Einzelkritik 10. Spieltag: Bayer Leverkusen - Borussia Mönchengladbach 1:2 (1:2)

Mit leerem Tank die Tabellenführung ausgebaut

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Es war ein hartes Stück Arbeit für Christoph Kramer, Florian Neuhaus & Co. (Foto: TORfabrik.de)

Das vierte Spiel im Dreitages-Rhythmus war für die Spieler von Borussia Mönchengladbach eine Grenzerfahrung. Dass sie trotz der Umstände in Leverkusen als Sieger vom Platz gingen, war alles andere als selbstverständlich. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Faustete zunächst eine Ecke weg, dann entschärfte er eine Flanke einhändig nur halb, so dass er anschließend den Leverkusener stellen musste. Das wirkte nicht sehr souverän. Bei den weiteren Vollversammlungen in seinem Hoheitsgebiet verließ er sich fortan auf die Aufräumqualitäten seiner Vorderleute, welche die insgesamt 13 Ecken weitestgehend sauber wegverteidigten. Beim Gegentor war Sommer chancenlos - Volland umspielte ihn eiskalt. Kurz darauf parierte er einen Kracher von Bellarabi. Obwohl Leverkusen nach der Pause ständig im Angriff war, wurde er eigentlich nur bei zwei weiteren Schüssen von Bellarabi gefordert. Note 3,0.

Tony Jantschke: Startete als rechter Mann der Dreierkette. Er hatte sehr viel Raum zu verteidigen und musste in einige Laufduelle, in denen er nicht mithalten konnte. Beim Gegentor konnte ihm Volland relativ leicht enteilen. Mit Umstellung auf die Viererkette gewann Jantschke direkt an Sicherheit und gab u. a. den Pass auf Lainer vor dem 2:1. In der zweiten Halbzeit war er der Fels in der Brandung. Mehrfach schmiss er sich in die Bälle, tackelte oft und präzise und überzeugte mit starkem Kopfballballspiel. Jantschke lebte den unbedingten Siegeswillen vor und hielt dem Druck der Leverkusener stand. Note 2,5.

Matthias Ginter: Comeback nach überstandener Schulterverletzung. Fing im 3-4-1-2 als mittlerer Akteur in der Dreierkette an und schenkte ohne wirklichen Druck die erste Ecke her. Nach der Umstellung auf Raute agierte er bei gegnerischem Ballbesitz vor der Abwehr. Dort zwar kaum mit Balleroberungen, aber weil Ginter unermüdlich die Räume zulief, engte er erfolgreich die Kreise von Havertz ein. Der wich zunehmend auf die Seite aus, wo er nicht zur Entfaltung kommen konnte. Ginters kapitaler Bock kurz vor der Pause führte fast zum 2:2 durch Alario. Bei der Abwehrschlacht in der zweiten Halbzeit verlor er ein Kopfballduell gegen Volland, ansonsten stand er seinen Mann. Als Elvedi rausmusste, übernahm er dessen Position. In der Schlussphase quälte sich Ginter mit Krämpfen, dennoch startete er in der Nachspielzeit noch zu einem (unnötigen) Ein-Mann-Pressing nach vorne. Note 3,5.

Nico Elvedi: Begann links in der Dreierkette, später agierte er als linker Innenverteidiger neben Jantschke. Elvedi machte einen unaufgeregten und weitestgehend unauffälligen Job. Bei der Entstehung des Gegentors schoss er Höhe der Mittellinie einen Leverkusener an, wodurch Alario in Ballbesitz kam. In einer Situation eroberte er ausgesprochen abgeklärt den Ball, ein anderes Mal gab es einen kurzen Schreckmoment, als er mit einem Abspiel etwas zu lange wartete. Nach der Pause mit im Verteidigungsgetümmel involviert, ehe er zwanzig Minuten vor Schluss leicht angeschlagen vom Platz ging. Note 3,0.

Stefan Lainer: Wieder eine kämpferisch vorbildliche Leistung. Lainer arbeitete ungemein intensiv gegen den Ball und nervte die Leverkusener mit seiner Bissigkeit. Beim Gegentor wollte er Volland ins Abseits stellen, machte aber zu spät die gegenläufige Bewegung. Hätte er nicht spekuliert, wäre es für Volland nicht so einfach geworden. Im Spiel nach vorne unterliefen Lainer mehrere Ballverluste, einige korrigierte er selbst. Vor allem in der ersten Halbzeit machte er ohne Ball die Wege rauf und runter wie kein anderer. So stand Lainer an der Basis des zweiten Gladbacher Tores mit dem Pass auf Herrmann, nachdem er sich zuvor mit einem Haken und trotz eines leichten Ausrutschers gekonnt freispielte. Nach der Pause war er gänzlich im defensiven Kampfmodus. Note 3,0.

Christoph Kramer: Nach überstandenem grippalen Infekt vor allem in der ersten Halbzeit auffällig, weil er wichtige Zweikämpfe gewann und sich ein paar Mal fein und schnell nach vorne kombinierte. Mit dem Außenristpass auf Thuram war er an der Entstehung des 1:0 beteiligt. Vor dem Ausgleich kam er etwas zu stürmisch herangerauscht, wodurch er letztlich von Alario leicht auszuspielen war. Im Passspiel mit einigen Ungenauigkeiten, dafür rannte und kämpfte Kramer nach der Pause bis zur Erschöpfung. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Gab sein Startelfdebüt in der Bundesliga in dieser Saison. Mit einem Doppelpass in den gegnerischen Sechzehner sorgte er für einen ersten Ansatz von Gefahr. Er übernahm die Standards, doch seine Freistöße aus den Halbpositionen waren verbesserungswürdig. Mal fehlte die Länge, mal gerieten sie zu weit. Ein direkter Freistoß aus günstiger Position landete in der Mauer. Hofmanns Ballverlust war der Auslöser des Leverkusener Angriffs zum Ausgleich. Dafür erkannte er wieder mal die richtigen Momente um zuzustellen oder zu pressen. So wie bei der genialen Balleroberung gegen Weiser und der anschließenden feinen Flanke zur Neuhaus-Chance. Im Verlauf der zweiten Halbzeit schwanden seine Kräfte zusehends, was zu schnellen Ballverlusten führte. Bei einem Foul in der 80. Minute tat er sich selbst weh, sah Gelb und wurde dann durch Bénes ersetzt. Note 3,5.

Oscar Wendt: Zunächst auf der linken Bahn auf dem Weg nach vorne etwas suchend und nicht ganz sicher, wie weit er gegen Weiser und vor allem Bellarabi ins Risiko gehen konnte. Situativ rückte er weit nach vorne, was sich beim 1:0 auszahlte. Da hätte er eigentlich schon den Pass von Kramer bekommen können, doch der spielte nach rechts auf Thuram. Wendt blieb wachsam, erkannte die Lücke und weil sich Bellarabi im Tiefschlaf befand, brauchte Wendt den Ball nur noch über die Linie zu drücken. In der Defensive sah vieles routiniert aus, doch Bellarabi hatte drei gute Möglichkeiten. Bei einer davon stand Wendt falsch positioniert (außen statt innen). In der Schlussphase behielt Wendt die Ruhe und Übersicht, so als er den Ball per Brust kontrollierte oder clever einen Einwurf rausholte. Note 3,0.

Florian Neuhaus: Als Verbindungsglied zwischen Vierermittelfeld und Sturmduo vorgesehen, war Neuhaus oft sein eigener Gegner. Er war ungemein fleißig und machte weite Wege - am Ende war er der laufstärkste Spieler auf dem Platz - doch in den entscheidenden Momenten blockierte er. Nach Ablage von Thuram kam er nicht zum Abschluss, ein Linksschuss aus der Drehung war kraftlos. Bei seiner Großchance zu Beginn der zweiten Halbzeit machte Neuhaus fast alles richtig à la Mario Götze im WM-Finale 2014, doch der Torwart hielt. Zwei-, dreimal schlängelte er sich wieder an mehreren Gegnern vorbei, doch der finale Pass blieb aus. Im letzten Drittel der Partie überzeugte er vor allem kämpferisch mit Grätschen und vollem Einsatz. Note 3,5.

Patrick Herrmann: Spielte zum zweiten Mal in dieser Saison über die volle Distanz. Als zweiter Stürmer neben Thuram musste Herrmann eine Menge Laufarbeit verrichten. Zu Beginn fehlte etwas die Konzentration, einer schlappen Hereingabe ohne Gegenwehr folgte die Situation, als er nach einem abgewehrten Freistoß überraschend freistehend den Ball vor die Füße bekam, ihn aber nicht stoppen konnte. Das 2:1 bereitete Herrmann sauber vor, indem er zunächst mit einer flüssigen Bewegung aufdrehte und dann überlegt dem freistehenden Thuram auflegte. Nach der Pause übersah er beim Rebound nach der Neuhaus-Chance die besser postierten Kramer und Thuram und schoss stattdessen einen Leverkusener an. Nach einer flachen Thuram-Hereingabe wäre er fast am ersten Pfosten erfolgreich gewesen. Dann erzielte Hermann ein Abseitstor, bei dem er von Hradecky schmerzhaft getroffen wurde. Ansonsten vorne gegen die Überzahl meist machtlos und ohne Chance, Bälle festzumachen. Note 3,5.

Marcus Thuram: Auch ihm war die fehlende Frische anzumerken. So fehlte zu Beginn in seinen Aktionen die Konsequenz. Die legte er dann vor dem 1:0 an den Tag, als er mit simpler Fußbewegung am ausrutschenden Wendell vorbei zog und Wendt punktgenau bediente. Bei seinem eigenen Treffer schob er sich zum richtigen Zeitpunkt im Rücken von Tah nach vorne, die Verwertung des Herrmann-Zuspiels war dann nur noch Formsache. Darüber hinaus gefiel Thuram noch mit einer Hackenweiterleitung auf Lainer und dem Geradeauslauf nach der Pause über rechts, als er fast für Herrmann auflegen konnte. Danach war der Tank leer und er machte nach 65 Minuten Platz für Stindl. Note 2,5.

Lars Stindl: Ersetzte Thuram, konnte aber erst am Ende für etwas Entlastung sorgen, u. a. durch einen Doppelpass mit Bénes. In der überwiegenden Zeit war er damit beschäftigt, die Defensive zu unterstützen. Nach einer Ecke blockte Stindl in allerletzter Instanz gegen einen einschussbereiten Leverkusener - das war ungemein wichtig. Ohne Note.

Denis Zakaria: Kam für Elvedi und übernahm die Ginter-Position vor der Abwehrkette. Er brachte etwas Frische und neue Kampfkraft mit, z. B. mit einem Solo und einem Anspiel auf Herrmann. Ohne Note.

László Bénes: Eingewechselt für Hofmann in der 80. Minute. Agierte etwas hektisch und versuchte, das Spiel schnell zu machen, als er Ruhe hätte bewahren sollen. Ballbesitz mit Kurzpässen wäre angebracht gewesen, um etwas Druck vom Kessel zu nehmen. Stark war ein Solo von Bénes nach Doppelpass mit Stindl. Ohne Note.

 


von Redaktion TORfabrik

 

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