Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Juventus Turin 1:1

Internationale Klasse

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Manchmal waren die Borussen auch für Pogba zu schnell (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Manchmal waren die Borussen auch für Pogba zu schnell (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach verpasst durch das 1:1 gegen Juventus Turin den Einzug in die K.-o.-Phase der Champions-League. Und dennoch wies die Fohlenelf auf beeindruckende Art und Weise ihre internationale Klasse nach.

Yann Sommer: In der ersten Halbzeit extrem als Anspielstation im Spielaufbau gefordert. Da die sich nach außen anbietenden Innenverteidiger sowie der ›Ballabholer‹ aus dem Mittelfeld zugestellt wurden, musste Sommer oft den langen Ball schlagen. Bei der Suche nach einer ›kurzen‹ Anspielstation ging er hier und da ins Risiko. Einmal bei einem Doppelpass mit Christensen, in der zweiten Halbzeit dribbelte er sich in einer Situation fast um Kopf und Kragen. Ansonsten löste er die Konstellationen souverän. Rettete vor der Pause mit einem starken Reflex gegen Evra im kurzen Eck, beim Gegentor war er machtlos. Nach der Roten Karte nicht mehr ernsthaft geprüft. Note 2,5.

Håvard Nordtveit: Erneut als Rechtsverteidiger aufgeboten, schaltete er sich immer wieder mit nach vorne ein. Er köpfte zwei Verlagerungspässe direkt weiter, mehrere nahm er gut an. Schlug eine Bananenflanke und spielte mehrere gute, bedächtige Pässe (u.a. zu Traoré). Er wirkte nur ganz selten hektisch, war bissig als Balleroberer, aber immer beherrscht. Gab zwei Schussversuche ab, als es Position und Situation hergaben. Hätte sich im Verlauf der ersten Halbzeit vielleicht etwas zurückfallen lassen sollen, um die Pattstellung im Aufbau zu beenden. Kurz nach dem Seitenwechsel einmal böse von Pogba ausgetrickst. Note 3,0.

Andreas Christensen: Eine sehr erwachsene und abgeklärte Leistung des Dänen. Eine coole Brustabnahme und das anschließende Zuspiel zu Sommer zeigten das Selbstvertrauen. Christensen war bei vielen Standards der Abräumer, zweimal auch im allerletzten Moment. Seine Ruhe war beeindruckend, er ließ sich nicht ablenken. So akzeptierte er eine Fifty-Fifty-Entscheidung vom (exzellent leitenden) Schiedsrichter zugunsten der Italiener ohne Murren und nahm sofort wieder seine Position ein. Im Aufbauspiel nicht so auffällig wie zuletzt, wobei er trotz der vielen Drucksituationen kein Nervenflattern zeigte. Note 2,5.

Álvaro Dominguez: Wurde beim Aufbau wie Christensen stets von den Juventus-Stürmern gestellt. In der Anfangsphase konnte er sich öfter sicher herauskombinieren. Danach deckten die Turiner noch intensiver, so dass kaum ein geordnetes Passspiel möglich war. Der Spanier war gewohnt zweikampfstark, alleine bei einem Kopfball war er nicht zur Stelle. War in die Aktion verwickelt, in der Hernanes die Rote Karte sah. Zum Glück verletzte sich Dominguez nicht. Note 3,0.

Oscar Wendt: Ein starkes Spiel des Schweden, der immer bereit war, sich hinter den Rücken der gegnerischen Abwehr zu schleichen. Es war aller Ehren wert, was der so über die linke Seite veranstaltete. Er kombinierte, drohte, suchte Doppelpässe und lauerte ständig auf Lücken. Das alles sehr kontrolliert und wachsam - den ›Bruder Leichtfuß‹ Oscar Wendt gibt es nicht mehr. Wenn er hinten zupacken musste, erledigte er das in blitzsauberer Manier. Spielte den Pass vor dem Tor, wobei der eigentlich ungenau geriet und durch die Einlage von Chiellini erst richtig scharf wurde. Note 1,5.

Mo Dahoud: Es ist wirklich erstaunlich, mit welchem Selbstverständnis dieser unerfahrene Youngster auch in solch einem Spiel auftritt. Überragend, wie er sich unter schwerstem Pressing mit Körpertäuschungen löste. Er wusste immer, was um ihn herum passierte, auch deshalb konnte er sich mehrfach freidrehen, indem er einfach ohne Berührung den Ball laufen ließ. In der Anfangsphase leistete er im Aufbau Hilfe, indem er gute Dreiecke bildete und man zusammen rauskombinierte. Herausragend sein Schuss, der ans Lattenkreuz krachte. Zielte in Rückenlage mit links drüber, danach schoss er noch einmal überhastet, als zwei Kollegen besser postiert waren. Zu bemängeln waren einige finale Pässe, denen die Genauigkeit fehlte. Obwohl er in der Schlussphase auf dem Zahnfleisch ging, spielte er durch und legte die größte Laufdistanz aller Gladbacher zurück. Note 2,0.

Granit Xhaka: Eine starke und sehr reife Partie des Kapitäns. Er gewann unzählige Zweikämpfe, und zwar überall auf dem Platz - von links vorne bis rechts hinten. Dort, wo kleine Brandherde auftraten, war er sofort mit dem Feuerlöscher zur Stelle. Er kurbelte das Spiel gewaltig an, auch wenn nicht jeder Verlagerungspass ankam. Die meisten waren Klasse, auch in hohem Tempo. Hinten mit einer zu frühen Grätsche im Strafraum, die riskant war. Beim Kopfballduell mit Chiellini, der nach einer Ecke knapp daneben köpfte, nur zweiter Sieger. Insgesamt jedoch eine ganz starke Leistung von Xhaka, der auch gegen Ende der Partie noch etwas erzwingen wollte und einmal sogar über die linke Seite energisch nach vorne preschte. Der Reifeprozess geht weiter - dumme Fouls oder lässige Spielereien unterließ Xhaka komplett. Note 1,5.

Ibrahima Traoré: War wie gewohnt mit viel Tempo unterwegs, was die Italiener zumindest während der ersten Halbzeit manchmal verwirrte. Er versuchte es einige Male über die linke Seite oder durch die Mitte und beteiligte sich an den schnellen Angriffskombinationen nach Balleroberungen. Über rechts mehrfach mit seinem bekannten ›Move‹ nach innen, was Juve aber gut verteidigte. Als er einmal aus einer solchen Aktion zum Schuss kam, hatte Buffon einige Mühe. Nach der Pause, als Juventus sich verbarrikadierte, fehlte ihm der Raum. Er versuchte einiges, wirkte aber etwas ungestüm und ungeduldig. Note 3,0.

Fabian Johnson: Wieder mit einer bienenfleißigen Leistung auf der linken Seite. Im Zusammenspiel mit Wendt fast perfekt abgestimmt, die Raumaufteilung dort ist herausragend. Johnson ging die Wege nach hinten, eroberte mehrfach die Bälle und beteiligte sich an den Umschaltangriffen. So lief er beim Führungstor von rechts gut mit ein und traf überlegt ins Eck. In der zweiten Halbzeit mit einer Blitzabnahme nach Wendt-Zuspiel im Strafraum, leider flog der Ball knapp über den Querbalken. In Überzahl bei der Ballzirkulation einbezogen, aber ohne nennenswerte Akzente. Hinten beim Gegentor involviert, als er gegen Lichtsteiner einen Tick zu spät schaltete und von Pogbas Zauberpass überrascht wurde. Note 3,0.

Raffael: In der absoluten Anfangsphase war er der erste Borusse, der etwas Ruhe einbrachte. Dies übertrug sich irgendwie auf sein eigenes Spiel, denn er war längst nicht so explosiv wie sonst. Seine Solo-Ansätze waren vergleichsweise selten, was vielleicht auch mit dem Respekt vor Juves Abwehrspezialisten zu tun hatte. Gleichwohl war Raffael an fast allen gefährlichen Aktionen beteiligt. Beim Führungstor war er hellwach, als Chiellini patzte und bediente Johnson uneigennützig. Raffael spielte die Ablage zum Schuss von Xhaka und gab die butterweiche Flanke zu Stindls Großchance. Note 3,0.

Lars Stindl: Wieder mit einem großen Lauf- und Aktionsradius. In der ›Pressingphase‹ im ersten Durchgang sehr aktiv und stabil bei der Balleroberung. Mehrfach stocherte er erfolgreich so lange herum, bis er selbst einem Pogba den Ball klaute. Stark, wie Stindl die Bälle behauptete und sich auch unter verschärftem Druck nicht aus der Bahn drängen ließ. Er selbst kam diesmal nur wenig in gefährliche Abschlusssituationen. Den Kopfballaufsetzer aus kurzer Distanz kann man schon machen, auch wenn Buffon stark parierte. Nicht selbstverständlich ist die enorme Laufleistung, die Stindl alle drei Tage abliefert. Auch gegen Turin lief er über 12 Kilometer. Note 3,0.

Thorgan Hazard: Hätte zum Matchwinner avancieren können, doch Buffon lenkte den feinen Schuss des Belgiers mit den Fingerspitzen an die Latte. Ohne Note.

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