Einzelkritik: Hamburger SV - Borussia Mönchengladbach 3:2 (2:1)

Aufbaugegner für den HSV

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Diskussionsbedarf zwischen Havard Nordtveit und Granit Xhaka (Foto: Dirk Päffgen)

Diskussionsbedarf zwischen Havard Nordtveit und Granit Xhaka (Foto: Dirk Päffgen)

Borussia Mönchengladbach ließ in Hamburg leichtfertig die Punkte liegen. Die Mannschaft wurde nach guter Anfangsphase nachlässig und entwickelte sich zum Aufbaugegner für den HSV. Als man sich zusammenraufte, war es zu spät.

Yann Sommer: Verhinderte mit einer starken Parade den 0:1-Rückstand durch Drmić und entschärfte den Flatterball von Hunt, als er sich bereits in die andere Ecke orientiert hatte. Bei weiteren Prüfungen aus der Distanz sicher, zudem störte er Drmić rechtzeitig und sauber im Strafraum. Beim 1:1 hatte er die Fingerspitzen noch am Ball, doch die Kugel hatte zuviel Effet und drehte sich ins Eck. Beim zweiten und dritten Gegentor ohne Abwehrmöglichkeit. Note 3,0.

Håvard Nordtveit: Das Startplatzversprechen für den Norweger löste Schubert ein, indem er ihn als Rechtsverteidiger aufbot. Zu Beginn wusste Nordtveit mit Ruhe am Ball zu gefallen, als er an einigen guten Dreieck-Kombinationen teilnahm. In der neuen Rolle durfte er sich ein paarmal in seiner Spezialdisziplin, dem Einwurf, versuchen. Mit einem weiten Wurf auf Stindl wurde eine Ecke ›erarbeitet‹. Defensiv ohne grobe Schnitzer, aber mit ein paar Unsicherheiten. So leitete er die erste Drmić-Chance mit einer verunglückten Kopfball in die Mitte ein. Im Spiel nach vorne um Anschluss bemüht, doch letztlich waren keine Aktionen mit Mehrwert dabei. Kurz vor der Pause stellte er mit einem krassen technischen Fehler im gegnerischen Strafraum das Ende einer bis dahin ausgezeichneten Kombination dar. Sah nach der Pause berechtigt Gelb, als er mit offener Sohle einstieg. Nach den Umstellungen im Verlauf der zweiten Halbzeit rückte er in die Innenverteidigung, wo er sich wohler zu fühlen schien. Note 4,0.

Andreas Christensen: Der junge Däne bestätigte auch in Hamburg sein konstant gutes Niveau. Er agierte ruhig, sachlich und souverän. Ganz stark, wie er Rudnevs an der Eckfahne abdrängte, ohne irgendetwas zu machen. Ohnehin mit erstklassiger und sauberer Zweikampfführung. Im Aufbauspiel mit zwei, drei einfachen Fehlpässen. Als Dahoud ging, rückte Christensen auf die Sechserposition. Dort brachte er die bis dahin vermisste Kopfballpräsenz und überzeugte ›Christoph-Kramer-Like‹ mit mehreren unspektakulären Balleroberungen und schnellen, kurzen Weiterleitungen zur Seite. Durch die klare Rollenverteilung war die Zentrale deutlich stabiler und auch Xhaka profitierte. Note 2,5.

Martin Hinteregger: Startete gut in die Partie und war mehrfach bei hohen Bällen auf Rudnevs Sieger im Luftduell. Einen eigenen Annahmefehler korrigierte er rechtzeitig. Dann unterlief ihm das unglückliche Eigentor, bei dem ihm kein Vorwurf gemacht werden kann. Schon eher beim 1:2, als er den aufsetzenden langen Ball von Adler auf Rudnevs durchrutschen ließ. Ansonsten in den Zweikämpfen robust, aber im Rahmen. Im Spielaufbau relativ einfallslos. Entweder schob Hinteregger die Bälle hin und her oder er haute sie schmucklos nach vorne. Letzteres zu oft. Note 4,0.

Oscar Wendt: Hatte über die ganze Spielzeit defensiv viele kleinere und größere Probleme. Er bekam kaum Zugriff und stand mehrfach nicht gut, so dass er nicht in die Zweikämpfe kam. Dieser Tick Sorglosigkeit war auch beim 2:1 zu sehen, als Rudnevs schneller reagierte. Erst im letzten Drittel richtig wach, als er die Hazard-Chance vorbereitete und den feinen Assist zum Anschlusstreffer von Raffael gab. Note 4,0.

Mo Dahoud: Startete auffällig mit einem letztlich ungefährlichen Volleyschuss und der Aktion, nachdem Spahic ausgerutscht war, als er auf den im Abseits stehenden Stindl passen wollte, anstatt selbst abzuschließen. Vor dem 1:0 schaltete er schnell und leitete den Konter mit ein. Danach verebbte das Kombinationsspiel, es gab immer weniger ›Dreieckssituationen‹ und Dahoud und Xhaka kamen sich beim Bemühen um die Spielgestaltung mehrmals in die Quere. Auch in der Positionierung gegen den Ball passte die Abstimmung nicht. Zudem konnte sich Dahoud im Zweikampf kaum behaupten. Beim Ausgleich mit einer ganz unglücklichen ›1999er-Thorsten-Fink-Gedächtnis-Klärung‹. Beim langen Pass von Adler vor dem 1:2 betrieb Dahoud einsames Forechecking im leeren Raum. Er fand nicht mehr ins Spiel und wurde zurecht nach 57 Minuten ausgewechselt. Note 4,5.

Granit Xhaka: Befand sich bei seinem Comeback noch im Winterschlaf, nicht nur bei seinem riesigen Patzer gegen Müller und Holtby, als er nicht wusste, was hinter ihm passierte. Er spielte auch den unfreiwilligen Pass zur zweiten Chance von Drmić. Die Abstimmung und Raumaufteilung mit Dahoud war defensiv wie offensiv alles andere als optimal. Xhaka steigerte sich, als Christensen neben ihm spielte und der den defensiven Part einnahm. Er spielte nun konzentrierter und einfacher und es gelangen ihm einige gute Verlagerungspässe. Mit dem feinen Zuspiel auf Wendt leitete er die Hazard-Chance ein. Note 4,5.

Thorgan Hazard: Bestätigte den guten Eindruck der letzten Wochen und war bester Offensivspieler der Borussia. Er antizipierte gut, erahnte Bälle, gab sich mutig in den Zweikämpfen und war richtig stark in der Ballbehauptung mit einem Gegenspieler im Rücken. Gewann hin und wieder sogar Kopfballduelle. Leitete den Führungstreffer mit einem Befreiungsschlag aus dem eigenen Strafraum ein und startete dann gut durch. Bei seinem Assist hatte er etwas Glück, dass der Ball noch abgefälscht wurde. Nach der Hereinnahme von Traoré kam er über links. Dort veranstaltete er einiges, was zielgerichtet aussah. Er suchte immer wieder das eins-gegen-eins und hatte aus der Drehung die Großchance zum 2:2. Musste dann raus für Hofmann. Note 2,5.

Fabian Johnson: Kam gut in die Partie und war zunächst deutlich mehr eingebunden als in der Vorwoche. Beteiligte sich an Kombinationen und erzielte schließlich das 1:0, als er gut durchgelaufen war. Unmittelbar darauf verdaddelte er eine gute Konterchance. Im weiteren Verlauf wurde Johnson hektischer in seinen Aktionen, was Ballverluste zur Folge hatte. Defensiv half er wie gewohnt aus, doch das richtige Timing fehlte in einigen Situationen. Nach den Umstellungen im zweiten Durchgang als rechter Verteidiger unterwegs. Das löste er solide, einmal lief er gut Ball und Gegenspieler ab. Über rechts am Ende vorne dabei, jedoch mit einer schwachen Hereingabe. Note 4,0.

Raffael: Ließ sich in der Anfangsphase zu einfach vom Ball trennen und hatte kurz darauf seine für lange Zeit beste Szene, als er vor dem 1:0 in Gemeinschaftsproduktion mit Dahoud und Stindl Hazard zum Flankenlauf auf die Reise schickte. Mit einem lässigen Außenristpass zum Gegner eröffnete er in der 18. Minute die ›schludrige‹ Phase im Borussenspiel. In der Folgezeit tauchte er über lange Strecken ab. Im Verlauf der zweiten Halbzeit mit ein paar guten Balleroberungen, als er mit nach hinten arbeitete. Wurde in der Schlussphase stärker und erzielte ein schönes Tor, als er im richtigen Moment in die Gasse lief. Note 4,0.

Lars Stindl: Holte zu Beginn eine Ecke raus, als er sich bei einem Einwurf blitzschnell löste. Zudem war er mit der direkten Ablage auf Raffael am 0:1 beteiligt. Danach trat er kaum noch in Erscheinung. Er rieb sich zwar in einigen Zweikämpfen auf, kam vorne jedoch so gut wie gar nicht zur Geltung. Beim Ausgleichstor der Hamburger stand er auf der Linie am Pfosten, doch er konnte den von Sommer verlängerten Ball nicht mehr klären. Beim vorentscheidenden 3:1 ließ er sich bei der Ecke von Spahic zu einfach wegdrücken. Note 4,0.

Ibrahima Traoré: Seine Einwechslung hatte personelle Änderungen auf fünf Positionen zur Folge. Er selbst kam über rechts und versuchte einiges, doch fast jedes Dribbling misslang. Erst in der allerletzten Phase mit etwas klareren Aktionen, u.a. vor dem Anschlusstor beim Pass auf Wendt und mit der Flanke zum Kopfball von Hrgota. Ohne Note.

Jonas Hofmann: Ersetzte Hazard in der Schlussphase, konnte jedoch nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Ohne Note.

Branimir Hrgota: Stand schon länger einwechselbereit an der Seite, als das 2:3 fiel. Blieb in seiner ersten Aktion mit einem Dribbling hängen und hätte dann mit einem Kopfball aus zehn Metern fast das 3:3 erzielt. Ohne Note.

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