Nachdreher aus Freiburg

»Freiburg hat uns den Schneid abgekauft«

Created by von Marc Basten
Kannst du vergessen (Foto: Michael Kienzler / Bongarts / Getty Images)

Kannst du vergessen (Foto: Michael Kienzler / Bongarts / Getty Images)

Die Gladbacher Borussen enttäuschten in Freiburg und gingen verdientermaßen als Verlierer vom Platz. Dass anschließend niemand Ausflüchte suchte, ehrt die Protagonisten. An der schwachen Leistung ändert das freilich nichts.

»Wir haben gar nicht so viele taktische Dinge zu analysieren«, sagte André Schubert nach dem Schlusspfiff im hitzigen Schwarzwaldstadion. Borussias Trainer war bei seiner Ursachenforschung schnell zu einem Ergebnis gekommen: »Wir haben heute insgesamt nicht ins Spiel gefunden. Die Basics wie Aggressivität und Leidenschaft haben gefehlt«.

»Freiburg hat einfach mehr investiert und sie waren bissiger in den Zweikämpfen«, so Schubert weiter. Christoph Kramer schloss sich seinem Trainer an: »Ich finde, dass wir zu wenig investiert haben. Wir waren nicht so griffig und standen nicht gut«. Dass die Freiburger sieben Kilometer mehr liefen als die Gladbacher, sagt vieles darüber aus, wer an diesem Nachmittag den Sieg mehr wollte. »Freiburg hat uns den Schneid abgekauft«, sagte André Hahn.

Bleibt die Frage, warum die Borussen genau das vermissen ließen, was bei diesem Spiel gefragt war. Es war ja nun keine Überraschung, dass Freiburg laufstark und aggressiv zu Werke gehen würde. Sicherlich mag es den einen oder anderen Borussen verwundert haben, dass die Freiburger mit grenzwertiger Härte einstiegen und der überforderte Schiedsrichterdebütant Osmers sie gewähren ließ. Dass man sich aber ohne große Gegenwehr beugte, ist nicht nachzuvollziehen.

»Wir werden jetzt anders wahrgenommen, die Mannschaften gegen uns kratzen und beißen«, sagte Max Eberl. »So haben wir es selbst jahrelang gemacht. Das brauchen wir aber auch jetzt, um weiter erfolgreich zu sein. Diese Bereitschaft haben wir immer wieder gezeigt, aber heute nicht«.

Gleichwohl wird es den Freiburgern nicht gerecht, sie nur auf ihre Aggressivität zu reduzieren. Denn Christian Streich und seine Mannen deckten sehr nachdrücklich die Schwachstellen der Borussen auf. Zu Beginn und immer wieder in einigen Phasen des Spiels zogen sich die Breisgauer bis hinter die Mittellinie zurück, um dann intensiv die Räume zu beackern. Die Folge: Kein Durchkommen für die Borussen, obwohl sie mit vielen Spielern in der gegnerischen Hälfte waren. Das führte dazu, dass der Gegner nach Gladbacher Ballverlusten Raum für Konter hatte.

Doch Freiburg igelte sich keineswegs ein, sondern drängte nach Ballgewinn mit Vehemenz nach vorne und setzte immer wieder die Gladbacher Dreierkette unter Druck. Ein geordneter Spielaufbau wurde unterbunden, die hochgelobten Offensivkräfte kamen kaum zu Ballaktionen.

Und dennoch lief es für die Borussen in der ersten Halbzeit wie gemalt, als Hazard die erste und einzige Chance zu einem wunderschönen Treffer nutzte. »Unsere Führung kam ein bisschen wie aus dem Nichts«, hatte Jannik Vestergaard von der Bank aus festgestellt. »Aber wenn du dann so eins machst, musst du so ein Spiel auch mal gewinnen«, meinte Christoph Kramer.

Doch daraus wurde nichts, weil die Borussen Freiburg mit zögerlichem Abwehrverhalten den frühen Ausgleich ermöglichten und sich in der Schlussphase anfängerhaft übertölpeln ließen. Ein langer Ball des Torwarts, eine Kopfballverlängerung von Petersen und ein trockener Abschluss von Philipp - das war viel zu simpel und ging für Vestergaard & Co doch zu schnell. Dass die Borussen den Gastgebern noch den Elfmeter schenkten, war letztlich nur noch eine Randnotiz, brachte aber zumindest das Endergebnis in die richtige Relation. Sonst wäre vielleicht noch der eine oder andere auf die Idee gekommen, von einer unglücklichen Niederlage zu fabulieren.

So aber sprach André Schubert abschließend von einem »absolut verdienten Sieg für Freiburg«, was vollends den Tatsachen entsprach.

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