Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Schalke 04 3:1 (1:1)

Ein Sieg aus Überzeugung

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Andreas Christensen - erneut ein starkes Spiel (Foto: Olaf Kozany / TORfabrik.de)

Andreas Christensen - erneut ein starkes Spiel (Foto: Olaf Kozany / TORfabrik.de)

Mit einer imponierenden Leistung wartete Borussia Mönchengladbach gegen Schalke 04 auf und verdiente sich den fünften Sieg in Folge. Die famose Mannschaftsleistung war erneut der Grundstein für den Erfolg, wie die Einzelkritik belegt.

Yann Sommer: Ein gelungener Abend für den Goalie, der vor allem in der Phase zur Stelle war, als das Spiel zu kippen drohte. Mit einer Klasse-Parade gegen Höjbjerg sowie zwei Reflexen gegen di Santo hielt er sein Team bravourös in der Partie. Nicht nur auf der Linie, sondern auch als mitspielender Keeper sehr sicher. Bei Rückpässen fußballerisch stark, selbst ein etwas zu hart geratenes Anspiel von Wendt brachte ihn nicht aus der Ruhe. Einmal trickste er einen Schalker Angreifer cool aus. Die Abschläge passten bis auf ganz wenige Ausnahmen. Note 1,0.

Julian Korb: Nur sein allererster Ballkontakt war ungenau, danach lieferte Korb vor allem im ersten Durchgang ein nahezu perfektes Spiel ab. Immer wieder setzte er nach und eroberte den Ball, mehrfach kam er schnell vor den Gegenspieler. Agierte fast als Rechtsaußen, was Schalke nicht auf der Rechnung hatte. Nach Johnson-Vorarbeit kam er zum Abschluss, der etwas zu zentral geriet und von Fährmann pariert wurde. Holte dann mit einem Dribbling den Elfmeter heraus, als er zuvor mit mehreren Körpertäuschungen bis in den Sechzehner vorgedrungen war. Korb hatte Mut zu funktionellen Tricks und ist ein Paradebeispiel für einen Spieler, der wächst, wenn er Vertrauen bekommt und Fehler machen darf. In der zweiten Halbzeit defensiv mehr gefordert, aber auch immer wieder mit Drang nach vorne. Krönte seine Leistung mit dem entscheidenden dritten Treffer. Note 1,0.

Andreas Christensen: Zwei unglückliche Szenen hatte der 19-Jährige Däne während der 94 Minuten. Da war das Pech beim Abschluss, als er die Freistoßhereingabe von Traoré mit der Fußspitze knapp neben das Tor spitzelte. Und da war das Eigentor kurz vor dem Pausenpfiff, was man ihm aber nicht ankreiden kann - zwei Schalker standen hinter ihm einschussbereit. Ansonsten machte Christensen ein ganz starkes Spiel. Im Spielaufbau rückte er auf die Rechtsverteidigerposition und spielte von dort aus einen klugen Pass nach dem anderen nach vorne. Und wenn der Weg verbaut war, wählte er den sicheren Weg über Sommer. Christensen spielte die meisten Pässe aller Akteure auf dem Platz und das bei einer sensationellen Quote von 96 Prozent. Hinten mit der Ruhe eines Patrick Anderson stets Herr der Lage und ab und an nach vorne im Stil von Lucio mit raumgreifenden Schritten unterwegs. Note 2,0.

Tony Jantschke: Gab sein Startelfcomeback unter André Schubert, die Kapitänsbinde behielt allerdings Granit Xhaka. Jantschke lieferte eine solide und abgeklärte Partie als Innenverteidiger. Kleinere Wackler, auch im Passspiel, blieben ohne Folgen. Lediglich als er di Santo aus der Drehung etwas zu einfach zum Abschluss kommen ließ, wurde es brenzlig. Im Spielaufbau rückte er, wie Christensen auf der anderen Seite, extrem weit nach außen, während Wendt sich bereits nach vorne aufmachte. Note 3,0.

Oscar Wendt: Wie sein Gegenüber Korb eher Stürmer als Verteidiger. Schob sich bei eigenem Ballbesitz direkt weit nach vorne und kam so mehrfach gefährlich an den gegnerischen Strafraum. War sehr kombinierfreudig und spielte einen Tag nach seinem 30. Geburtstag mit viel Selbstvertrauen. Verbesserungswürdig seine Flanken, eine aus dem Stand war ganz schwach. Defensiv aufmerksam und mit dem nötigen Biss in den Zweikämpfen - dem flinken Caicara ließ er keinen Stich. Sehr wertvoll in der Szene, als er vor di Santo zur Ecke klärte. Note 2,5.

Mo Dahoud: Ließ sich im Aufbauspiel im Wechsel mit Xhaka zwischen die beiden Innenverteidiger fallen, die sich in Richtung der jeweiligen Seitenlinie orientierten. Der Youngster spielte einige gute Bälle, hatte aber auch unklare Aktionen dabei. Nennenswerte kreative Akzente konnte er diesmal keine setzen. Einmal lief er zu lange mit dem Ball, Johnson bereinigte die Situation. Läuferisch wie immer sehr engagiert und fleißig. Als Schalke nach der Pause die Oberhand im Mittelfeld gewann, wurde er zeitig zu Gunsten von Nordtveit ausgewechselt. Note 3,5.

Granit Xhaka: Startete mit einem schönen Sololauf, als er plötzlich freie Bahn hatte. Leider rutschte ihm der Ball tatsächlich in vollem Umfang über die Grundlinie, so dass dem anschließenden Treffer von Stindl zurecht die Anerkennung verweigert wurde. Ließ sich im Verlauf der ersten Halbzeit einmal sehr einfach den Ball abnehmen, zum Glück verdaddelte Schalke den Abschluss. Xhaka forderte den Ball und versteckte sich zu keinem Zeitpunkt. Er war immer zur Stelle, wenn es galt, Präsenz zu zeigen. Bekam noch mehr Verantwortung für die Spielgestaltung, als Dahoud ausgewechselt wurde. Unermüdlich und kampfeslustig, Diskussionen geht er eh nie aus dem Weg. In die Gefahr, eine Gelbe Karte zu bekommen, geriet er nicht. Note 2,5.

Ibrahima Traoré: Ein Wirbelwind, den man einfach machen lassen muss. Fühlte sich pudelwohl im Zusammenspiel mit Korb, dem er bereitwillig Platz machte und sich selbst früh auf die Innenbahn orientierte. Mit seinen Dribblings sorgte er für viel Verwirrung bei den Schalkern, selbst wenn er einige Male hängen blieb oder sich den Ball zu weit vorlegte. Sehr lobenswert seine Defensivarbeit, wo ihm einige wichtige Balleroberungen gelangen. Brachte die gefährliche Freistoßhereingabe auf Christensen, ließ Fährmann einmal nach einem Drehschuss dankbar fliegen und holte schließlich mit einigem Geschick den Freistoß vor dem 2:1 heraus. Note 2,5.

Fabian Johnson: Die ›unsichtbare‹ Kraft im Spiel der Borussia. Er spulte ein bemerkenswertes Pensum ab, war ständig in Bewegung. Johnson lief Räume zu, übernahm Positionen und achtete darauf, was die Kollegen veranstalteten. Er war eigentlich immer wie ein ›großer Bruder‹ zur Stelle, um helfen zu können. So wie bei Dahoud, als der zu lange mit Ball lief. Im offensiven Kombinationsspiel sehr flexibel und zielgerichtet. Stark seine Hackenablage auf Stindl, bei seinem Schuss aus aussichtsreicher Position fehlte die Kraft. Noch in der 90. Minute stocherte Johnson bissig an der Seitenlinie herum, mit dem Wissen, dass diese Arbeit auch dann noch erledigt werden muss. Note 1,5.

Raffael: Schalke hatte Borussias Brasilianer offensichtlich als den größten Gefahrenherd ausgemacht und schaffte es, ihn im ersten Durchgang fast komplett aus dem Spiel zu nehmen. Er wurde gut zugestellt, bekam zwischen den Linien kaum Raum um sich ins Kombinationsspiel einzuschalten. Nach der Pause machte Schalke mehr nach vorne und gab gleichzeitig Räume frei. Raffael war sich bewusst, dass er etwas forcieren musste. Er schlängelte sich um die Gegenspieler, startete Soli oder servierte Stindl butterweich den Ball auf den Kopf. Raffael war plötzlich der prägende Mann im Offensivspiel. Brachte sein Team mit einem fantastischen Freistoß in Front und bediente Korb nach einer starken Aktion zum 3:1. Als er seinem Ex-Kollegen Höwedes die Hand geben wollte, schubste dieser ihn weg. Kurioserweise sah Raffael - wie Höwedes - dafür Gelb. Note 2,5.

Lars Stindl: Legte wieder einmal die längste Laufstrecke aller Akteure auf dem Platz zurück (12,1 Kilometer). Ließ sich fallen, störte den Schalker Aufbau und zeigte sich immer wieder im Kombinationsspiel. Absolut saubere ›Stopp-Ablagen‹, ob per Brust, Kopf oder Fuß - Stindl weiß vorausschauend genau, was er macht. Verschoss den Elfmeter, setzte sich aber stark per Kopf gegen Höwedes im ›Nachgefecht‹ durch. Auffällig, dass er trotz eines ›Kruse-ähnlichen‹ Aktionsradius ständig in Abschlusssituationen kam. So beim Kopfball, den Riether auf der Linie klärte, dem Schuss aus spitzem Winkel, der knapp vorbei ging oder dem Schuss aus der Drehung, der Fährmann zur Glanzparade zwang. Note 1,5.

Håvard Nordtveit: Brachte etwas mehr ›Body‹ und Gegenwehr ins Mittelfeld in der Phase, als Schalke immer bestimmender wurde. Nordtveit half, die Stabilität wieder herzustellen. Auffällig, dass er durchaus selbstbewusst mit nach vorne preschte, auch wenn er - wie beim zu festen Doppelpassanspiel auf Traoré - manchmal etwas hektisch wirkte. Ohne Note.

André Hahn: Sollte über rechts nochmal extra Dampf machen. Das gelang auch bis zum Tritt von Geis, so wurde er zur tragischen Figur. Gute Besserung, André! Ohne Note.

Thorgan Hazard: Kam für Hahn, blieb eine Minute später weg vom Ball, damit Korb zum 3:1 durchstarten konnte. Danach konnte Hazard mit dem Rest der Mannschaft die Partie ruhig ausspielen. Ohne Note.

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