Nachdreher zur Heimniederlage gegen Wolfsburg

»Das sind Nachlässigkeiten und Unkonzentriertheiten«

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Dieter Hecking musste mit seiner Mannschaft eine bittere Pleite gegen seinen Ex-Klub hinnehmen (Foto: TORfabrik.de)

Es ist nicht einfach, innerhalb von zwei Wochen die zweite 0:3 Heimniederlage hinnehmen zu müssen, obwohl man eigentlich das bessere Team war. Im Nachlauf der Partie war Dieter Hecking um die Bewahrung der Balance bemüht.

Es waren einfallslose Drehbuchschreiber, die einfach den Plot aus der Partie gegen Berlin vor zwei Wochen kopierten und daraus den Spielfilm Gladbach gegen Wolfsburg konstruierten: Die überlegene Heimmannschaft nutzt ihre Chancen nicht, der Gast trifft effektiv mit der ersten Chance und sorgt gegen immer verzweifelnd anrennende Hausherren im Verlauf der zweiten Halbzeit für einen klaren 3:0-Auswärtssieg.

Bei genauerer Betrachtung unterschieden sich die beiden 0:3-Pleiten allerdings schon. Während Berlin mit allen Regeln der Kunst (körperliche Härte, Zeitspiel bis zur Selbstverleugnung, fußballerische Klasse) dagegenhielt und sich den Sieg letztlich auch objektiv verdiente, kam Wolfsburg lediglich durch simple Fleißarbeit zum Sieg. Die Gäste liefen nicht nur über 5 Kilometer mehr als die Borussen, auch die Durchschnittsgeschwindigkeit war um einen halben Kilometer höher.

»Wenn du 3:0 verloren hast, kannst du nicht sagen, dass wir gut gespielt haben«

Viel mehr musste die Mannschaft von Bruno Labbadia gar nicht in die Waagschale werfen - den Rest besorgten die Borussen selbst. Auf der einen Seite war da die fahrlässige Chancenverwertung, auf der anderen die krassen individuellen Aussetzer in der Defensive. Diese Mixtour führte letztlich zu diesem klaren Resultat, das die Kräfteverhältnisse allerdings nicht mal im Ansatz widerspiegelte. »Aber wenn du 3:0 verloren hast, kannst du nicht sagen, dass wir gut gespielt haben«, sagte Dieter Hecking. »Das ist ein Widerspruch in sich.«

Dennoch machte seine Mannschaft zunächst vieles richtig - bis auf den Torabschluss. »Das waren klarste Dinger«, sagte Hecking mit Blick auf die Riesengelegenheiten von Neuhaus und später Hazard. »Du kriegst gegen solche Mannschaften nicht so viele Chancen. Die musst du machen. Es hilft enorm, wenn du in Führung gehst, weil es dann ein ganz anderes Spiel wird.«

»Das sind Tore, die dürfen einer guten Mannschaft nicht passieren«

Doch anstatt mit dem 1:0 im Rücken die Wolfsburger zu mehr Initiative zu nötigen und dadurch Räume zu erhalten, gerieten die Borussen (O-Ton Hecking »aus dem Nichts«) in Rückstand. Bezeichnend, dass die Gladbacher dem Torschützen Gerhardt allen Platz ließen und der den Ball noch nicht mal richtig traf. Nach dem Seitenwechsel beschränkte sich Wolfsburg zunächst komplett auf die Defensivarbeit - bis die Borussen plötzlich Geschenke verteilten. Der krasse Patzer von Elvedi, der Mehmedi das 0:2 ermöglichte, war der Genickbruch.

Dennoch hätte es vielleicht noch zu einem Punkt reichen können, wenn Hazard eine Viertelstunde vor Schluss seine Großchance verwertet hätte. »Normal macht Thorgan den Ball rein, dann hätte noch was gehen können«, so Hecking. »Aber dann kriegst du fast im Gegenzug das 0:3 - da ist das Spiel dann weg.« Auch dieser Treffer war ein Geschenk - diesmal leistete sich mit Oscar Wendt ausgerechnet der erfahrenste Borusse einen Aussetzer. »Du darfst das zweite und dritte Tor nicht kriegen«, ärgerte sich Hecking. »Das sind Tore, die dürfen einer guten Mannschaft nicht passieren. Das sind Nachlässigkeiten und Unkonzentriertheiten.«

»Es ist nicht damit getan, da jetzt mal einfach locker drüber hinwegzugehen«

An den Pranger wollte Hecking weder Elvedi noch Wendt stellen. »Man muss immer das Gesamte sehen. Nico Elvedi spielt eine hervorragende Saison, auch Oscar Wendt spielt auf einem anderen Niveau als zum Teil im letzten Jahr«, sagte er. »Es ist natürlich immer ärgerlich, wenn es solche individuellen Fehler gibt. Es war ja nicht so, dass wir auseinandergespielt worden sind. Das wissen die Spieler am besten. Da brauch ich jetzt nicht noch großartig ein Fass aufzumachen und draufzuhauen.«

Aufgearbeitet werden muss allerdings vielerlei. »Natürlich müssen wir einiges besser machen und der eine oder andere muss besser spielen. Das weiß ich auch«, so Hecking. »Das müssen wir kritisch analysieren. Es ist nicht damit getan, da jetzt mal einfach locker drüber hinwegzugehen. Wir müssen daran arbeiten, dass diese Konsequenz in der Abwehrarbeit und im Offensivspiel wiederkommt. Aber es ist ja nicht alles falsch. Wir müssen die Ruhe behalten, den Kopf wieder hochnehmen. Jetzt kommen die Bayern - vielleicht der richtige Gegner zu richtigen Zeit.«

 


von Marc Basten

 

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