Derby Depression

»Es ist beschissen«

Created by von Marc Basten und Jan van Leeuwen
Nicht zu fassen (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Nicht zu fassen (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Mitten in der Krise eine Derby-Pleite, das lässt in Mönchengladbach niemand kalt. Die Art und Weise der Niederlage passte wie die Faust aufs Auge. Die Verantwortlichen schwankten anschließend zwischen Trotz, Durchhalteparolen und gespielter Coolness.

»Wir sind alle sehr traurig und enttäuscht«, sagte André Schubert nach der mehr als unglücklichen Niederlage gegen Köln. »Die Mannschaft ist mit sehr viel Mut ins Spiel gegangen, hat phasenweise klasse Fußball mit einem Höllentempo gespielt«. Tatsächlich waren die Fohlen biederen Geißböcken, die lediglich durch Härte auffielen, deutlich überlegen. »Wir müssen uns allerdings den Vorwurf gefallen lassen, nicht vor der Pause das zweite oder dritte Tor gemacht zu haben. Möglichkeiten dazu waren genug da«.

Nach dem Seitenwechsel stellte Köln um, wurde mutiger und die Borussen verloren prompt den Faden. »Da hat man gemerkt, dass wir momentan nicht so das Selbstvertrauen haben«, sagte Max Eberl. Der Ausgleich der Kölner war zwar durch den ›Doppelkopfball‹ zwischen Vestergaard und Modeste kurios, er war dennoch klar dem Durcheinander bei den Gladbachern aufgrund der Einwechslung von Rudnevs geschuldet. Die tumbe Flanke aus dem Halbfeld von Heintz brachte nicht nur Modeste in Position, sondern Rudnevs stand dahinter noch komplett blank.

»In der Phase nach der Pause waren wir viel zu passiv«, sagte André Schubert, der zugab, dass »es ein paar Minuten gedauert hat, bis wir uns geordnet hatten«. Zehn Minuten waren gespielt, als der Ausgleich fiel. Die Ordnung war da immer noch nicht hergestellt. Erst danach sah es besser aus, allerdings zog sich Köln nun wieder deutlich weiter zurück.

Die vermeintliche Leistungssteigerung nach dem Ausgleich (Eberl: »Wir waren danach wieder am Drücker«) war also eher dem Rückzug der Stöger-Truppe geschuldet. Die Borussen waren zwar überlegen, es fehlte jedoch der Schwung der ersten 45 Minuten. »Wir haben die Torabschlüsse nicht so konsequent gesucht, wie in der ersten Halbzeit«, sagte Schubert.

Alles lief auf eine Punkteteilung heraus, ehe Risse in der Schlussminute zuschlug. »Das Momentum ist wirklich nicht auf unserer Seite«, sagte Max Eberl. »Das ist extrem bitter«, ergänzte André Schubert. Dass es anschließend zu Pfiffen und Unmutskundgebungen gegen Mannschaft und Trainer aus der Kurve kam, nahm Schubert relativ gelassen hin. »Die Reaktion der Fans ist verständlich, es war ein Derby und dann verlierst du so unglücklich. Da muss der Frust raus. Das ist normal«.

Ohnehin gab sich Schubert im Nachlauf der Partie betont ungerührt. Wie viel seiner vermeintlichen Coolness gespielt war, konnte man nur ahnen. Die Diskussionen um seine Person ließ er jedenfalls von sich abprallen. »Das muss ein Trainer im Profifußball verkraften«, sagte er. Dass Max Eberl ihm mehrfach öffentlich das Vertrauen aussprach, kommentierte Schubert erstaunlich gleichmütig: »Das ist für mich überhaupt nicht wichtig. Es ist im Fußball so, dass du das Vertrauen immer hast, bis zu dem Tag, wo du es nicht mehr hast«.

Max Eberl jedenfalls blieb auch am Samstag seiner Linie treu. »Ich wehre mich dagegen, dass es immer einen Schuldigen geben muss. Ich will Kontinuität in diesem Verein haben und das auch dann, wenn es mal beschissen läuft«, stellte er klar. Andererseits verschließt Eberl auch nicht die Augen. »Es ist beschissen, aber eine Situation, mit der wir umgehen müssen. Wir wissen, dass wir punkten müssen, sonst wird es gefährlich. 12 Punkte nach 11 Spielen ist definitiv nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Dennoch gilt es das zu sehen, was auch heute gut war und das zu verbessern, was momentan gegen uns spricht«.

Ein Freifahrtsschein für Schubert ist mit Eberls Rückendeckung freilich nicht verbunden. »Ich will, dass man versucht, gute Arbeit zu machen. Wenn das nicht funktioniert und nicht passt, dann muss man sich als Verein Gedanken machen. Aber das habe ich heute nicht gespürt«.

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