Einzelkritik 4. Spieltag: 1.FC Köln - Borussia Mönchengladbach 0:1 (0:1)

Verdiente Derbysieger mit Luft nach oben

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Ramy Bensebaini feierte als Derbysieger eine gelungene Bundesligapremiere (Foto: TORfabrik.de)

Borussia Mönchengladbach gewann das rheinische Derby verdient, verpasste es aber, frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. Neben dem Punch fehlte auch das Finetuning. Die Einzelkritik.

Yann Sommer: In der ersten Halbzeit verlebte Borussias Kapitän einen relativ gemütlichen Derbynachmittag und musste nur ein, zwei Pflichtaufgaben lösen. Das änderte sich nach Wiederbeginn, als er innerhalb weniger Augenblicke dreimal eingreifen musste. Wichtig, dass er den Drexler-Schuss aus spitzem Winkel entschärfte. In der Folgezeit weiter ohne Probleme, ehe er in der Schlusssequenz den Sieg rettete. Bärenstark die Reaktion nach dem Cordoba-Schuss und kurz darauf die Fußabwehr gegen Terodde in höchster Not. Note 2,0.

Stefan Lainer: Nahm die Sache mit dem kühlen Kopf im Derby sehr ernst und agierte mit viel Besonnenheit. Zwar ging er mit der gewohnten Bissigkeit zu Werke, ohne jedoch zu überdrehen - lediglich zwei Fouls wurden gegen ihn gepfiffen. Auch beim Offensivdrang gezügelter als schon gesehen, Lainer hielt die Position mit dem Fokus, dass weder Drexler noch der nachrückende Hector durchbrechen konnten. Nur bei der Drexler-Chance kurz nach dem Seitenwechsel ließ sich Lainer von einem Hector-Pass in seinen Rücken aushebeln. Am Ball suchte der Österreicher meist das Direktspiel, wobei einige Pässe keinen Abnehmer fanden. Stark sein schnell ausgeführter Freistoß, der Plea eine Großchance eröffnete. Ebenso bereitete Lainer mit vehementem Antritt und präziser Hereingabe die gute Gelegenheit für Neuhaus vor. In der Schlussphase drehte er nochmal richtig auf und eroberte einige Bälle, u.a. ganz stark vor dem Abseitstreffer von Embolo. Note 3,0.

Matthias Ginter: Stand trotz der Rippenverletzung aus dem Länderspiel in der Startelf. Dass er vermutlich noch Probleme hatte, war nicht auszumachen. In den Laufduellen war er obenauf und vor allem gegen Cordoba und Modeste in der Luft gefordert, weil Köln pausen-, aber ideenlos, lange Bälle auf die beiden Hünen spielte. Ginter stand seinen Mann und kochte Modeste zweimal richtig klasse ab. Im zweiten Durchgang ließ er den Franzosen einmal zum Kopfball kommen, in zwei, drei anderen Situationen stimmte die Zuordnung nicht ganz. Note 2,5.

Nico Elvedi: Wie Ginter mit einer sehr verlässlichen Vorstellung gegen Cordoba und Modeste. Elvedi war in den Zweikämpfen nicht zögerlich, sondern verschaffte sich Respekt durch stabile Körperhaltung und wusste mit dem richtigen Kopfballtiming zu gefallen. Mehrfach kam er vor dem Gegner an den Ball, so auch bei der Entstehung des 1:0. Nach einem langen Abschlag von Horn setzte sich Elvedi in der Luft überragend gegen Cordoba durch und köpfte präzise zu Kramer, der den Umschaltangriff weiterführte. Im zweiten Durchgang, als Köln den Druck erhöhte, musste er Cordoba einmal ziehen lassen - Kramer bereinigte die Situation. Zehn Minuten vor Schluss konnte Elvedi nach einer Freistoßflanke einen Terodde-Kopfball nicht blocken und auch bei der letzten Chance von Terodde bekam er nicht mehr den Fuß dazwischen. Sah in der Schlussphase noch Gelb für Trikotziehen und Ball wegschlagen. Note 2,5.

Ramy Bensebaini: Bundesligadebüt für den Neuzugang aus Rennes ausgerechnet im Derby, nachdem Wendt kurzfristig ausgefallen war. Bensebaini begann mit einem eher unkontrollierten Schlag nach vorne und einer ›Kerze‹ im Mittelfeld. Dann blockte er im wirklich letzten Moment im Strafraum gegen Modeste - das war eminent wichtig. Etwas später klärte der Algerier als letzter Mann nach einem Konter gegen Cordoba mit starker Grätsche. Bei zwei, drei Aktionen war die noch fehlende Abstimmung sichtbar, zwei einfache Ballverluste konnten von den Kollegen korrigiert werden. Bensebaini suchte und fand den Anschluss auf dem Weg nach vorne, wobei auch hier das Timing beim Herausrücken noch nicht immer optimal war. Von der Laufbereitschaft (zog die meisten Sprints aller Borussen an) und der Zweikampfintensität her war es vielversprechend, was der Neuzugang zeigte. Fußballerisch deutete er seine Qualitäten zumindest an. Mitte der zweiten Halbzeit begannen die Kräfte langsam zu schwinden, doch er hielt bis zum Schluss durch. In der Nachspielzeit gewann er noch ein sehr wichtiges Kopfballduell gegen Cordoba am eigenen Sechzehner. Note 3,0.

Denis Zakaria: Trotz der Rückkehr von Kramer blieb Zakaria auf der Sechs, wo er sich immer besser zurechtfindet. Wie schon gewohnt, räumte er mehrfach aufmerksam ab. Ein Genuss, wie er mit Defensivsprints Räume zuläuft, gegnerische Angriffe ausbremst und Bälle sichert. Verbessert zeigte sich Zakaria bei eigenem Ballbesitz als Verteiler. Er bekommt immer mehr Zutrauen in diese Rolle und spielte mehrere Vertikalpässe mit genau dem richtigen Tempo. Dazu kamen wieder einige seiner Antritte, mit denen er fast schon Panik bei den Kölnern auslöste. Pech hatte er mit seinem 30-Meter-Schuss, der an die Latte klatschte. Nach der Strobl-Einwechslung in der Schlussphase übernahm Zakaria die rechte Achterposition. Dort startete er in der Nachspielzeit ein beherztes Solo und sein guter Schuss aus spitzem Winkel wurde von Horn pariert. Zudem holte Zakaria in der Nachspielzeit zwei ›schlaue‹ Ecken heraus, die Zeit und Ruhe brachten. Note 2,0.

Christoph Kramer: Startelfdebüt für Kramer, der in ungewohnter Rolle als rechter Achter aufgeboten wurde. Er war von Beginn an ›on fire‹ und wurde bereits in der vierten Minute vom Schiedsrichter angezählt, nachdem er zweimal etwas zu energisch draufgegangen war. Nach 26 Minuten sah er wenig überraschend die Gelbe Karte. Den nachfolgenden Tanz auf der Rasierklinge absolvierte Kramer mit Routine und Cleverness, auch wenn Jonas Hector mit mehreren Bodenturneinlagen versuchte, Kramer die zweite Karte zu besorgen. Im Defensivspiel passte die Abstimmung mit Lainer, in zwei, drei Situationen klärte Kramer, bevor es brenzlig werden konnte. Im Spiel nach vorne aktiv und bei der Entstehung des 1:0 beteiligt, als er nach dem Kopfball von Elvedi mit einer schnörkellosen Direktweiterleitung Emobolo ins Spiel brachte. In der Phase, als Borussia die Partie frühzeitig entscheiden musste, startete Kramer einen Sololauf in den Strafraum, traute sich aber mit links den Schuss nicht zu und lief sich schließlich fest. Nach dem Seitenwechsel weiter fleißig und mit einigen guten Balleroberungen. Legte überlegt im Strafraum für Plea auf, dessen Schuss auf der Linie geklärt wurde. Kramer machte in der 82. Minute von Krämpfen geplagt Platz für Strobl. Note 3,0.

Florian Neuhaus: Spielte diesmal wieder auf der Position des linken Achters, hatte viele Ballkontakte und spulte die meisten Kilometer ab. Gleichwohl agierte Neuhaus in vielen Situationen unglücklich. Angefangen bei seinen Standards: Ein schnell ausgeführter Freistoß in der Anfangsphase war noch als frecher Versuch zu verbuchen, doch seine sonstigen Freistoßflanken verpufften genauso wie die Ecken. Eine missglückte kurze Ecke auf Kramer hatte sogar einen brandgefährlichen Kölner Konter zur Folge. Darüber hinaus war Neuhaus am Ball teilweise arg sorglos, wodurch er mehrfach in riskante Dribblings musste. Dabei behauptete er zwar einige Male energisch den Ball, doch es war unnötig, sich überhaupt in diese Bedrängnis zu manövrieren. Dass es anders geht, zeigte er in zwei, drei Situationen, als er nach Balleroberungen das Spiel mit einem schnellen Pass effektiv fortsetzte. Ohne Ball im Offensivspiel immer darum bemüht, mit in den Strafraum zu rücken. Dabei wurde er zweimal in guter Position übersehen. Bei seiner Großchance nach Lainer-Hereingabe zu zögerlich, als er das mögliche Abspiel auf Embolo verpasste und dann bei seinem Schussversuch geblockt wurde. Zwanzig Minuten vor Schluss mit einer guten und wichtigen Störungsaktion gegen Cordoba, der am Sechzehner abziehen wollte. Note 4,0.

Breel Embolo: Wieder hinter den Spitzen aufgeboten, sorgte er mit seiner Wucht für gehöriges Durcheinander im Kölner Verbund. Mehrfach verschaffte er sich aus dem Stand heraus mit einer geschickten Drehung, explosivem Antritt und enger Ballführung Raum für Vorstöße. So beim Angriff vor dem Lattenschuss von Zakaria oder vor dem 1:0, als Embolo sich bärenstark durchsetze und sein eigentlich für Thuram gedachter Pass letztlich mit Glück bei Plea landete. Etwas später lief er bei einem Konter über rechts auf und davon, doch er verschluderte die Situation durch einen schwachen Pass. Noch in zwei, drei weiteren Momenten brachte sich Embolo mit tollen Aktionen in Position, um dann den Abschluss oder das finale Abspiel zu verpassen. Hier hat er, bei allem berechtigten Lob für seine Performance, noch Steigerungsbedarf. Nach der Pause machte er nicht mehr alle Wege, trotzdem zeigte er sich noch mehrfach gefährlich in der gegnerischen Hälfte. Note 3,0.

Alassane Plea: Zeigte eine starke erste Halbzeit, nicht nur weil er beim Tor des Tages den Torjägerinstinkt bewies und die unfreiwillige Vorlage von Ehizibue eiskalt verwertete. Er war auch sehr spielfreudig, einmal startete er mit einer super Bewegung durch, ein anderes Mal zauberte er an der rechten Außenlinie den Ball zu Thuram. Nach dem schnell ausgeführten Lainer-Freistoß wollte Plea zu eigensinnig mit dem Kopf durch die Wand, als er besser den freistehenden Embolo bedient hätte. Nach der Pause nahm sich Plea ein paar Ruhephasen, legte aber nach Neuhaus-Zuspiel präzise für Thuram auf, der (wohl knapp im Abseits) über das Tor ballerte. Eine Viertelstunde vor Schluss hätte Plea mit seinem zweiten Treffer für die vorzeitige Entscheidung sorgen müssen, doch sein letztlich zu wenig zwingender Abschluss wurde von Ehizibue von der Linie gekratzt. In der 87. Minute machte Plea Platz für Herrmann. Note 3,0.

Marcus Thuram: Mit seiner Körperlichkeit beschäftigte der Franzose die Kölner Defensivspieler zwar ordentlich, doch es fehlte an der finalen Aktion. So lieferte er bei einem Konter nach starkem Antritt über rechts trotz guter Strafraumbesetzung nur eine unpräzise Hereingabe. Besser war der Versuch kurz darauf nach genialer Vorarbeit von Plea, doch diesmal fehlten die Abnehmer in der Box. Nach gelungener Ballannahme am Elfmeterpunkt schoss Thuram aus der Drehung deutlich am Tor vorbei. Mit einer guten Kopfballweiterleitung an der Außenlinie zu Lainer leitete Thuram den Angriff zur Neuhaus-Chance ein. Nach der Pause ballerte er bei einem Konter nach Plea-Pass über das Tor, wobei er wohl hauchdünn im Abseits war und ein Treffer mutmaßlich nicht gezählt hätte. Noch eine starke Aktion hatte er, als er sich halblinks mit guter Bewegung Richtung Grundlinie durchsetzte und scharf flach vors Tor passte - Kramer verpasste und Embolo verzog anschließend. Im Verlauf der zweiten Halbzeit schienen die Kräfte zu schwinden, nach 78 Minuten wurde er durch Bénes ersetzt. Note 4,0.

László Bénes: Ersetzte Thuram und übernahm die Position von Embolo, der nach vorne rückte. Bénes hatte noch zwei, drei Aktionen, die ohne Wirkung blieben. Eine Freistoßflanke geriet ähnlich flach wie die zuvor von Neuhaus. Ohne Note.

Tobias Strobl: Kam für Kramer und half auf der Sechs, den knappen Sieg über die Zeit zu bringen. Ein wichtiges Kopfballduell am Strafraum entschied er für sich. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Saisondebüt in den letzten drei Minuten plus Nachspielzeit. Holte sich einmal Sonderapplaus für einen Block an der gegnerischen Eckfahne direkt vor den Gladbach-Fans. Ohne Note.

 


von Redaktion TORfabrik

 

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