielte er klarer, wobei er immer wieder kleinere Stockfehler und Ungenauigkeiten einstreute. Note 4,5.

Andreas Christensen: Köpfte zunächst eine Kruse-Flanke rechtzeitig weg. Wurde beim ersten Gegentor von der unkonventionellen Weiterleitung von Arnold überrascht, beim zweiten Tor ohne Möglichkeit, einzugreifen. Sowohl in der Dreierkette als später auch in der Viererkette gewohnt solide. Rückte mehrfach mit auf und sah kurz vor der Pause eine unberechtigte Gelbe Karte nach einem Zusammenprall mit Arnold. Sehr sicher im Passspiel - er spielte die meisten Pässe aller Borussen (85) mit einer überragenden Quote von 93%. Gegen Ende mit kleineren Konzentrationsfehlern, die der Hektik geschuldet waren. Note 3,0.

Håvard Nordtveit: Machte zunächst als linker Akteur der Dreierkette und ab der 20. Minute als linker Innenverteidiger eine vernünftige Partie. Kam in einer Aktion rechtzeitig vor Schürrle an den Ball, bei anderen Rettungsaktionen manchmal mit zu großer Übersetzung. Vor dem 0:1 mit zu wenig Druck auf Passgeber Schürrle. Im Spiel nach vorne mit pragmatischem Passspiel. Sehr gut ein schöner Steilpass auf Hinteregger, nachdem er plötzlich blitzschnell mit Ball nach vorne drängte. In der zweiten Halbzeit bremste Nordtveit einen Konter gegen Arnold. Note 3,0.

Fabian Johnson: Fing im rechten Mittelfeld an, wo er nicht die große Bindung fand. Das änderte sich nach der Umstellung auf 4-4-2, als er links agierte und u.a. den Assist bzw. das Zuspiel auf Raffael vor dem Anschlusstreffer gab. Hatte die 100%ige Ausgleichschance, als er alleine vor Casteels scheiterte. Nach der Pause bei den Angriffsbemühungen beteiligt, aber auch er lief sich spätestens an der Strafraumgrenze fest. Wurde zehn Minuten vor Schluss gegen Hofmann ausgetauscht. Note 3,5.

Mo Dahoud: War auffällig in der ersten Halbzeit, als er mit gutem Passspiel gefiel und die Fäden zog. Verlor vor dem 0:2 vorne den Ball und hechelte nach den untauglichen Abwehrversuchen der Kollegen schließlich erfolglos hinter Arnold her. Leider passte die gegen Stuttgart noch so gute Raumaufteilung zwischen Xhaka und Dahoud diesmal nicht, weil beide zu offensiv unterwegs waren. Bei der Balleroberung sollte Dahoud energischer nachsetzen, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Sah Gelb für ein taktisches Foul an Luis Gustavo. Er gab einen Distanzschuss ab und spielte u.a. einen Klasse-Pass auf Raffael kurz vor der Pause. Nach dem Wechsel missglückte ein ›gelöffeltes‹ Zuspiel in Richtung Raffael - manchmal ist simpler besser. Dahoud hatte seine Kräfte wohl in der Phase zwischen Anschlusstreffer und Halbzeitpfiff verbraucht, denn es folgten zusehends Unachtsamkeiten und nach zwei gravierenden Fehlpässen wurde er ausgewechselt. Note 3,5.

Granit Xhaka: Leider in der Abstimmung mit Dahoud defensiv nicht so gut gestaffelt wie gegen Stuttgart. Er rückte über links sehr weit auf, selbst wenn Dahoud schon auf vorderster Linie unterwegs war. So musste er einige Male im Umkehrspiel hinterherlaufen. Vor dem 0:1 war er bei der Schürrle-Hereingabe zu passiv. Ganz schwach sein Zweikampfverhalten vor dem 0:2, als er Arnold an der linken Seitenauslinie einfach passieren ließ. Später ließ er Guilavogui ziehen, zum Glück klärte Hinteregger. Bei einem Konter der Wolfsburger gewann Xhaka hinten links gegen Kruse das Sprintduell. Im Aufbauspiel mit vielen sinnvollen Kurzpässen und sehr konzentriert. Note 3,5.

Martin Hinteregger: Zu Beginn im linken Mittelfeld mit einer robusten Eroberung, dann wollte er mit dem Kopf durch die Wand. Diese Aktion spiegelt es ganz gut wider: Hinteregger war körperlich präsent, die Finesse fehlte. Zudem interpretierte er seine Rolle sehr offensiv, vor allem beim zweiten Gegentor preschte er viel zu ungehalten durch, als Dahoud schon im Begriff war, den Zweikampf zu verlieren. Später als Linksverteidiger solide, u.a. mit der Klärungsaktion gegen Guilavogui, aber insgesamt ohne nennenswerten Mehrwert. Er grätschte, um Situationen zu beenden, und spielte, um den Ball loszuwerden. Note 3,5.

Thorgan Hazard: Nicht so wirkungsvoll wie zuletzt, weil er in viele Zweikämpfe verwickelt wurde, von denen er den Großteil verlor. Konnte sich nur selten im letzten Drittel durchsetzen. Arbeitete fleißig mit nach hinten, wobei ihm im Übereifer das eine oder andere Foulspiel unterlief. Sah berechtigterweise Gelb für ein Foul gegen Träsch. Nach der Pause hatte Hazard die große Ausgleichschance, doch anstatt mit Vollspann abzuziehen, schoss er mit dem Innenrist und so den am Boden liegenden Herrmann an. Wurde in der 76. Minute durch Hrgota ersetzt. Note 3,5.

Lars Stindl: Agierte wieder mit hohem läuferischen Aufwand und warf alles rein. Seine Balleroberung per Grätsche war die Basis des Anschlusstreffers. Dagegen kam er mit dem Versuch eines Tacklings gegen Arnold vor dem 0:2 zu spät. Wurde wegen eines angeblichen Offensivfouls bei einem Konter zurückgepfiffen, dabei wurde er von Arnold gefoult. Überhaupt - dass Arnold trotz zahlreicher Fouls ohne Verwarnung davonkam, war ein schlechter Scherz. Stindl langte kurz darauf an der Außenlinie sichtlich erbost über die vorherige Schiedsrichterentscheidung richtig hin. In der starken Phase nach dem Anschlusstor bis zur Halbzeit war Stindl an mehreren guten Angriffen beteiligt, u.a. bei einem schönen Doppelpass mit Raffael und dem tollen Pass zur Großchance von Johnson. Unmittelbar nach der Pause mit toller Direktabnahme, die leider von Casteels klasse pariert wurde. Nach der Auswechslung von Dahoud ging Stindl zurück, wo er weniger auffällig war als zuvor. Note 3,0.

Raffael: Spielte eine ganz starke erste Halbzeit. Er holte hakenschlagend die erste Ecke heraus und so hart, wie beim 2:1, hat er wohl noch nie geschossen. Da steckte ein Menge Frust über den Rückstand drin. Raffael ging mit sehr viel Selbstvertrauen in seine Dribblings. Kam einmal leicht vorbei am Gegenspieler und schoss knapp daneben. Nach der Pause weniger zwingend, weil Wolfsburg den von Raffael teilweise schwindelig gespielten Vieirinha durch den wesentlich defensivstärkeren Träsch ersetzt hatte. Zudem schwanden bei Raffael mit zunehmender Dauer sichtlich die Kräfte. Note 2,5.

Patrick Herrmann: Durfte in den letzten 22 Minuten mitwirken, blieb aber letztlich glücklos. Wurde im Strafraum von Casteels durchaus grenzwertig angegangen. In dieser Szene blockte er dann unfreiwillig den Torschuss von Hazard und wurde genauso unfreiwillig für eine Fair-Play-Aktion gelobt. Ohne Note.

Branimir Hrgota: Ersetzte Hazard, konnte sich jedoch nicht entscheidend in Szene setzen. Ohne Note.

Jonas Hofmann: Als letzte Offensivoption zehn Minuten vor Schluss eingewechselt. Durchaus mit gutem Passspiel, aber im Dribbling holte er nichts Überraschendes heraus. Er wirkt insgesamt ungelenker und weniger zielstrebig als in seinen guten Dortmunder Zeiten. Ohne Note.

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