Nachdreher zur Wolfsberg-Pleite

Jetzt kennt Rose auch das andere Gesicht der Borussia

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Marco Rose sah bei seiner Mannschaft einen unerwarteten Haltungsschaden (Foto: TORfabrik.de)

Das 0:4 gegen den Wolfsberger AC wird als peinliche Blamage in die Geschichtsbücher von Borussia Mönchengladbach eingehen. Marco Rose lernte das andere Gesicht seiner Mannschaft kennen, bemühte sich aber dennoch um nüchterne Sachlichkeit.

Marco Rose schaute konzentriert, als er bei der Pressekonferenz nach dem Auftaktmatch in die Europa League von »Leidenschaft, Intensität, Laufbereitschaft und viel Mut« sprach. Genau diese Attribute verbindet man mit dem ‘Rose-Fußball’. Blöd nur, dass Rose diese Eigenschaften dem Gegner zusprechen musste, während seine Mannen das exakte Gegenteil auf den Platz brachten: Die Borussen blamierten sich bis auf die Knochen.

Nun ist es nicht so, als ob solche kollektiven Aussetzer Neuland für die Gladbacher sind. In der jüngeren Vergangenheit fallen spontan die Auftritte in Düsseldorf und Stuttgart ein, in denen sich die Mannschaft ähnlich emotionslos zusammenfalten ließ. Der damalige Trainer Dieter Hecking wirkte bei der Ursachenfindung ratlos, nun geht es Marco Rose nicht anders. »Wir haben vorher besprochen, was auf uns zukommen kann. Das eine ist, es am Video zu sehen und darüber zu reden. Das andere ist, es dann tatsächlich zu fühlen und zu spüren. Wenn das Spiel angepfiffen wird, musst du es umsetzen.«

»Es geht immer um Haltung«

Die Borussen gingen jedoch mit einer Mischung aus Überheblichkeit und Sorglosigkeit ins Spiel, ließen sich den Schneid abkaufen und fanden keine Mittel, gegenzusteuern. »Es geht immer um Haltung«, sagte Rose. »Wie sehr möchte ich Fußballspiele gewinnen, wie sehr bin ich bereit, über Grenzen zu gehen. Wie sehr bin ich bereit, mit Fehlpässen umzugehen, mit Gegentoren. Wie reagiere ich darauf? Bleibe ich trotzdem positiv und habe Vertrauen in mich? Das sind grundsätzliche Dinge, die wir heute nicht richtig gemacht haben.«

»Wir haben keine Lösungen gefunden, das macht was mit dir«, so Rose weiter. »Aber dann musst du richtig reagieren, das haben wir nicht«. »Einfache Gegentore« schenkten die Fohlen her und ebneten damit den Weg zur historischen Klatsche. Das 0:3 resultierte aus einem Konter nach Ballverlust, den drei anderen Treffern gingen Standardsituationen voraus. »Man redet vorher drüber, man teilt ein und weiß, dass man die Dinge auf dem Platz umsetzen muss. Dafür muss ich bereit sein. Punkt.«

»Wir haben so richtig einen auf den Deckel bekommen«

Warum auch immer - die Gladbacher waren es an diesem Abend nicht. Überraschend war das schon, weil die von Marco Rose genannte Haltung eine der Grundtugenden ist, die den Spielern seit Anfang Juli tagtäglich eingeimpft wird. Dass eine Gladbacher Mannschaft unter Rose mal einen auf die Nase bekommen würde, war klar. Doch dass es an der fehlenden Einstellung liegen könnte, schien nahezu ausgeschlossen. Von daher wirft der ‘Haltungsschaden’ gegen Wolfsberg grundsätzliche Fragen auf.

Unter dem Eindruck der Ereignisse blieb Marco Rose mit seiner öffentlichen Analyse »sachlich und nüchtern« und nagelte niemanden an die Wand. Intern wird er klare Worte finden müssen, denn bereits am Sonntag gegen Düsseldorf ist zwingend eine Reaktion der Mannschaft vonnöten. »Wir müssen arbeiten, Dinge analysieren und dann gehts weiter. Wir haben so richtig einen auf den Deckel bekommen, das gehört auch dazu. Das muss bei uns etwas auslösen: Dass wir dieses Gefühl in nächster Zeit nicht mehr wieder haben wollen und dass wir sehr viel dafür tun, dass es anders wird.«

 


von Marc Basten

 

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