Einzelkritik: TSG Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach 3:3 (2:1)

Ein gefühlter Sieg

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Polanski kann Raffael nicht stoppen (Foto: Dirk Päffgen)

Polanski kann Raffael nicht stoppen (Foto: Dirk Päffgen)

Drei Minuten vor Schluss erzielte Fabian Johnson in Sinsheim den Ausgleich für Borussia Mönchengladbach. Es war ein gefühlter Sieg, allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass sich die Mannschaft unnötigerweise selbst in die Bredouille brachte. Der Kraftakt war eigentlich unnötig.

Yann Sommer: War bei einem Polanski-Schuss auf dem Posten, doch bei der Ecke zum Ausgleich sah er schlecht aus. Er ging eher halbherzig in Richtung Ball, hielt dann inne und ließ die Kugel in Richtung langer Pfosten passieren. Der eher harmlose Schuss von Polanski zum 1:2 wurde von Xhaka abgefälscht und erwischte Sommer auf dem falschen Fuß. Wobei der Goalie hier beim ›Umschaltspiel‹ von Kopf auf Körper nicht wirklich schnell war. Bei den folgenden Ecken war es beim Fausten und Fangen okay, nach der Pause mit guten Situationen als mitspielender Torwart. Note 4,0.

Julian Korb: Stark am Anfang, als er auch vom Trainer für eine Ballwiedereroberung Sonderapplaus erhielt. Agierte wieder sehr ›hoch‹, die Mehrzahl seiner Aktionen fanden in der gegnerischen Hälfte statt. So war er auch bei der Kombination zum 1:0 beteiligt. Insgesamt sehr aktiv, wenn auch mit mehreren ungenauen Abspielen. Die Statistik weist Korb als Spieler mit den meisten Fehlpässen aus. Versuchte beim Ausgleich noch mit hohem Fuß auf der Torlinie zu klären, beim 1:2 war er gegen Vorbereiter Amiri zu passiv. Bei der Aufholjagd nach der Pause extrem offensiv, manchmal sogar zu schnell beim Umsetzen seiner Vorhaben. Korb spielte mehrere gute Kurzablagen, beim 3:2 sprang er mit, was einen Verteidiger irritierte. Ausgewechselt für Elvedi, als in den letzten zehn Minuten auf Dreierkette umgestellt wurde. Note 3,5.

Andreas Christensen: Baute wie gewohnt solide und ruhig auf und eröffnete auch den Spielzug zum 1:0. Ein gefährlicher Stockfehler im Aufbau blieb zum Glück ohne Folgen. Im Defensivspiel mehrfach gefordert, wenn die nicht langsamen Hoffenheimer Stürmer ihre Konterangriffe fuhren. Er konnte des Öfteren ausbügeln, vor allem in der zweiten Halbzeit, als die Gastgeber das Spiel mit dem vierten Tor entscheiden konnten. Allerdings musste Christensen auch das eine oder andere Duell verloren geben oder sich mit einem Foulspiel behelfen. Wichtig, dass er in Drucksituationen nicht in Panik geriet. Agierte in den letzten zehn Minuten als zentraler Mann in der neu formierten Dreierkette. Note 3,0.

Håvard Nordtveit: Der Norweger sammelt weiter Pluspunkte als Innenverteidiger. Wurde mit seiner soliden Grundschnelligkeit im Verbund mit Christensen bei den Konterangriffen nicht überlaufen. Kopfballstark in den direkten Duellen und bei gegnerischen Standards. Verhinderte durch Blocken das 1:4 und rettete wenig später gegen den nach innen ziehenden Volland. In einer weiteren Situation kam er mit einer Grätsche gerade noch rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhindern. Einen fast fatalen technischen Fehler konnte er gegen Amiri im Strafraum so gerade noch legal korrigieren. Im Aufbau der zentrale Mann mit einer ausgesprochen guten Passquote. In der Schlussphase linker Mann in der Dreierkette. Note 3,0.

Oscar Wendt: Wirkte in einigen Situationen etwas sorglos, vor allem bei den schnellen Umschaltsituationen der Hoffenheimer. Da war er ein paarmal nicht auf der Höhe des Geschehens. Seine Zweikampfbilanz hielt sich in etwa die Waage. Konnte in der zweiten Halbzeit vor allem läuferisch nochmal drauflegen und suchte immer wieder den Weg nach vorne. In den letzten zehn Minuten wurde er auch offiziell in den vorderen Bereich beordert. Note 3,5.

Mo Dahoud: Sehr aktiv in der Anfangsphase, mit einem grandiosen ›Iniesta-Pass‹ auf Johnson zum 1:0. Stark in der Ballbehandlung und mit gewohnt sicherem Passspiel. Ein guter Distanzschuss, als der Ball vor seine Füße fiel. Probleme hatte Dahoud im defensiven Umschaltspiel, wo er Konter der Hausherren so gut wie gar nicht unterbinden konnte. Da wirkte er körperlich überfordert. Wusste sich nur mit einem Foul zu helfen und sah Gelb, etwas später verursachte er einen weiteren Freistoß und spielte ›auf Bewährung‹. Auch das dürfte ein Grund gewesen sein, ihn nach dem 1:3 auszuwechseln. Bemerkenswert: Dahoud hatte in 49 Minuten Spielzeit 48 Ballaktionen. Das waren deutlich mehr als Hoffenheims Mittelfeldspieler Schwegler in 90 Minuten (33). Note 3,5.

Granit Xhaka: Der zentrale Mann im Gladbacher Spiel, mit 117 Ballkontakten und den meisten Torschüssen (4). Den Abschlüssen fehlte allerdings der Druck, ein Freistoß landete in der Mauer. Spielte zu Beginn einen schönen Diagonalpass auf Wendt, danach unterliefen ihm einige Fehlversuche, wenn er das Spiel mit langen Bällen verlagern wollte. Fälschte den eigentlich harmlosen Schuss von Polanski unglücklich zum 1:2 ab. In den Zweikämpfen fand er meist die richtige Mischung und kam nie in Gefahr, die fünfte Gelbe Karte zu sehen. Note 3,5.

Josip Drmić: Spielte wie nach seiner Einwechslung gegen Sevilla auf der rechten Seite. Bot sich dort immer wieder steil in die Mitte laufend an, was oft vergeblich war, weil der Pass nicht kam. Bei seinen Aktionen am Ball ein wenig umständlich. Bei der Entstehung des Führungstreffers involviert, zudem vor der Stindl-Chance im ersten Durchgang mit einer guten Hacken-Ablage. Defensiv bemüht, beim 1:2 trabte er gegen Amiri allerdings nur hinterher. Als Hazard kam, ging er ins Sturmzentrum und köpfte den Anschlusstreffer. Er stand bei seinem Kopfball zwar sehr frei, drückte den Ball aber richtig gut nach unten und platziert ins Eck. In der Schlussphase ausgewechselt für Hrgota. Note 3,5.

Fabian Johnson: Hätte sich an alter Wirkungsstätte schon nach vier Minuten in die Torschützenliste eintragen können, doch er traf im Strafraum den Ball nicht richtig und trat ein halbes Luftloch. Eine Minute später machte er es besser - er sprintete perfekt in die Mitte und rundete das Dahoud-Zuspiel schön ab. In der Folgezeit musste er mehrfach ›beißen‹. Er lief zwar wieder weit über 11 Kilometer, doch die vielen Umschaltaktionen der Hoffenheimer und die weiten Wege zurück gingen sichtlich an die Substanz. Umso bemerkenswerter, dass er nach der Pause und trotz des frustrierenden Rückstandes die zweite Luft bekam. Kam in den letzten zehn Minuten über die rechte Seite und startete hier den Sprint zum Ausgleichstor. Klasse, wie er mit dem Super-Haken gleich zwei Hoffenheimer ins Leere rutschen ließ und wunderbar vollendete. Note 2,5.

Raffael: War beim Zusammenspiel vor dem 1:0 beteiligt und zeigte sich bei mehreren Kurz-Kombinationen, u.a. mit Stindl vor dessen Chance im ersten Durchgang. Raffael selbst wurde vor der Pause nicht wirklich zwingend. Nach dem Wechsel schoss er knapp daneben und wurde fortan zum Antreiber der Aufholjagd. Mehrfach gut als Ballschlepper und Verbindungsspieler in Erscheinung getreten. Klasse der Pass zu Johnson vor dem Ausgleich. In der Nachspielzeit noch mit einem feinen Pass, der leider abgefangen wurde. Der potentielle Empfänger Hrgota wäre alleine aufs Tor zugelaufen. Note 3,0.

Lars Stindl: Haften bleibt natürlich der schlimme Fehlpass vor dem 1:3, als er unter Druck gesetzt wurde und Amiri wohl kurz im ›toten Winkel‹ war. Sowas passiert, Stindl hakte das Missgeschick noch während des Spiels ab. Sonst hätte er sicher nicht in der Entstehung des Ausgleichs aus fast identischer Position erneut einen - diesmal gelungenen - Rückpass gespielt. Stindl ackerte wieder mit einem riesigen Radius und lief über 12 Kilometer. Er kam allerdings nicht so oft in gute Position wie zuletzt. Ein Schuss mit der Pike nach Doppelpass mir Raffael vor der Pause ging knapp vorbei, seine Flanke auf Drmić zum Anschlusstreffer kam punktgenau. Nach der Auswechslung von Dahoud ließ er sich etwas zurückfallen, schloss bei Ballbesitz aber immer wieder in die vorderste Linie auf. Note 3,5.

Thorgan Hazard: Gab der rechten Seite einen neuen Flügel und verhinderte einen Absturz der Borussia-Maschine. Der Belgier war sehr aktiv. Er wechselte phasenweise mit Johnson die Seite, so z.B. als er gut kombinierten und seine Hereingabe von links noch zur Ecke abgewehrt wurde. Nach den Umstellungen am Ende komplett über links unterwegs, von dort gut in die Mitte gezogen und mit einem Aufsetzer abgeschlossen. Note 3,0.

Nico Elvedi: Kam für Korb und wurde zunächst zum Postboten für Stindl und Xhaka. Danach ordnete er sich rechts in der Dreierkette ein. Hinterließ dabei einen sehr abgeklärten Eindruck. Wachsam im Stellungsspiel und mit klarem und fehlerlosem Passspiel. Ohne Note.

Branimir Hrgota: Ersetzte Drmić, konnte sich jedoch nicht mehr in Szene setzen. Einmal lief er ins Abseits und konnte nicht angespielt werden, danach kam ein Raffael-Zuspiel nicht durch. Ohne Note.

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