Nach dem Triumph in Leverkusen

»Lobt sie nicht zu sehr in den Himmel«

Created by von Marc Basten und Jan van Leeuwen
Ausgelassene Freude (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Ausgelassene Freude (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Der erste Auswärtssieg der Saison und das nach einem 2:0-Pausenrückstand in Leverkusen. Es war ein eindrucksvoller Auftritt der Gladbacher, die bei allem verständlichen Jubel anschließend kühlen Kopf bewahrten.

»Wir hatten schon vor dem Spiel im Hotel ein gutes Gefühl, dass heute etwas drin ist«, erzählte Oscar Wendt im Anschluss an den ersten Sieg auf fremdem Platz in dieser Bundesligasaison. Der Schwede grinste breit, was bei Halbzeitpfiff noch ganz anders aussah. Da schlichen Wendt & Co wie geprügelte Hunde in die Kabinen.

2:0 für Leverkusen leuchtete es auf der Anzeigetafel. Die Auswärtsdeppen aus Gladbach waren mal wieder in ihrem Element und erweiterten das Portfolio um die Bezeichnung ›Eckendeppen‹. Zweimal ließen sich die Borussen übertölpeln: Beim ersten Gegentor war es ein Stellungsfehler von Vestergaard, beim zweiten wurde Jantschke ausgebremst und alle anderen blieben passive Zuschauer.

Bayer schien die Partie im Sack zu haben, obwohl die Gemengelage auf dem Feld das eigentlich nicht hergab. »Wir hatten schon in der ersten Halbzeit eine sehr gute Spielanlage«, sagte Dieter Hecking. Oscar Wendt bestätigte: »Wir haben sehr gut angefangen und kriegen dann zwei solche Scheiß-Tore«. »Das muss man besser verteidigen«, monierte Hecking. »Zwei Standardgegentore in der Form sollten nicht passieren«.

Hazards ausgelassene Chance »war ein Signal«

Doch es schien irgendwie typisch für die aktuelle Situation bei Borussia, dass man sich ein eigentlich gutes Auswärtsspiel mal wieder selbst kaputt machen würde. Dabei trat Leverkusen alles andere als souverän auf. »Man hat die Verunsicherung auch bei Leverkusen gemerkt«, sagte Christoph Kramer über sein Ex-Team. »Die waren ja richtig am Schwimmen, selbst als wir nicht großen Druck ausgeübt haben«.

Umso bitterer der klare Pausenrückstand für die Fohlen. »Ich habe den Spielern gesagt, dass wir stabil bleiben, uns als Mannschaft wehren und nicht einbrechen dürfen - dann geht hier noch was«, sagte Hecking. Zunächst sah es nicht so aus: Bayer hätte nach einer Ecke fast den dritten Treffer erzielt, dann vergab Hazard freistehend die Riesenchance. Alles schien zu sein wie immer in den letzten Monaten. »Aber die Chance von Hazard war ein Signal«, sagte Hecking.

»Zweikämpfe angenommen, Willen und fußballerische Qualität gezeigt«

Tatsächlich blieben die Gladbacher dran und belohnten sich mit dem Anschlusstreffer. »Dadurch haben wir Luft bekommen«, meinte Oscar Wendt. Während die Leverkusener immer unsicherer wurden, drehten die Borussen auf. »Die Mannschaft hat die Zweikämpfe angenommen, Willen und fußballerische Qualität gezeigt«, lobte Eberl. Stindl erzielte den Ausgleich, Raffael den Führungstreffer. Und in den verbleibenden zwanzig Minuten sicherte sich das Team gemeinschaftlich mit hohem Einsatz den unter dem Strich verdienten Sieg.

»Heute bedeutet das mehr als nur drei Punkte«, hob Oscar Wendt die Tragweite des Erfolgs hervor. »Ich glaube schon, dass das die Wende war.« »In der Zusammenarbeit zwischen Trainer und Mannschaft ist so ein Sieg Gold wert«, meinte Hecking.

»Die Leistung musst du jetzt Woche für Woche bringen«

Trotz aller Freude über den Coup in der BayArena waren die Protagnisten um Bodenhaftung bemüht. »Wir dürfen nicht denken, dass jetzt wieder alles von alleine geht«, warnte Christoph Kramer. »Wir müssen diesen Weg weitergehen, dann kann dieser Sieg zu einer richtig guten Wende in dieser Saison werden.«

So sah es auch die sportliche Leitung. »Wir haben ein Spiel gewonnen, ich möchte nicht zu sehr in Lobeshymnen ausbrechen«, sagte Max Eberl. »Es waren viele positive Aspekte, die es zu bestätigen gilt. Die Jungs sehen, dass es funktioniert, wenn sie es gemeinschaftlich machen. Das muss ihnen das Vertrauen geben. Die Leistung musst du jetzt Woche für Woche bringen, um weiter zu punkten.«

»Viel zu früh, jetzt alles wieder rosarot zu sehen«

»Ich hoffe, dass die Mannschaft das richtig einordnet und nicht meint, dass schon wieder alles super ist«, führte Dieter Hecking aus. »Es waren viele Pluspunkte da, daran darf sich die Mannschaft in den nächsten Wochen messen lassen. Aber es ist viel zu früh, jetzt schon alles wieder rosarot zu sehen. Nach so einem Spiel ist es die größte Gefahr zu glauben, dass Freiburg mal eben im Vorbeigehen geschlagen werden kann. Es geht darum, Mentalität auf dem Platz zu entwickeln und die war heute spürbar. Da sind ein paar Dinge, die lassen sich gut an. Aber bitte, lobt sie nicht zu sehr in den Himmel. Gemach, gemach.«

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