Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - 1.FC Köln 1:2 (1:0)

Das Derby verbockt

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Gezeichnet von der Niederlage (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Gezeichnet von der Niederlage (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach war im Derby eine Halbzeit das klar überlegene Team, verlor danach den Faden und durch zwei unglückliche Gegentore das Spiel. Die fehlende Konstanz sorgte dafür, dass die Fohlen das Derby verbockt haben.

Yann Sommer: Musste vor der Pause nur einmal eingreifen, als er eine Flanke flott abfing. Etwas irritierend waren mehrere Aktionen, als er trotz drei aufgerückter Kölner aus dem Strafraum kombinieren wollte. Da brachte er sich und die Kollegen unnötig in Bedrängnis. Erst die vierte oder fünfte vergleichbare Situation löste er mit einem Lupfer über die drei Angreifer hinweg zu Strobl. Nach dem Seitenwechsel bei zwei Distanzschüssen sicher zupackend, dazu mit einem guten Hechtsprung vor dem heranstürmenden Rudnevs. Beim Ausgleich wurde er vom Flipper-Kopfball überrascht. Man konnte sich allerdings des Eindrucks nicht erwehren, dass ein Sommer in der Verfassung seines ersten Jahres in Gladbach anders reagiert hätte. Das 1:2 geht klar auf seine Kappe. Trotz freier Sicht machte er einen unnötigen Schritt nach rechts und schaltete zu spät, um die fehlenden Zentimeter ausgleichen zu können. Der Ball flatterte tückisch, aber den muss ein Bundesligatorwart erreichen. Note 5,0.

Nico Elvedi: Als rechter Akteur in der Dreierkette in den Zweikämpfen gegen Modeste und später Rudnevs stabil und meist Sieger. Nach der Pause hatte er aufgrund der Kölner Umstellungen - wie die anderen Defensivspieler - leichte Orientierungsprobleme. Im Aufbauspiel war der Schweizer mit wenigen Ausnahmen konzentriert, aber ohne wirkliche Impulse. Ausnahme der gute Pass zu Stindl vor der Hazard-Chance. War gemeinsam mit Jantschke beim Foul an Rudnevs involviert, aus dem der Freistoß in der Schlussminute resultierte. Note 3,0.

Andreas Christensen: Gab sein Comeback und fügte sich nahtlos in die Rolle des zentralen Mannes in der Dreierkette. Kam bei langen Bällen der Kölner mehrfach vor dem Angreifer an den Ball und behauptete sich gegen die Wucht von Modeste eindrucksvoll. Im Spielaufbau solide, aber nicht immer ganz sicher. Verlor nach der Pause etwas die Übersicht, als Köln den zweiten Stürmer brachte. Hier hätte Christensen als Abwehrchef ordnend eingreifen müssen. Beim Ausgleichstor war er weit aus dem Zentrum gerückt und ließ Vestergaard mit Modeste und Rudnevs alleine. Note 3,0.

Yannik Vestergaard: Als linker Spieler der Dreierkette mit starkem Zweikampfverhalten. So stoppte er Modeste in der Anfangsphase wirkungsvoll. Er gewann die meisten der direkten Duelle, produzierte dann ein halbes Eigentor zum Ausgleich. Das war unglücklich und angesichts des Bewegungsablaufs beider Spieler kann man Vestergaard hier keinen Vorwurf machen. Im Aufbauspiel ordentlich, wobei der eine oder andere lange Schlag nicht sein musste. Vorne mit zwei Kopfbällen nach Ecken, bei denen er nicht genug Druck hinter den Ball bekam. Note 3,0.

Ibrahima Traoré: Lieferte bei seinem Comeback eine bärenstarke erste Halbzeit ab. Mit ungeheurem Elan sorgte er für Hochgeschwindigkeitsangriffe. Klasse seine Pässe und Weiterleitungen auf Hazard, ebenso der Außenristpass auf Stindl. Traoré gab zudem den überlegten Assist zum 1:0 durch Stindl und zirkelte den Freistoß an die Latte. Auch defensiv sehr eifrig. Nach der Pause baute er jedoch deutlich ab. Vor dem Ausgleich ließ er Heintz etwas zu einfach flanken, wobei solche Hereingaben aus dem Halbfeld normalerweise innen verteidigt werden müssen. Traoré entfachte noch hier und da ein Strohfeuer, ehe er in der 75. Minute ausgewechselt wurde. Note 2,5.

Mo Dahoud: Der Spieler mit den meisten Ballkontakten und der größten Laufleistung aller Akteure auf dem Platz. Er zeigte sich als Ballschlepper und -verteiler, sowie bei gefälligen flotten Kombinationen. Ein abgefälschter Schuss wurde tückisch, doch der Keeper war auf dem Posten. Defensiv mit einigen Ballgewinnen, als er seinen Körper vorbildlich einsetze. Davon ab gab es auch immer wieder Duelle, bei denen er sehr einfach den Kürzeren zog. Wurde vor der Pause von Lehmann von hinten umgetreten, der dafür eigentlich vom Platz hätte fliegen müssen. Dahoud dribbelte sich in einer Situation am eigenen Strafraum gut aus der Bredouille, in die Sommer ihn gebracht hatte. Nach der Pause schwanden Kraft und Konzentration, was zu gefährlichen Ballverlusten führte. Gerade dann sind klare und einfache Aktionen gefragt. Hätte eigentlich schon deutlich früher als erst in der 89. Minute ausgewechselt gehört. Note 3,5.

Tobias Strobl: War im ersten Durchgang als defensiver Sechser mit viel Vehemenz unterwegs. Er sorgte dafür, dass das Kölner Umschaltspiel frühzeitig unterbrochen wurde und funkte mehrfach beherzt dazwischen. Stark, wie er nach einer Balleroberung direkt steil zu Hazard spielte. Das Passspiel unter Bedrängnis funktionierte allerdings nicht immer, Strobl unterliefen die meisten Fehlpässe aller Spieler. Nach der Pause mit (zu) wenig Zugriff auf die offensiveren Kölner, da lief Strobl mehrfach nur hinterher. Er stabilisierte sich danach und ackerte weiter, ohne spielerische Impulse setzen zu können. Sah drei Minuten vor Schluss Gelb für ein notwendiges taktisches Foul. Note 3,5.

Oscar Wendt: Kam im ersten Durchgang offensiv nur selten zum Zuge, weil Borussia vor allem über rechts (Traoré) Dampf machte. Mit seiner eher verunglückten Flanke leitete Wendt den Führungstreffer ein. Defensiv zunächst mit guter Balance und bissigen Zweikämpfen. Nach der Pause überrascht durch Rudnves und mit einigen Problemen im Stellungsspiel. Nach dem Ausgleich vorne mit zwei, drei guten Aktionen, u.a. einem Schuss mit dem Kessler Probleme hatte sowie dem tollen Zuspiel auf Johnson vor dessen Großchance. Note 3,0.

Lars Stindl: In der ›Hoch-Tempo-Phase‹ vor der Pause in seinem Element. Ließ sich gut zurückfallen und spielte dann blitzschnelle überragende Pässe, u.a. zweimal auf Hazard. Auch in vorderster Front aktiv und handlungsschnell, wie beim 1:0, das ein ›typisches Stindl-Tor‹ war. In der Rückwärtsbewegung sehr fleißig und immer unterwegs. Im Verlauf der zweiten Halbzeit baute Stindl kräftemäßig ab. Das drückte sich in einigen misslungenen Versuchen aus, direkt zu spielen. Auch fehlte bei einem Konter beim abschließenden Linksschuss die Power. Note 2,5.

Raffael: Versuchte sich wiederholt mit seinen Dribblings und Antritten zu lösen, blieb aber zumeist stecken oder wurde gefoult. Hätte vielleicht etwas mehr den verwarnten Sörensen ›bedribbeln‹ sollen, um Fouls zu ziehen. Holte gegen Heintz den Freistoß heraus, den Traoré an die Latte schoss. Zuvor hatte Raffael einen Freistoß aus günstiger Position über den Kasten gezirkelt. Nach der Pause dribbelte er mehrfach nach Doppelpässen in den gegnerischen Strafraum. Doch es sah so aus, als wolle er den Ball ins Tor tragen - jedenfalls blieben der eigene Abschluss oder der finale Pass aus. Note 3,5.

Thorgan Hazard: War zu Beginn ›on fire‹ und suchte immer wieder den Weg in die Tiefe. Scheiterte früh alleine vor Kessler, wobei der Schuss so schlecht nicht war. Hazard hätte aber auch die Möglichkeit gehabt, auf den mitgelaufenen und völlig freistehenden Wendt querzulegen. Im nächsten Laufduell wollte er einen Elfmeter herausholen, als er kurz innehielt und es dann zu einem Kontakt kam. Ein Pfiff war möglich, aber nicht zwingend. Es folgten weitere gefährliche Aktionen von Hazard. Kurz nach der Pause verpasste er mit seinem Flachschuss, der um Zentimeter am Pfosten vorbeistrich, die Vorentscheidung. In der Folgezeit schwanden die Kräfte, nach 72 Minuten wurde er durch Hahn ersetzt. Note 3,0.

André Hahn: Kam in den letzten 18 Minuten für Hazard, fand aber keine Bindung zum Spiel. Ganze fünf Ballkontakte hatte der Angreifer. Er ärgerte sich zurecht, dass Johnson ihm, nach dessen vergebener Großchance, nicht den Rebound überließ. Ohne Note

Fabian Johnson: Ersetzte Traoré in der 75. Minute und hatte kurz darauf nach Wendt-Zuspiel eine 100%ige Chance, die er machen musste. Ohne Note.

Tony Jantschke: Sollte in den letzten zwei Minuten helfen, die Mitte dicht zu machen und keinen Konter zu fressen. War dann unglücklich am Foul beteiligt, das zum Freistoß durch Risse führte: Rudnevs kam nach leichtem Kontakt mit Elvedi ins Straucheln und fiel mehr oder weniger in Jantschke hinein. Das reichte für den Schiedsrichter zum letztlich fatalen Pfiff. Ohne Note.

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