Einzelkritik: Hertha BSC Berlin - Borussia Mönchengladbach 3:0 (2:0)

Ein bitterer Abend in Berlin

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Fabian Johnson wird im letzten Moment gestört Foto: Tobias Schwarz / AFP / Getty Images)

Fabian Johnson wird im letzten Moment gestört Foto: Tobias Schwarz / AFP / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach bekleckerte sich in der Hauptstadt wahrlich nicht mit Ruhm. Kollektiv agierte die Mannschaft schwach, individuell leisteten sich die Spieler entscheidende Aussetzer. Das 0:3 war daher folgerichtig, wie auch die Einzelkritik belegt.

Yann Sommer: Deutlich weniger ins Geschehen eingebunden als in anderen Partien, lediglich zehn Pässe spielte der Keeper. In seinem Kerngeschäft dreimal auf der Linie sicher, dreimal musste er hinter sich greifen. Beim ersten Gegentor gegen den platzierten Kopfball ohne Abwehrchance, beim 0:3 reagierte er einen Tick zu spät um noch mit dem Fuß abwehren zu können, wie zuvor auf der anderen Seite Jarstein gegen Stindl. Beim 0:2 trifft Sommer eine klare Mitschuld: Nach dem Querschläger stand er rund sieben Meter vor dem Tor, wich gegen den heranstürmenden Kalou mehrere Meter zurück und machte sich klein, anstatt ihm entgegenzugehen und den Winkel zu verkürzen. Note 4,0.

Nico Elvedi: Startete eigentlich gut in die Partie, wo er im Aufbau mit gutem Passspiel einige Angriffe über die rechte Seite einleitete. In der Abwehrarbeit jedoch mit Orientierungsproblemen, wie nicht zuletzt bei allen drei Gegentoren deutlich wurde. Beim ersten Tor ermöglichte er zunächst mit seinem unkontrollierten Pass die Berliner Umschaltaktion und und ließ dann Kalou in seinem Rücken alleine, weil er sich bei der Flanke völlig verschätzte. Vor dem 0:2 wollte er zu panisch den Ball wegschlagen und traf den vor ihm stehenden Vestergaard, von dem der Ball in den Lauf von Kalou prallte. Beim 0:3 rückte er ohne Not aus der Kette raus, ohne dabei Zugriff auf Ibisevic zu bekommen, der wiederum Weiser in den freien Raum schickte. Zwar agierte Elvedi insgesamt nach der Pause in der Viererkette stabiler, doch es war letztlich ein rabenschwarzer Abend für den 20-Jährigen. Note 5,0.

Yannik Vestergaard: Korrigierte nach fünf Minuten gut gegen Ibisevic und entschied zudem einige Zweikämpfe für sich. Darüber hinaus aber nicht so stabil wie zuletzt. Er ließ Brooks nach einem Standard zum Kopfball kommen und sah beim 0:1 schlecht aus, als er nicht konsequent genug gegen Flankengeber Weiser störte. Beim zweiten Gegentor wurde er unglücklich angeschossen, was man ihm aber nicht vorwerfen kann. Kurz darauf verursachte er einen Panik-Eckball. Im zweiten Durchgang, als auf Viererkette umgestellt wurde, sicherer. Pech hatte der Däne, dass Jarstein seinen wirklich guten Kopfball nach Raffael-Freistoß über den Querbalken lenken konnte. Beim dritten Gegentor blieb er wie angewurzelt stehen, als die Berliner um ihn herum spielten. Note 4,0.

Tony Jantschke: Als linker Mann in der Dreierkette mit einer Menge Schwierigkeiten, weil Weiser ihn immer wieder in Laufduelle zwang. Jantschke musste oft zeitig in ein ›Alles-oder-Nichts-Tackling‹, was insgesamt sehr wild aussah und eigentlich überhaupt nicht Jantschkes Art ist. Beim 0:1 öffnete er für Weiser die Tür, weil er sich zur Seite in Richtung Ibisevic orientierte, gleichzeitig aber niemand Weiser übernahm. Nach der Pause rückte er in die Viererreihe vor der Abwehr, wo er seinen Dienst weitestgehend ordentlich und unauffällig erledigte. Note 4,0.

Patrick Herrmann: Auffälligster Borusse, der in der Anfangsphase einige gute Vorstöße über rechts verzeichnete. Einmal passte er ins Niemandsland, ein weiteres Zuspiel in den Rückraum vermochte Stindl nicht zu verarbeiten. Gelungen war Herrmanns Flanke zum Kopfball von Strobl. Nach dem 0:1 nur noch im Rückwärtsgang und dort erwischte es ihn äußerst unglücklich, als Ibisevic von hinten auf Hermanns Bein fiel. Ohne Note.

Tobias Strobl: Vor der Abwehr neben Kramer zu Beginn mit auffälligen Offensivaktionen. Hatte Pech, dass er seinen Kopfball nach Herrmann-Flanke nicht mehr präzise drücken konnte. Mit einem Chippass auf Herrmann leitete er einen weiteren gefährlichen Gegenangriff ein. Dann brachte Strobl Elvedi mit einem verunglückten Ball in Bedrängnis, woraus der Fehlpass resultierte, in dessen Folge Hertha das 1:0 markierte. Danach mit zwei, drei sehr einfachen Ballverlusten. Er wurde vermehrt in die Abwehrkette gedrängt, wo er beim Querschläger von Elvedi/Vestergaard nicht mehr rechtzeitig hinkam, um Kalou noch entscheidend zu stören. Strobls Fehlpass im Mittelfeld nötigte Kramer zum Einsteigen gegen Lustenberger, was den Platzverweis brachte. Zur Pause wurde Strobl leicht angeschlagen ausgewechselt. Note 4,5.

Christoph Kramer: In der Startphase der Partie auffällig und mit gewohnt raumgreifenden Schritten unterwegs. Fing sich beim Löcher-Zulaufen schon nach acht Minuten eine Gelbe Karte für ein taktisches Foul ein, als er Weiser runterzog. Vielleicht auch deswegen zog er vor dem 0:1 gegen Weiser nicht durch und ließ ihn flanken. Danach leistete sich Kramer zunächst mehrere flapsige Ballverluste, ehe er beim Versuch, Strobls Fehlpass zu korrigieren, zu spät kam und mit Gelb-Rot vom Platz musste. Eine harte, aber regelkonforme Auslegung des Schiedsrichters. Note 5,0.

Oscar Wendt: Entwickelte am Anfang Drang nach vorne und hatte Pech, als ein Schussversuch im Strafraum noch geblockt wurde. Mit zunehmender Spieldauer immer desorientierter und nur eine unzureichende Hilfe für Jantschke. Vor dem 0:1 ließ er sich von Pekariks schneller Weiterleitung überraschen. Nach dem Seitenwechsel wieder Linksverteidiger in der Viererkette, wo es - auch aufgrund zunehmend passiveren Herthanern - besser klappte. Allerdings ließ Wendt Weiser bei der Vorbereitung zum 0:3 erneut zu einfach ziehen. Note 4,5.

Jonas Hofmann: Der Spieler auf dem Platz, der die meisten Sprints aller Akteure im Olympiastadion absolvierte. Allerdings sprintete er zumeist abseits des Geschehens, das Spiel lief nämlich weitestgehend an ihm vorbei. Er fand als ›freier‹ Mann vorne überhaupt keine Bindung, Missverständnisse (Wendt) waren zudem ein Zeichen der fehlenden Matchpraxis. Bis auf drei, vier gelungene Weiterleitungen kam nichts von Hofmann. Nach der Pause auf links im Vierermittelfeld nahezu unsichtbar. Geradezu lächerlich war das defensive Zweikampfverhalten von Hofmann. Ob Brooks vor der Pause oder Weiser vor dem 0:3: Sie spazierten ungestört an Hofmann vorbei, ohne dass dieser auch nur Anstalten machte, einzugreifen. Er trabte einfach locker weiter, als ginge ihn das alles nichts an. Note 5,0.

Lars Stindl: Zu Beginn mit mehreren auffälligen Szenen, als er den Ball behauptete und Umschaltangriffe inszenierte. Hatte Pech, dass er für eine richtige Verarbeitung des Herrmann-Zuspiels ein paar Zentimeter zu weit vorne stand. Konnte in der Phase nach dem 0:1 auch nicht für Beruhigung sorgen. In der zweiten Halbzeit aus der Mittelfeldkette kommend mit drei guten Aktionen: Ein Schuss aus 17 Metern flog knapp flach am Tor vorbei, dann spielte er den starken Steckpass zur Chance von Johnson. Schließlich wurschtelte er sich erst durch drei Berliner, spielte Doppelpass mit Johnson und scheiterte alsdann an Jarstein. Note 3,5.

Raffael: Kam gut in die Partie und verzeichnete nach einer geschickten Drehung gegen Skjelbred einen guten Abschluss, als er knapp übers Tor zielte. Mit zunehmender Dauer blieb er immer öfter hängen und in der kritischen Phase nach dem Rückstand tauchte er ab. Nach der Pause behauptete er in einigen Situationen geschickt den Ball, ließ sich das Spielgerät aber auch mehrfach sehr einfach abnehmen. Dass Raffael dann im Mittelfeld anfing zu grätschen, sollte als deutliches Alarmsignal gelten. Der Brasilianer gab noch die Freistoßflanke zu Vestergaards Kopfballchance. Allerdings waren Raffaels weitere Standards harmlos. Note 4,0.

Fabian Johnson: Ersetzte Herrmann nach einer guten halben Stunde. Im zweiten Durchgang schob er sich aus der Mittelfeldkette mehrfach gut mit nach vorne. So hatte er nach Stindl-Zuspiel eine gute Schusschance, die Herthas Stark jedoch mit einer perfekten Hochrisiko-Grätsche in letzter Sekunde entschärfte. Einen Kopfball konnte Johnson nicht platzieren, alsdann bereitete er Stindls beste Gelegenheit per Doppelpass vor. Note 3,5.

Julian Korb: Wurde zur Halbzeit für Strobl eingewechselt und übernahm in der neu gebildeten Viererabwehrkette die rechte Seite. Das löste er relativ unauffällig. In der Phase, als Borussia mehr nach vorne riskierte, schaltete sich Korb mit ein, ohne jedoch zu einer nennenswerten Aktion zu kommen. Beim 0:3 ließ er Kalou passieren, as er fälschlicherweise auf Abseits spekulierte. Note 4,0.

Thorgan Hazard: Kam in den letzten fünf Minuten für Hofmann in eine entschiedene Partie. Ohne Note.

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