Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Mainz 05 1:2 (0:1)

Die Balance fehlte

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Herrmanns Tor war zu wenig (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Herrmanns Tor war zu wenig (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Die Niederlage von Borussia Mönchengladbach gegen Mainz war unnötig und gleichzeitig nicht ganz unverdient. Die Fohlenelf sucht noch die Balance in allen Mannschaftsteilen. Das geht auch aus der Einzelkritik hervor.

Yann Sommer: Wurde, wie schon in Dortmund, oft früh angelaufen. Er geriet dabei nicht in Panik, doch die Spieleröffnungen gerieten hier und da unpräzise. Einmal wurde er doch panisch, als er Ruhe signalisierte und dann auf dem schlechten Rasen wegrutschte. Es ging so gerade gut. Nach dem Lattenschuss rüttelte er seine Vorderleute wach. An beiden Gegentoren aus kurzer Distanz schuldlos. Note 3,0.

Julian Korb: Hatte Schwierigkeiten mit dem flinken Jairo Samperio und war in mehreren Zweikampfsituationen überfordert. So beim 0:1, als er seinen Gegenspieler aus den Augen verlor und sich übersprinten ließ. Das hätte er sehen und reagieren müssen. Beim 1:2 kam seine Bewegung einen Tick zu spät, so dass er den Ball unglücklich zum Torschützen abfälschte. Im Aufbau mit dem einen oder anderen ungenauen Abspiel, insgesamt weniger statisch als Jantschke in Dortmund. Sah in der Schlusssequenz Gelb für Trikotziehen bei einem Konter der Mainzer. Note 4,5.

Marvin Schulz: Es tat ihm sichtlich gut, mit Jantschke einen erfahreneren Spieler neben sich zu haben, der ihn etwas coachte. Dennoch gab es ein paar (nachvollziehbare) Probleme beim Übergeben von Gegenspielern und in der Kommunikation. So vor dem Lattenschuss, als er gemeinsam mit Stindl nicht klärte. Den Schuss von Malli an den Pfosten konnte er nicht verhindern. Hin und wieder waren Defizite im Timing erkennbar, vor allem bei der Entscheidung, ob und wann er hochspringen sollte. Erste ›Schuuuuulz-Rufe‹ aus dem Publikum, als er bei einem Steilpass gut positioniert aufpasste und auf Sommer zurückspielte. Laute Rufe dieser Art, nachdem er einen Ball ins Aus klärte, wobei er selbst die Situation an der Seitenlinie erst ›scharf‹ gemacht hatte. Am Ball sicher und auf Risikovermeidung bedacht. Note 3,5.

Tony Jantschke: Gab als zentraler Verteidiger dem Abwehrverbund mehr Stabilität, auch wenn er das Gesamtkonstrukt nicht ganz zusammenhalten konnte. Er funkte mehrmals dazwischen und gewann über 85% seiner Zweikämpfe. Kleinere Stellungsfehler konnte er ausbügeln bzw. blieben ohne Folgen. Jantschke hatte neben Xhaka die meisten Ballkontakte, wobei er im Passspiel nur ganz selten das Risiko wählte. Einmal ging es schief, als Raffael das Anspiel verpennte und daraus der Konter zum Pfostenschuss entstand. Note 3,5.

Oscar Wendt: Ein zaghafter Auftritt des Schweden. Es wirkte so, als ob er das Spiel in einer hektischen Phase beruhigen wollte. Dabei war es schon zu ruhig und er hätte besser etwas Feuer reingebracht. So brach er oft frühzeitig ab und hielt sich mit seinen Vorstößen zurück. Beim Konter zum 0:1 lief er mit, konnte die Hereingabe nicht verhindern. Vor dem 1:2 nötigte ihn Xhaka mit einem Ballverlust zu einem taktischen Foul, für das er Gelb sah. Nach dem anschließenden Freistoß konnte sich Wendt im Zweikampf nicht behaupten und kam nach dem abgefälschten Ball nicht mehr rechtzeitig um Clemens zu stören. Note 4,5.

Lars Stindl: Konnte dem Spiel weder defensiv noch offensiv seinen Stempel aufdrücken. Agierte sehr unauffällig und trat in der gegnerischen Hälfte eigentlich nur bei einem Schuss übers Tor und bei der Torvorlage auf Herrmann in Erscheinung. In der Defensivarbeit wurde deutlich, dass er nicht annähernd so ein Balleroberer und Störfaktor für den Gegner ist, wie es Kramer war. Produzierte vor dem Lattenschuss eine ›Kerze‹ im eigenen Strafraum. Vor dem 0:1 rückte er gemeinsam mit Xhaka raus und ließ so im Umkehrspiel seinen Gegenspieler ziehen, der den Pass auf Außen spielte. Note 4,5.

Granit Xhaka: Weiter auf der Suche nach der Form des letzten Jahres. Der Wille ist ihm nicht abzusprechen, Xhaka legte die größte Laufdistanz zurück, hatte die meisten Ballkontakte und im Anschluss an eine Ecke eine sehr gute Kopfballchance. Wenn mal jemand den Risikopass spielte, war er es. Das ging zwar einige Male schief, war jedoch notwendig, um das allzu statische Spiel zu beleben. Stark der blitzschnelle Pass auf Hazard kurz vor der Pause. Folgenschwer allerdings sein einfach zu verteidigendes Zuspiel in die Spitze vor dem 0:1, als er kopflos nach vorne in Richtung des ballführenden Mainzers rannte. Der leitete einfach weiter und schon stand das Scheunentor weit offen, der Konter saß. Auch beim 1:2 war Xhaka in der Entstehung ursächlich beteiligt. Sein lasches Zuspiel nötigte Wendt zum Foulspiel, nach dem anschließenden Freistoß ging Xhaka nicht energisch genug zum Ball, der dann den Weg in den Strafraum und letztlich ins Tor fand. Note 4,5.

Ibrahima Traoré: Suchte wenigstens die Action und erhöhte sofort das Tempo, wenn er am Ball war. Es waren zwar meistens nur Einzelaktionen, doch zumindest sorgten sie dafür, dass die Mainzer unruhig wurden. Schade, dass bei Traoré weder das finale Abspiel noch der Abschluss wirklich passten. Seine drei Torschüsse waren letztlich zu schwach. In der Rückwärtsbewegung fleißig, einmal korrigierte er einen eigenen Ballverlust mit starker Rückeroberung. Note 3,5.

Patrick Herrmann: Startelfdebüt auf der linken Seite, die nicht wirklich seine ›Schokoladenseite‹ ist. Nicht überraschend, dass er sein Tor aus einer gänzlich anderen Position erzielte. Das war allerdings in seiner Schlichtheit schon wieder genial: Ballannahme, leichte Drehung und einfach mal trocken abschließen. So geht es auch. Bereitete die Raffael-Großchance mit kluger Weiterleitung vor, nachdem Hazard den Angriff schon fast verhunzt hatte. Herrmann selbst kam noch einmal bei einem abgefallenen Ball in Position, doch er drosch das Leder drüber. Seine Auswechslung wurde mit Pfiffen begleitet, weil es andere Kandidaten gab. Note 3,5.

Raffael: Raffael war körperlich zwar anwesend, doch er schien gedanklich noch am Strand in Brasilien zu chillen. Er wirkte träge und erstaunlich uninspiriert. Völlig ungewohnt waren die vielen technischen Fehler, die ihm auch dann unterliefen, wenn der Druck der Gegenspieler eher halbherzig war. Regelrecht schlafmützig reagierte er auf das Jantschke-Zuspiel, aus dem Ballverlust resultierte der Konter zum Pfostenschuss von Malli. Lustlosigkeit kann man Raffael allerdings nicht unterstellen, denn er war viel unterwegs und hatte auch seine Momente. So eroberte er vor seiner eigenen Großchance aufmerksam den Ball, den er letztlich nur ganz knapp am Tor vorbeisetzte. Note 4,5.

Thorgan Hazard: Durfte in zentraler Position stürmen und war lange Zeit der auffälligste Offensivspieler der Borussia. Sein erster Schuss zappelte punktgenau im Netz, leider stand er hauchdünn im Abseits. In der Folgezeit brachte sich der flinke Belgier noch einige Male in Abschlussposition, doch die Präzision war verloren gegangen. Vor der Pause mit der Riesenchance, die er mit falscher Fußhaltung versemmelte. Später scheiterte er über links an den ›Hosenträgern‹ von Karius, kurz darauf segelte ein feiner Schlenzer nur um Haaresbreite am Tor vorbei. Hazard war ein Irrwisch, überall unterwegs und holte sich auch hinten die Bälle ab. Auch wenn die Abstimmung noch nicht optimal war, ist er in der zentralen Rolle mehr als nur eine Alternative. Gegen Mainz war er sehr aktiv, doch leider ineffektiv. Note 3,5.

Josip Drmić: Ersetzte Herrmann für eine Schlussoffensive, die nicht stattfand. Zwei Ballkontakte für Drmić sagen alles aus über die Aufholjagd am Ende. Ohne Note.

Branimir Hrgota: Kam für Stindl, war immerhin achtmal am Ball, ohne etwas kreieren zu können. Ohne Note.

Mo Dahoud: In der 88. Minute für den entkräfteten Hazard gekommen, brachte der Youngster noch etwas Tempo und spielte ein paar gute Pässe. Ein Fehlpass ganz am Ende darf nicht unerwähnt bleiben. Ohne Note.

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