Einzelkritik: Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach

Eine Klasse besser und doch verloren

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Ralf Fährmann brachte Gladbach zu Verzweiflung (Foto: Team2 Sportphoto)

Ralf Fährmann brachte Gladbach zu Verzweiflung (Foto: Team2 Sportphoto)

Einmal noch muss der Blick auf das kuriose Spiel auf Schalke gerichtet werden. Die Einzelkritik zeigt, dass Borussia in der Arena vieles richtig gemacht hat, aber eben nicht alles.

Yann Sommer: Bis auf einen Schuss von Meyer, den er zur Seite abwehrte, wurde der Goalie eigentlich nur von den eigenen Leuten gefordert. Eine von Johnson abgefälschte Riether-Flanke im ersten Durchgang klärte er mit starker Reaktion rechtzeitig. Chancenlos war er sowohl beim Slapstick-Eigentor, als auch beim von Xhaka abgefälschten zweiten Treffer der Schalker. Der eher harmlose Schuss von Goretzka wäre sichere Beute für Sommer gewesen. Note 2,0.

Håvard Nordtveit: Diesmal rechts in der Dreierkette mit einer insgesamt sehr reifen Leistung. Er wählte seine Aktionen mit Bedacht, spielte sorgfältige Bälle und hatte alles im Griff. Vor dem 0:1 jedoch mit einem katastrophalen Black-out. Dieser Ballverlust gegen Sané war schlimmer als die Kette der darauf folgenden unglücklichen Umstände. Das war der Hammer, wird man sich auch in London gedacht haben. Allerdings wäre es ungerecht, Nordtveits Leistung auf diese Szene zu reduzieren. Note 3,0.

Andreas Christensen: Als zentraler Mann der Dreierkette von den harmlosen Schalkern kaum gefordert. Beim einzigen ›spielerischen‹ Mittel der Königsblauen - dem langen Ball von Fährmann auf di Santo - blieb Christensen meistens nur zweiter Sieger. Die letztlich harmlosen Kopfballweiterleitungen des Ex-Bremers konnte er nicht verhindern. Beim 0:1 griff er antrittsschnell nach dem Fauxpas von Nordtveit ein und hatte Sané eigentlich gestellt, ließ sich im entscheidenden Moment jedoch abdrängen. Auch beim zweiten Gegentor war er an der Außenlinie in besserer Position gegen Sané, der dennoch via Beinschuss gegen Hinteregger den Assist auf Goretzka geben konnte. Nach den Umstellungen im Verlauf der zweiten Halbzeit agierte Christensen als Sechser, wo er nach energischem Doppelpass und wuchtigem Abschluss den zwischenzeitlichen Ausgleich markierte. Am Ende mit tollem Kopfballaufsetzer nach einer Ecke, doch Fährmann reagierte Weltklasse. Note 3,0.

Martin Hinteregger: Links in der Dreierkette aufgeboten, machte er über weite Strecken ein ordentliches Spiel. Zu Beginn zwar nicht immer sauber im Passspiel, aber insgesamt beherrscht und ohne gravierende Fehler. Griff robust zu, wenn es nötig war - u.a. mit einer Schulbuch-Grätsche und überzeugte im Kopfballspiel. Blindes (Selbst-)Vertrauen bei einem Rückpass auf Sommer, nachdem er einen Schalker gemeinsam mit Johnson abdrängte. Das Billard-Eigentor war mehr als unglücklich. Vor dem 2:1 wurde er getunnelt. In beiden Situationen hätte man sich etwas mehr Körperspannung gewünscht, einen wirklichen Vorwurf kann man dem Österreicher nicht machen. Note 3,5.

Nico Elvedi: Agierte auf der rechten Seite im Mittelfeld. Dort mit vielen Ballkontakten, wobei er sehr auf simples Spiels fokussiert war. Er gab viele direkte Weiterleitungen, wenn er angespielt wurde und war vor allem vor der Pause bei der Entstehung mehrerer Aktionen innerhalb des Strafraums beteiligt. Er nutzte die Räume offensiv gut und schloss in der Defensive Lücken frühzeitig. Konzentriert und läuferisch mehr als ordentlich. Wirklich überraschende Aktionen blieben allerdings aus. Note 3,0.

Mo Dahoud: Zunächst nicht ganz so auffällig, im weiteren Spielverlauf jedoch an vielen Ballstafetten beteiligt. Dahoud war ein wichtiger Verbindungsspieler auf dem Weg nach vorne und beim Gegenpressing wartete er mit mehreren Ballgewinnen auf. Er ließ sich auch nicht von der mannorientierten Herangehensweise der Schalker beeindrucken. Nach dem 0:1 landete ein feiner Distanzschuss von Dahoud an der Latte - das war großes Pech. Als sich kleinere Ungenauigkeiten häuften, wurde er ausgewechselt. Überragend mal wieder seine Laufbereitschaft - hochgerechnet auf die 90 Minuten wäre er bei 12,9 Kilometern gelandet. Note 2,5.

Granit Xhaka: Zu Beginn mit einem Fehlpass im Aufbauspiel und einem Ballverlust gegen Goretzka. Alsdann schwang sich Xhaka zu einer herausragenden Leistung auf. Er war der zentrale Ballverteiler und spielte fast immer im perfekten Moment vertikale Flachpässe – besonders auf Stindl – mit der richtigen Fahrt und Präzision. Stark in der Balleroberung beim Gegenpressing, ohne dabei zu überdrehen. Gewann in drei Situationen den Ball, als der Gegner mit Tempo auf ihn zulief und er ihn im Liegen fair stoppte. Ganz stark im Positionsspiel, weil er immer die Ordnung im Auge hatte. Pech hatte er beim 1:2, als er den Schuss mit der Schulter und den Händen hinter dem Rücken abfälschte. Note 1,5.

Fabian Johnson: Trotz Dreierkette durfte er auf ‚seiner‘ linken Mittelfeldseite agieren. Dort mit mehreren guten Aktionen, allerdings auch einigen ‚Flipperbällen‘. Eine Szene, als er zunächst den Ball stark eroberte und ihn wenige Momente später wieder hergab, war bezeichnend. Johnson gab drei Assists zu Torabschlüssen, u.a. zu Dahouds Lattenschuss. Er selbst hatte im ersten Durchgang die Riesenchance, als er in Rückenlage schon fast kläglich verzog. Zwanzig Minuten vor Schluss verletzt ausgewechselt. Note 3,5.

Thorgan Hazard: Emsig, gefährlich, aber Chancentod - das war Thorgan Hazard auf Schalke. Hatte zwei identische Schusschancen im Sechzehner, als er von rechts einen Haken nach innen machte und mit links abschloss. Der erste Versuch geriet zu zentral und mit zu wenig Wucht auf Fährmann. Beim zweiten bekam er den Körper nicht über den Ball und das Standbein nicht neben den Ball. Und weil er auch den Arm zur Bewahrung des Gleichgewichts nicht ausstreckte, ballerte er hoch und weit daneben. Hatte in einigen Duellen Schwierigkeiten mit dem grobschlächtigen Kolasinac. Hazard bereitete die Johnson-Chance vor und gab von links die Flanke zu Stindls größter Chance. Direkt nach Wiederbeginn scheiterte er mit einem Schuss aus dem Lauf an Fährmann. Neun Minuten vor Schluss machte er Platz für Hahn. Note 3,0.

Lars Stindl: War allgegenwärtig und gefiel durch schnelle, gescheite Zuspiele. Er ließ sich konstant zurückfallen ins Mittelfeld, bot sich an und durfte schalten und walten wie er wollte. Die Schalker bekamen ihn nicht in den Griff. Eine plötzliche Schusschance wurde geblockt, später parierte Fährmann einen fulminanten Stindl-Schuss nach einem Konter. Nach der Hazard-Flanke bekam Stindl am langen Pfosten den Ball nicht am Schalker Keeper vorbei und nach der flachen Hereingabe von Raffael von rechts fehlte ihm eine Fußspitze zum Tor. Stindl machte das Spiel schnell, war stark im Dribbling und der Ballbehauptung, auch auf den Seiten. War mit seinem genialen Zuspiel auf Christensen ursächlich am Ausgleich beteiligt. Note 1,5.

Raffael: Das Dach der Arena war geschlossen, was Raffael wohl als Aufforderung sah, die Schalker Abwehr mit Hallenfußballkombinationen zu narren. Das gelang mehrfach auf eine erstaunliche Art und Weise, doch leider blieb das Kunstwerk unvollendet. Ob das Solo-Dribbling gegen fünf Schalker oder weitere vielversprechende Aktionen – beim Torabschluss fehlte die letzte Konsequenz. Raffael war unermüdlich, die 'Verbindungsmaschine' zwischen den Reihen und Vorbereiter mehrerer Chancen. Er selbst verschoss kurz nach der Pause ziemlich freistehend und setzte am Ende nach dem abgewehrten Christensen-Kopfball den Rebound aus kurzer Distanz an den Außenpfosten. Doppelt bitter, dass sich Raffael in der Schlussphase einen Muskelfaserriss zuzog. Note 2,5.

Ibrahima Traoré: Kam für Johnson und spielte erst rechts, dann links und vorne. Er machte ordentlich Rabatz in der kurzen Zeit, u.a. mit einem schönen Hackenzuspiel auf Herrmann. Stark auch in der Ballrückeroberung. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Ersetzte Dahoud und übernahm die Position von Traoré. Zeigte einige gute Ansätze, ohne jedoch noch die entscheidende Aktion setzen zu können. Ohne Note.

André Hahn: Kam nach dem Ausgleich für Hazard, doch das gewünschte Traumszenario blieb aus. Er forderte einige Bälle in den Lauf, die er nicht bekam. Bei seiner Schusskraft wäre Hahn vielleicht die bessere Option für den Freistoß gewesen, den Raffael in die Mauer lupfte. Ohne Note.

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