Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV 0:0

Ohne Tore keine drei Punkte

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André Hahn nach seinem Fehlschuss (Photo by Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

André Hahn nach seinem Fehlschuss (Photo by Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach ließ gegen den HSV in einem durchschnittlichen, aber keinesfalls so schlechten Spiel, zu dem es teilweise gemacht wurde, zwei sichere Punkte liegen. Durch die fehlende Konsequenz im Abschluss brachten sich die Borussen selbst um den Heimsieg.

Yann Sommer: Nahezu beschäftigungslos. Er bekam keinen Schuss auf sein Tor, eine Flanke fing er sicher ab. Einmal stoppte er einen etwas schwer zu verarbeitenden Rückpass souverän und leitete den Ball gekonnt weiter. Mit guten Abwürfen auf die Seiten machte Sommer das Spiel so schnell, wie es die Situation hergab und ohne dabei überhastet zu wirken. Note 2,0.

Nico Elvedi: Bis auf zwei Situationen, wo er mit dem Timing etwas Mühe hatte und zögerte, lieferte der Schweizer eine hervorragende Partie ab. Er fing alles ab, was in seinen Bereich kam und war extrem stark in Eins-gegen-Eins-Duellen. Mehrfach kam er vor den Gegenspieler und erstickte jegliche Gefahr im Keim. Elvedi war energisch, bissig und immer einen Schritt schneller als der Gegner. Im Passspiel risikolos und sicher zum eigenen Mann. Hätte in der Schlusssekunde der Nachspielzeit zum Helden werden können, doch er blieb nicht so ruhig wie Kimmich in Frankfurt. Note 2,0.

Andreas Christensen: Ein langer Ball des Dänen landete im Seitenaus, ansonsten lieferte er ein tadelloses Spiel ab. Der junge Chef der jungen Abwehrkette ließ nichts anbrennen, war stabil in den Zweikämpfen und ließ sich auch vom bulligen Lasogga weder in der Luft noch am Boden beeindrucken. Christensen hatte mit Abstand die meisten Ballkontakte (143) bei einer sauberen Passquote von 94 %. Leider zog er sich eine Verletzung in der Gesäßmuskulatur zu und wird Borussia fehlen. Note 2,0.

Julian Korb: In seinem ‚Core-Business‘ als rechter Mann in der Dreierkette mit einer ordentlichen Vorstellung. Er klärte vor der Pause ein paar Mal besonnen zur Ecke und ließ im Verbund mit den Kollegen nichts anbrennen. Durch einige Fehler von Herrmann vor ihm kam auf der Seite mehrfach Unruhe auf, doch Korb bewahrte die Übersicht. Im Spiel nach vorne mit Licht und Schatten. Ein feiner Pass auf Hahn in der Anfangsphase und gute vertikale Pässe mischten sich mit einigen Bällen ins Nichts, die sich im zweiten Durchgang häuften. Note 3,0.

Christoph Kramer: Überzeugte mit einer stabilen Darbietung im zentralen defensiven Mittelfeld. Kramer war immer bemüht, das Spiel schnell zu gestalten, ohne dabei Ruhe und die Übersicht zu verlieren. Kreative Dinge gingen zwar eher wenige von ihm aus, doch er zeigte mehrfach Gespür für die Situation, u.a. beim Zuspiel auf Traoré vor dem Elfmeter. Sehr stark war er in der Arbeit gegen den Ball. Er räumte alles ab, erstickte Umschaltversuche der Hamburger im Keim und behauptete sich auch in Luftduellen. Kramer war der Meister des zweiten Balles. Note 2,5.

Mo Dahoud: Spielte den tollen Pass in den Lauf von Stindl vor dem ersten Elfmeter, als er blitzschnell die Situation erfasste. Er war bemüht für die kreativen Momente zu sorgen, um den Hamburger Riegel zu knacken. Dabei verlor er einige Male die Geduld, als er es mit zu optimistischen Anspielen versuchte. Insgesamt fehlte die Tiefe in seinem Spiel, um mit dem Ball etwas explosionsartig zu forcieren. Vielleicht wäre Dahoud in der Raffael-Rolle besser aufgehoben gewesen. Note 3,5.

Patrick Herrmann: Sein Startelfdebüt in dieser Bundesligasaison ging ziemlich in die Hose. Auf der rechten Bahn fehlte ihm der Raum, um seine Schnelligkeit auszuspielen. Douglas Santos bearbeitete ihn extrem bissig, so dass er kaum Zeit bekam, den Ball zu kontrollieren. Die Folge waren zahlreiche verlorene Zweikämpfe, Ballverluste und technische Unzulänglichkeiten. Herrmann fehlte körperliche Robustheit, gleichzeitig wirkte er auch vom Kopf her nicht bei der Sache. Die Auswechslung zur Pause war folgerichtig. Note 5,0.

Oscar Wendt: Im linken Mittelfeld aufgeboten mit der Vorgabe, sich bei Hamburger Ballbesitz zurückfallen zu lassen und so die Dreierkette zu einer Viererkette zu erweitern. Dies blieb aber zumeist Theorie, da der HSV zunächst zaghaft und nach der Roten Karte so gut wie gar nicht breit gefächert angriff. Wendt hielt sich gleichwohl im Offensivspiel zunächst merklich zurück, nachdem er zu Beginn einen Freistoß neben das Tor gezirkelt hatte. Für ein Spiel in Überzahl kamen die Borussen über links zu selten zur Grundlinie. Wendt trat zunächst nur nach dem zweiten Elfmeter in Erscheinung, als sein Nachschussvolley aus dem Stand am Tor vorbeiflog. Mit zunehmender Dauer tauchte Wendt vermehrt vorne auf. Mit einem starken Dribbling von links in die Mitte bereitete er Johnsons Großchance vor, später hatte er Pech, dass sein überlegter Schuss an den Pfosten klatschte. Note 3,0.

Lars Stindl: Hatte die erste Halbchance der Partie und holte alsdann den Elfmeter gekonnt heraus. Als das Spiel merklich stockte, wollte Stindl etwas forcieren, doch er verlor ein wenig die Kontrolle. Die Frust-Aktion gegen den bekannten Provokateur Spahic hätte gut und gerne zu einem Platzverweis führen können. Nach der Pause war er nach schönem Zusammenspiel mit Traoré fast erfolgreich mit einem typischen ‚Stindl-Schuss‘. Beim Elfmeter versuchte er es mit Gewalt – der Ball landete an der Latte. Stindl rieb sich auf, was nicht ohne Folgen blieb. Beim Rebound nach Wendts Pfostentreffer fehlten ihm Frische und Kaltschnäuzigkeit gleichermaßen. Note 3,5.

Fabian Johnson: Rückte durch den Ausfall von Raffael und Hazard in die Angriffsreihe auf, um dort mit Läufen in die Tiefe für Gefahr zu sorgen. Das funktionierte nicht, da sich Hamburg nach dem Platzverweis extrem zurückzog. Johnson war damit eigentlich raus, denn auf engem Raum stieß er an seine Grenzen. Er hatte ziemliche Probleme bei der Annahme bzw. der Verarbeitung von simplen Anspielen, erst recht, wenn er unter Druck geriet. Bei Hereingaben in den Strafraum versteckte er sich regelrecht hinter dem Gegenspieler, als wolle er vermeiden, vom Ball getroffen zu werden. Nach der Pause sollte er etwas hängender agieren, doch er blieb weitestgehend unsichtbar. Ausnahme die Schusschance nach Wendt-Solo, als Adler parierte. 23 Ballaktionen in 87 Minuten sind deutlich zu wenig. Note 4,5.

André Hahn: Tat sich, wie die Kollegen vorne, schwer im Hamburger Dickicht. In gewohnter Manier hängte sich Hahn rein, verdiente sich einen Einwurf durch einen Sprinteinsatz und rannte auch sonst jedem Ball hinterher. Das wurde richtig schmerzhaft, als er kurz vor der Pause aus Abseitsposition in den Strafraum lief und mit Alder kollidierte, der mit dem Knie voraus angesprungen kam. Die geplatzte Lippe musste genäht werden. Zuvor hatte Adler Hahn bereits wehgetan, als er den Elfmeter hielt. Der war so schlecht nicht geschossen, von daher kein Vorwurf an Hahn. Nach der Pause fightete Hahn weiter, kam aber nicht zu Abschlussaktionen und blieb letztlich harmlos. Note 4,0.

Ibrahima Traoré: Brachte nach seiner Einwechslung für Herrmann nach dem Seitenwechsel deutlich mehr Schwung auf die rechte Seite. Er forcierte das Eins-gegen-Eins und holte im Laufduell den Elfmeter raus, wobei er hier doch sehr bereitwillig den Bodenkontakt suchte. Traoré war engagiert und holte mehrfach Bälle zurück, die er zum Teil vorher selbst verloren hatte. Zwischendurch fehlte es ihm an Übersicht, als er es mit sinnlosen hohen Bällen in den Strafraum probierte. In der Nachspielzeit der große ›Ankurbler‹, u.a. mit einem gelungenen Hackenzuspiel auf Hofmann. Note 3,0.

Jonas Hofmann: Kam in der 85. Minute für Dahoud und hatte eine nennenswerte Aktion, als er nach Hackenzuspiel von Traoré rechts an der Grundlinie auftauchte, die Hereingabe aber nicht zum Mitspieler brachte. Ohne Note.

Jannik Vestergaard: Ging als Brechstange vorne rein, doch letztlich kamen die hohen Bälle nicht an. Ohne Note.

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