Einzelkritik: FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 2:2 (0:1)

Mehr war nicht drin

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An beiden Toren beteiligt - Ibo Traoré (Foto: Team2 Sportphoto)

An beiden Toren beteiligt - Ibo Traoré (Foto: Team2 Sportphoto)

Ein Punkt in Augsburg - Borussia Mönchengladbach war damit trotz der Pausenführung gut bedient. Mehr war letztlich nicht drin, denn es fehlte die defensive Balance im Zentrum.

Yann Sommer: Wieder zwei Gegentreffer für den Keeper, der bei beiden Toren ohne jede Abwehrchance war. Das galt genauso bei den Pfostentreffern. Er parierte einen Flachschuss von Bobadilla sicher und pflückte in der Schlussphase eine Flanke herunter - mit anschließender direkter Spielfortsetzung zu Raffael. Darüber hinaus war Sommer als Anspielstation gefragt. Wirkungsvoll und sicher im Kurzpassspiel, bei langen Bällen wurde es auch mangels Kopfballstarker Abnehmer oft ungenau. Note 3,0.

Nico Elvedi: Erhielt erneut den Vorzug vor Korb auf der rechten Abwehrseite. Bearbeitete die Außenbahn unermüdlich, machte weite Wege und sprintete viel. Das ging an die Substanz, was zu der einen oder anderen Ungenauigkeit führte. In der zweiten Halbzeit machte er Bekanntschaft mit Bobadilla, der nun über seine Seite kam. Da hielt Elvedi auch körperlich gut dagegen. Vorne setzte er sich vor dem 2:2 erst mit Glück durch, spielte dann nach Doppelpass mit Traoré fast von der Grundlinie die präzise Vorlage zu Johnson. Note 3,0.

Andreas Christensen: In der Anfangsphase geriet ihm eine Kopfballrückgabe in Richtung Sommer etwas zu kurz, doch er korrigierte die Situation rechtzeitig selbst. Etwas später rettete er nach Nordtveit-Fehler in letzter Instanz gegen Finnbogason, der Sommer bereits umspielt hatte. Im Passspiel gewohnt sicher und ohne Risiko. Bei der Flanke zum 1:1 war er hinter Finnbogason positioniert und konnte diesen beim Kopfball nicht mehr entscheidend stören. Nach der Hereinnahme von Hinteregger für Dahoud rückte er auf die Sechserposition. Dadurch war nun Kopfballpräsenz vor der Abwehrkette und Christensen schränkte den Aktionsradius von Koo wirkungsvoll ein. Im Offensivspiel natürlich nicht mit der Eleganz eines Dahoud, dafür der Faktor, warum Augsburg zu deutlich weniger Chancen kam. Zudem bereitete er die Xhaka-Schusschance mit einem guten Ballgewinn vor, ebenso die Möglichkeit von Raffael in der Schlusssequenz. Note 3,0.

Håvard Nordtveit: Konnte diesmal auf seiner erklärten Lieblingsposition in der Innenverteidigung nicht überzeugen. In der Spieleröffnung war es in Ordnung, solange er kurz und flach spielte, während die langen Bälle verpufften. Bei den Abwehraktionen mehrfach mit Schwierigkeiten im Stellungsspiel und im Timing beim Kopfball. Nordtveit rückte einige Male forsch raus, bekam jedoch keinen Zugriff oder rutschte weg. Bei einem langen Ball verschätzte er sich gegen Finnbogason böse und sein Versuch, per Kopfballwischer zurück zu Sommer zu legen, missriet. Zum Glück rettete Christensen. In der Schlussphase leitete er mit einem technischen Fehler in der Vorwärtsbewegung einen gefährlichen Gegenangriff ein und in der Nachspielzeit konnte er gemeinsam mit Brouwers Finnbogason nicht am Drehschuss hindern, der am Pfosten landete. Note 4,5.

Oscar Wendt: Hatte große Probleme im Zweikampf, der robuste Bobadilla setzte ihm deutlich zu und Wendt bekam wenig Zugriff. Immerhin gelang es ihm im Strafraum, einige Bälle aus der Gefahrenzone zu befördern. Er suchte wie gewohnt oft den Weg nach vorne und bereitete die Großchance von Hazard perfekt vor. Zudem ursächlich am Führungstor beteiligt, als er im zweiten Versuch klug auf Traoré passte. Nach der Pause zwar von Bobadilla (spielte nun auf der anderen Seite) befreit, aber in der Abwehrarbeit weiter nicht konsequent. Vor dem Ausgleich setzte er nicht genug Druck auf Flankengeber Verhaegh. Hatte in der Folgezeit die Riesenchance zum 3:2, als er in Höhe des Elfmeterpunktes einen ›Freischuss‹ mit rechts verballerte. In den Schlussminuten im linken Mittelfeld unterwegs. Note 4,0.

Mo Dahoud: Musste einen großen Aufwand betreiben, um sich der intensiven ›Betreuung‹ der Augsburger zu entziehen. Moravek spielte phasenweise Manndecker gegen Dahoud. Er konnte sich einige Male befreien und hatte seine Aktionen - u.a. den feinen Steckpass auf Wendt vor der Hazard-Chance. Probleme hatte Dahoud im Rückwärtsgang. Weniger bei den Zweikämpfen, denn hier hielt er zunächst ordentlich dagegen, sondern im Positionsspiel. Bei Augsburger Ballbesitz schob er sich nach vorne in den ›toten Raum‹, es folgte regelmäßig der lange Ball über ihn hinweg und er musste vergeblich zurückrennen. Das Loch vor der Abwehr konnte er so nicht schließen und da zudem Xhaka tief nach hinten rückte, kam Augsburg oftmals ungestört an und in den Strafraum. Nach der Pause nutzte der eingewechselte Koo diese Freiheiten. Vor dem Ausgleich verteidigte Dahoud gegen den Südkoreaner viel zu ›luftig‹. Nach 64 Minuten war Schluss für den Youngster. Note 4,0.

Granit Xhaka: Wie gehabt der Mann mit den meisten Ballkontakten (102) und einer ausgezeichneten Passquote. Er baute oft mit sicheren Zuspielen zentral zwischen den Innenverteidigern auf. Auffällig oft war Xhaka bei gegnerischen Angriffen tief im eigenen Strafraum zu finden. Mehrfach half er dort aus, insbesondere bei hohen Bällen. Beim Ausgleich erreichte er den Flankenball per Kopf allerdings nicht, beim 1:2 war Xhaka ebenfalls involviert. Zunächst köpfte er den Ball, wieder tief im eigenen Sechzehner, unkontrolliert zentral aus dem Strafraum. Weder Dahoud noch Xhaka selbst besetzten ihr eigentliches ›Revier‹, Koo kam frei zum Schuss, Xhaka fälschte unglücklich ab und Caiuby verwertete den Querschläger. Als Christensen aufrückte, profitierte auch Xhaka. Beide verdichteten das Zentrum deutlich besser. In der Schlussphase gab Xhaka einen starken Flachschuss ab, den Hitz mit einer Glanztat entschärfte. Bemerkenswert, dass Xhaka in diesem Kampfspiel ohne Foul auskam und sich zu nichts hinreißen ließ. Note 3,0.

Ibrahima Traoré: Brannte bei seinem Ex-Klub auf den Startelfeinsatz, den er aufgrund der Versetzung von Hazard in die Spitze erhielt. Wie üblich war ›Ibo‹ sehr aktiv und umtriebig. Doch zunächst fehlte die Balance. Irgendwie bezeichnend war die Aktion, als er ganz stark den Ball eroberte und ihn einen Augenblick später verplemperte. Ein paar Mal flipperte ihm die Kugel weg, dennoch war er mit seiner Unberechenbarkeit ein Faktor. So beim Führungstor, als er sich den Ball sehr unkonventionell im Sechzehner selbst vorlegen wollte und damit unfreiwillig den Assist für Raffael gab. Auch beim Ausgleich entscheidend beteiligt, indem er Elvedi mustergültig anspielte. Nach hinten eifrig und mit einer feinen Grätsche. Machte in der 67. Minute Platz für Herrmann. Note 3,5.

Fabian Johnson: Sehr viel unterwegs auf seiner linken Seite und mit einigen guten Aktionen, bei denen nach hinten heraus der letzte Tick fehlte. So blieb er zweimal in aussichtsreicher Position noch hängen, nach einer Hazard-Flanke missriet die Direktabnahme. Bei seinem Treffer zum 2:2 antizipierte er sehr gut und schloss flüssig ab. Später setzte er Wendt hervorragend mit einer flachen Hereingabe in Szene, doch der verballerte die Riesenchance. Mit seinen unermüdlichen Läufen auch defensiv wieder sehr wichtig. Als Hazard vier Minuten vor Schluss ausgewechselt wurde, übernahm Johnson dessen Rolle als zweite Spitze. Note 3,0.

Thorgan Hazard: Durfte aufgrund der Stindl-Sperre in dessen zentraler Rolle auflaufen. Dabei ersetzte der Belgier Stindl durchaus gleichwertig - bis auf die Aktion in der 14. Minute, als er zwar in typischer Stindl-Manier zentral am Fünfer in die Wendt-Hereingabe spritzte, den Ball aber nicht an Hitz vorbeibrachte. Das Tor musste Hazard machen - ohne Wenn und Aber. In der Folgezeit mit mehreren starken Szenen, u.a. war er bei der Entstehung des Spielzugs zum 1:0 ursächlich beteiligt. Er eroberte mehrere Bälle im Mittelfeld und erstaunte zudem mit einigen gewonnenen Kopfballduellen. Und Hazard brachte mehrfach seine Schnelligkeit ein. Zweimal startete er sehenswert über links, doch einmal fand seine Hereingabe keinen Abnehmer und das andere Mal fehlten ihm nach einem Sprint über den halben Platz Kraft und Präzision beim Abschluss. Hazard lief viel und obwohl er vier Minuten vor Schluss ausgewechselt wurde, war er mit 12 Kilometern der laufstärkste Gladbacher. Note 3,0.

Raffael: Fand nur schleppend ins Spiel, aber er war zur Stelle, als es drauf ankam. Verwertete Traorés unfreiwillige Vorlage mit der nötigen Vehemenz zum 1:0. Danach mit einigen kleinen, feinen Aktionen, so als er Hazard mit einer geschickten Ablage an der Mittellinie auf die Reise schickte. Unverkennbar war, dass Raffael das körperliche Spiel der Augsburger überhaupt nicht schmeckte. Er rieb sich in vielen Scharmützeln auf, manchmal ließ er sich zu einfach vom Ball trennen. Ärgerlich, dass er keinen Kredit beim Schiedsrichter hatte, denn der pfiff nur dann für Raffael, wenn er überdeutlich umgesenst wurde. Mehrere Attacken mit offener Sohle, Halten oder Umreißen gegen Raffael ließ Kircher durchgehen. Kompliment an den Brasilianer, dass er immer wieder aufstand und weitermachte. In der Schlussphase von Christensen auf die Reise geschickt, doch es fehlten die ›Körner‹ und ein Augsburger konnte Raffael noch ablaufen. Note 3,5.

Martin Hinteregger: Kam in der 64. Minute für Dahoud und sortierte sich in der Abwehrkette ein. Seine erste Aktion war eine rustikale Balleroberung, kurz darauf klärte er gut mit dem Kopf als letzter Mann nach einem langen Ball. Sein Passspiel war okay, Ausnahme ein gefährlich unkontrollierter Pass in den Schlusssekunden. Zuvor schon mit einem technischen Fehler, als ihm der Ball ins Seitenaus versprang. Nach der Brouwers-Einwechslung als Linksverteidiger unterwegs und hier vom eingewechselten Esswein überlaufen. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Schön, dass ›Flaco‹ wieder da ist. Der 23-minütige Einsatz machte gleichzeitig deutlich, dass noch ein langer Weg vor ihm liegt. Ihm gelang so gut wie gar nichts, er wirkte in allen Belangen (was nur verständlich ist) wie ein Fremdkörper. Dennoch war er ein Glückspilz: Weil er wieder auf dem Platz stand und weil Finnbogason in der dritten Minute der Nachspielzeit nach Hermanns unfreiwilliger Kopfballvorlage nur den Pfosten traf. Ohne Note.

Roel Brouwers: Durfte in den letzten vier Minuten plus Nachspielzeit ran und hatte durchaus noch zu tun. Er klärte per Kopf zur Ecke und blockte einen Schussversuch. Den Pfostenschuss in der Nachspielzeit konnte er gemeinsam mit Nordtveit nicht verhindern. Ohne Note.

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