Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Werder Bremen 2:2 (2:0)

Gefühlte Verlierer

Created by 25. Spieltag: Borussia MG - Werder Bremen 2:2
Die Bremer freuen sich, Elvedi ist frustriert  (Foto: Christof Koepsel / Bongarts / Getty Images)

Die Bremer freuen sich, Elvedi ist frustriert (Foto: Christof Koepsel / Bongarts / Getty Images)

Mit dem 2:2 nach 2:0-Führung konnte bei Borussia Mönchengladbach niemand zufrieden sein. Die Gladbacher blieben vor allem nach der Pause zu viel schuldig, wie auch die Einzelkritik belegt.

Yann Sommer: Fing eine Kruse-Hereingabe gut vor Belfodil ab und lenkte den von Ginter abgefälschten Schuss von Belfodil im kurzen Eck mit starker Reaktion zur Ecke. Einen Kopfball von Johannsson nach der Pause parierte er, einen Schuss des Bremer Angreifers lenkte Sommer noch mit den Fingerspitzen über die Latte. Beim Anschlusstreffer flog der Kopfball von Delaney über Sommer hinweg. Es war nicht ganz aufzulösen, ob Sommer möglicherweise bei einer entsprechenden Reaktion eine Chance gehabt hätte, an den Ball zu kommen. Deutlich machtlos war der Goalie beim Ausgleichstreffer. Note 3,0.

Reece Oxford: Hatte einige Schwierigkeiten im Stellungsspiel und verfestigte den Eindruck, dass er als Rechtsverteidiger nur eine Notlösung sein kann. Ließ immer mal wieder zu viel Raum für die Gegenspieler, so dass diese zu einfach passieren konnten. Am Ball sehr steril und mit zu viel Streuung im Passspiel. Einige Bälle hatten zwar die nötige Schärfe, andere verunglückten jedoch komplett. Beim Bremer Anschlusstreffer musste er Delaney ziehen lassen, weil er weggeblockt wurde. Mit muskulären Problemen in der 82. Minute ausgewechselt. Note 4,0.

Matthias Ginter: Insgesamt mit einer eher unauffälligen, aber soliden Leistung. Sah im ersten Durchgang bei einer Belfodil-Chance nicht ganz glücklich aus, als er zunächst lange wegen eines Einwurfs reklamierte, dann etwas zu spät dran war und den Ball fast zum Eigentor abfälschte. Im Spielaufbau ohne Risiko und mit einer 95%igen Passquote. Note 3,0.

Jannik Vestergaard: Warf sich bei der ersten Bremer Chance in den Schuss von Augustinson und klärte so im letzten Moment zur Ecke. In drei, vier weiteren Szenen blockte er Angriffsversuche seines Ex-Klubs im Strafraum ab. Einige Male wurde Vestergaard ausgespielt, laut Statistik entschied er nur einen von zehn Zweikämpfen für sich. Beim Treffer zum 2:2 war er nicht nah genug dran und sein Versuch, mit langem Bein zu retten, misslang. Note 3,5.

Nico Elvedi: Schob über seine linke Seite viel mit an, spielte die meisten Pässe bei Borussia mit einer beachtlichen Quote von 91%. Auch in den Zweikämpfen zumeist rechtzeitig am Mann und mit der nötigen Konsequenz. Dennoch wieder mit zwei, drei ›Schlafphasen‹, von denen eine bestraft wurde. Beim Anschlusstor war es sein Gegenspieler Veljkovic, der Oxford blockte, während sich Delaney schon frühzeitig löste, bevor die Ecke getreten wurde. Elvedi hatte freien Blick auf die sich anbahnende Finte und hätte Delaney stellen können und müssen, verharrte aber als passiver Zuschauer. Beim Ausgleichstreffer der Bremer konnte er die Hereingabe nicht verhindern. Note 4,0.

Christoph Kramer: Wieder viel unterwegs und um konstruktives Aufbauspiel bemüht. Nach der schwungvollen Startphase beschränkte er sich zusehends auf Kurzpässe in der hinteren Zone, auch mangels Anspielmöglichkeiten. Die offensiven Nadelstiche setzte diesmal Zakaria. Nach dem Bremer Anschlusstor zog Kramer das Tempo an und wirkte energischer. Daraus resultierte der gute Lupfer-Pass zur Bobadilla-Chance. Dabei bekam Kramer einen Tritt ans Schienbein und musste anschließend wegen eines eingeklemmten Nervs ausgewechselt werden. Note 3,0.

Denis Zakaria: Die Grätsche, mit der er den Ball vor dem 1:0 gewann, war symptomatisch für seine Einstellung. Im weiteren Verlauf der Szene hatte er Glück, dass Delaney den unfreiwilligen Doppelpass spielte, der ruhige und überlegte Abschluss war stark. Die frühe Gelbe Karte nach zehn Minuten schränkte ihn ein und nach einem grenzwertigen Einsteigen wäre er um ein Haar mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. Die Schutzauswechslung zur Pause war notwendig. Allerdings nicht, weil es zu befürchten war, dass sich Zakaria ›Xhaka-mäßig‹ verhalten würde, sondern aufgrund der Tatsache, dass die Schiedsrichter per se Zakarias ›Stocheraktionen‹ viel zu kleinlich abpfeifen. Das wäre gerade auf dem schmierigen Boden nicht gutgegangen. Note 2,5.

Jonas Hofmann: War der laufstärkste Gladbacher, dem in Bezug auf Einsatzwillen nichts vorzuwerfen war. Doch erneut klaffte eine beachtliche Lücke zwischen Aufwand und Ertrag. Hofmann machte viel, davon wenig richtig Schlechtes, aber eben auch zu wenig richtig Gutes. Symptomatisch eine Situation im Mittelfeld, als er darauf spekulierte, dass sich ein Bremer bei einem hohen Ball verschätzt, dann aber überrascht war, dass das genauso so eintrat. Defensiv lief er einige Bremer Pässe ab, in den Mann-gegen-Mann-Duellen allerdings weiter mit hasenfüßigem Körpereinsatz. Vorne mit gutem Doppelpass mit Bobadilla und der Kopfballchance aus kurzer Distanz, als es Handelfmeter geben musste. Als Oxford acht Minuten vor Schluss rausmusste, rückte Hofmann neben Cuisance auf die Doppel-6. Note 4,0.

Thorgan Hazard: Sehr aktiv und mit den meisten Ballaktionen aller Akteure auf dem Platz. Brachte mit seinen Antritten oft Tempo ins Spiel und sorgte mit den Einzelaktionen zumindest ein wenig für Aufregung. Hazard versuchte es unermüdlich, doch mancher Kombinationsversuch blieb auch deshalb unvollendet, weil die Kollegen nicht mitspielten. Seine gute Hereingabe an den zweiten Pfosten konnte Hofmann aus kurzer Distanz aufgrund Eggesteins Handspiel nicht verwerten. Note 3,0.

Lars Stindl: Tummelte sich zumeist im Mittelfeld mit dem Anliegen, den entscheidenden Pass zu spielen. Drei, vier richtig gute Anspiele konnten die Mitspieler nicht verwerten, mehrfach machten ihm allerdings auch die Bremer einen Strich durch die Rechnung. Das Zusammenspiel mit Bobadilla funktionierte nicht mal ansatzweise so wie in der Vorwoche. Einige Aktionen von Stindl waren zu durchschaubar, hier und da ließ er Präzision wie Konzentration vermissen. Vor der Pause hatte er Glück, dass Bargfrede seinen Fehler am eigenen Strafraum nicht nutzte. Note 3,5.

Raúl Bobadilla: War viel unterwegs und warf sich in die Zweikämpfe, konnte allerdings kaum mal einen Ball kontrollieren. Vor allem in der ersten Halbzeit kamen ihm entweder die Bremer Abwehrspieler zuvor, die er mit seiner Körperlichkeit nicht schreckte, oder aber die Bälle versprangen ihm. Auch seine erste Chance, als er den Ball über das Tor drosch, entstand zufällig nach einem eigenen Annahmefehler. Bei der weiteren Möglichkeit im ersten Durchgang sprang Bobadilla in einen Abpraller, traf den Ball aber nicht richtig. Nach der Pause etwas verbessert und mit einigen Sicherungen und Weiterleitungen. Zwei Torabschlüsse hatte er noch: Einen ungefährlichen Schuss aus dem Lauf heraus und einen guten Linksschuss nach Kramer-Pass, den Pavlenka parierte. Note 4,5.

Michael Cuisance: Ersetzte Zakaria mit Beginn der zweiten Halbzeit und war durchaus aktiv und oft am Ball. Sein Passspiel war in Ordnung, bei manchen Aktionen übertrieb er es mit dem Hang, den Gegenspieler vernaschen zu wollen. Cuisance konnte Zakaria in Bezug auf die defensive Präsenz nicht ersetzen, aber er ist ja eigentlich auch kein Sechser. Das wurde u.a. bei der Entstehung des Ausgleichs sichtbar, als er Kruse sehr viel Raum ließ. Note 4,0.

Tony Jantschke: Kam ›kalt‹ für Kramer ins Spiel und übernahm dessen Rolle im defensiven Mittelfeld. In Sachen Spielgestaltung fand er nicht statt, in der defensiven Arbeit machte es Jantschke ordentlich. Beim Ausgleich lief er zwar mit nach hinten, kam gegen den Torschützen jedoch mit seiner Grätsche zu spät. Nach der Auswechslung von Oxford rückte Jantschke auf die rechte Seite. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Kam für Oxford und übernahm die Hofmann-Rolle auf der rechten Seite. Herrmann kam nicht mehr auf Touren, seine Aktionen verpufften und wirkten teilweise unglücklich. Ohne Note.

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