Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - 1.FC Köln 1:0 (0:0)

Dreier im Derby

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Derbysieger! (Foto: TORfabrik.de)

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Borussia Mönchengladbach lieferte im Derby eine über weite Strecken sehr gefällige Vorstellung ab. Wir blicken in der Einzelkritik auf den 1:0-Erfolg im Prestigeduell zurück.

Yann Sommer: Es war kein dankbares Spiel für den Torwart, weil er eigentlich nicht viel zu tun bekam, aber dennoch 90 Minuten auf der Hut sein musste. Die erste Bewährungsprobe hatte es gleich in sich, als er den von Vestergaard noch abgefälschten Schuss von Córdoba aus spitzem Winkel mit einem tollen Reflex parierte. Im zweiten Durchgang rettete Sommer nach einer tückischen Hereingabe mit dem Oberschenkel gegen Córdoba. Einen weiteren Schuss auf seinen Kasten parierte er sicher. In der Spieleröffnung mit etwas Streuung, insgesamt aber solide. In der einen oder anderen Situation wäre vielleicht etwas mehr Präsenz bei hohen Bällen möglich gewesen. Wegen Zeitspiels sah er in der Schlussphase die gelbe Karte. Note 2,0.

Nico Elvedi: Sammelte im ersten Durchgang mit mehreren starken Balleroberungen und einer Menge Dampf im Spiel nach vorne Pluspunkte. Im letzten Drittel fehlte die Präzision, einige Hereingaben gerieten zu flach. Ein fataler Ballverlust gegen Bittencourt führte zur Konterchance für Córdoba. Bei seinem Treffer nach der Pause lief er gut durch und behielt vor den beiden Horns die Ruhe. Grandios die Grätsche wenige Augenblicke später, mit der er den einschussbereiten Córdoba stoppte. Bekam in der Kölner Drangphase nicht immer den Zugriff im Zweikampf, löste die Aufgaben aber insgesamt ordentlich. Note 2,5.

Matthias Ginter: Eine sehr reife Premiere des Neuzugangs, der überhaupt keine Anpassungsschwierigkeiten zeigte. Durch wachsames Positionsspiel war er immer auf der Höhe des Geschehens. In einer Situation erntete er Szenenapplaus, als er den Ball cool über einen anlaufenden Kölner hinweg lupfte. Überragend, wie Ginter Bittencourt im Tackling abkochte. Bei der zweiten Córdoba-Chance konnte er zwar nicht mehr entscheidend eingreifen, störte den Angreifer aber ausreichend, so dass diesem kein kontrollierter Abschluss gelang. Im Passspiel konzentriert, ohne Risiko und nahezu fehlerlos. Note 3,0.

Jannik Vestergaard: Die Abstimmung mit Nebenmann Ginter passte, die Zentrale war weitestgehend dicht. Bei der ersten Córdoba-Chance klärte er, indem er dessen Schuss abfälschte. In den direkten Duellen gegen den wuchtigen Córdoba wusste sich Vestergaard zu wehren. Im Aufbauspiel mit mehreren guten langen Bällen. Vorne hatte er eine Gelegenheit, als er nach Außenristflanke von Traoré über das Tor köpfte. In der Endphase mit Schwerstarbeit, u.a. als wichtige Hilfe für Wendt im Duell gegen Zoller. Note 3,0.

Oscar Wendt: Beteiligte sich in der Anfangsphase munter an den vielen Angriffen über die linke Seite. Mit einem guten Zuspiel auf Hazard leitete er die erste Stindl-Chance ein, die zweite Gelegenheit des Kapitäns bereitete Wendt mit einem starken Flachpass vor. Der Schwede war sehr aktiv und nutzte die Freiheiten mit Sorgfalt. Allerdings unterliefen ihm auch zwei technische Fehler bei der Ballannahme. Nach dem Seitenwechsel zunächst weiter im Vorwärtsgang, wurde er mit zunehmender Spieldauer immer mehr defensiv gefordert. Dort hatte er Mühe mit der Entscheidung, einzurücken oder rauszugehen. So entstanden Möglichkeiten für den FC über Wendts Seite, weil ein Kölner entweder nach innen sprintete oder außen frei anspielbar war. Note 3,0.

Christoph Kramer: Die Arbeitsbiene im Mittelfeld, was sich nicht nur darin ausdrückte, dass er der laufstärkste Borusse war. Kramer hatte die meisten Ballaktionen und spielte die meisten Pässe. Im Aufbau ließ er sich oft zwischen die Innenverteidiger fallen und eröffnete das Spiel mit zumeist risikolosen und sicheren Abspielen. Im Umkehrspiel ließ er sich aufmerksam fallen, um Räume zu schließen. Einige gute Balleroberungen rundeten das Bild ab. In der Schlusssequenz ließ die Konzentration etwas nach, als er zunächst den Ball in gefährlicher Position vertändelte und kurz darauf durch einen Ballverlust eine Ecke verursachte. Note 3,0.

Denis Zakaria: Lieferte in seinem ersten Bundesligaspiel eine beeindruckende Leistung ab. Der junge Schweizer war sehr präsent, körperlich robust und traute sich viel zu. Sah nach 23 Minuten für ein knallhartes Tackling - bei dem er klar den Ball spielte - eine überzogene gelbe Karte. Herausragend, dass er danach in den weiteren Zweikämpfen äußerst besonnen agierte, ohne dabei zurückhaltend zu wirken. Insoweit hat er einen ersten Nachweis erbracht: Zakaria ist kein Xhakaria! Zu bemängeln war lediglich der Ballverlust kurz hinter der Mittellinie, der zur zweiten Kölner Chance in der ersten Halbzeit führte. Im zweiten Durchgang schien Zakaria kurz zu überdrehen, fand aber die Balance wieder. Seine Passquote lag bei 100 Prozent - bei 44 Pässen mehr als bemerkenswert für einen 20-jährigen Bundesligadebütanten. Erstaunlich, welches Tempo Zakaria mit dem Ball am Fuß mit seinen raumgreifenden Schritten aufnehmen kann. Klasse, wie er sich selbst in der Schlussphase noch behauptete, kurz bevor er Bobadilla bediente. Note 1,5.

Ibrahima Traoré: Der Wirbelwind auf der Außenbahn war von den Kölnern kaum zu halten. Mit seinen flüssigen Dribblings sorgte er für Belebung, seine Hereingaben kamen gut und eigentlich beschwor er mit fast jeder Aktion Gefahr herauf. Ein paar Mal wechselte er kurz die Seite mit Hazard. In einigen Situationen war Traoré etwas zu aufgedreht und brachte sich im Übereifer selbst in die Bredouille. Doch die Umtriebigkeit ist seine Waffe, wie sich auch beim Assist zum Tor des Tages zeigte. Sowohl der Antritt als auch die präzise Hereingabe an den zweiten Pfosten waren perfekt. Nach knapp einer Stunde verfehlte sein Schlenzer das Tor nur knapp. Machte in der 84. Minute Platz für Jonas Hofmann. Note 2,0.

Thorgan Hazard: Sehr stark in der ersten halben Stunde, als viele Angriffe über die linke Seite liefen und er an fast jeder Chance beteiligt war. So gab er den ersten Torschuss ab, als er Horn im kurzen Eck prüfte. Zur ersten Stindl-Chance gab Hazard die gut getimte Vorlage. Er war viel unterwegs, blieb allerdings in den meisten Zweikämpfen nur zweiter Sieger. In der zweiten Halbzeit ließ die Konzentration hier und da nach, u.a. hatte er einen Schlafmoment, als er angespielt wurde, aber nicht rechtzeitig reagierte. Neun Minuten vor dem Ende löste Patrick Herrmann ihn ab, nachdem er einen Wechselwunsch signalisiert hatte. Note 3,0.

Raffael: Versuchte, sich mit Dribblings in Szene zu setzen, wobei er einige Male hängen blieb. Andererseits zog er dabei gleich mehrere Gegenspieler auf sich, was wiederum Räume für die Mitspieler brachte. Gerade in der ersten halben Stunde war das ein wichtiger Faktor. Selbst zum Abschluss kam der Brasilianer vor der Pause per Kopfball und mit einem Kunstschuss, den Horn über die Latte lenkte. Nach dem Wechsel traf Raffael bei einem Konter das Außennetz. Als Entlastungsangreifer im weiteren Verlauf der zweiten Halbzeit wichtig, aber letztlich ohne den richtigen Zug zum Tor. Zwei Minuten vor dem Ende überließ er Bobadilla das Feld. Note 3,0.

Lars Stindl: Hätte in den ersten zwanzig Minuten die Führung in der Torjägerliste übernehmen können, doch sein Linksschuss aus ausgezeichneter Position geriet zu schwach, der Rechtsschuss kurz darauf aus identischer Lage kam zu mittig. Er rieb sich in der Folge in vielen Zweikämpfen auf, wobei er hier oft nur zweiter Sieger blieb. Dafür hatten seine Aktionen am Ball Hand und Fuß - oder zumindest steckte eine erkennbare Idee dahinter. Nach Wiederanpfiff sehr aktiv, sein Zuspiel auf Traoré ebnete den Weg zum Führungstreffer. In der Schlussviertelstunde schien der Kapitän körperlich am Limit, biss sich aber durch und rackerte unermüdlich. Zunächst unterliefen ihm einige Stürmerfouls, am Ende auch Verteidigerfouls. Beim heftigen und zum Glück gescheiterten Versuch, einen Kölner Angriff in der 93. Minute zu unterbinden, sah er zurecht die gelbe Karte. Hätte er den Gegenspieler voll getroffen, wäre er wohl vom Platz geflogen. Note 2,5.

Patrick Herrmann: Ersetzte Hazard und hatte eine Schusschance, als vor einen Kölner an den Ball kam, aber mit links daneben schoss. Zudem sorgte er mit einigen Aktionen auf rechts für Unruhe und Entlastung gleichermaßen. Ohne Note.

Jonas Hofmann: Kam für Traore und ließ bei einem Freistoß einen Kölner weglaufen, der plötzlich frei im Strafraum auftauchte. Sehr gut lief Hofmann bei der Bobadilla-Chance mit und ärgerte sich zurecht über den ausgebliebenen Querpass. Schlau, wie er in der absoluten Endphase mit Ball den Weg zur Eckfahne suchte. Ohne Note.

Raúl Bobadilla: Seine Einwechslung sorgte für den größten Geräuschpegel im Borussia-Park nach dem Torjubel. Bobadilla setzte in der ersten Aktion direkt seinen massigen Körper ein und bekam kurz darauf die Großchance zum 2:0. Mit gutem Tempo lief er aufs Tor zu, verpasste jedoch den Moment für den Querpass auf den mitgelaufenen Hofmann. Sein Chip über den Torwart hinweg hätte wohl geklappt, doch die Brust des mitgelaufenen Klünter verhinderte das Traum-Comeback nach fünf Jahren und acht Monaten. Ohne Note.

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