Einzelkritik: Bayern München - Borussia Mönchengladbach 2:0 (2:0)

Auf ganzer Linie unterlegen

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Erst nach der Pause störten die Borussen effektiver (Foto: Alexander Hassenstein / Bongarts / Getty Images)

Erst nach der Pause störten die Borussen effektiver (Foto: Alexander Hassenstein / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach war in München eine Halbzeit lang mehr als eine Klasse schlechter als der Rekordmeister. Erst nach dem Wechsel berappelten sich die Borussen, was vor allem an den nun passiveren Münchenern lag. Überzeugen konnte bei Gladbach niemand, wie auch die Einzelkritik belegt.

Yann Sommer: Bekam trotz der drückenden Überlegenheit der Münchener gar nicht so viel aufs Tor, weil die Bayern mehrfach daneben oder drüber zielten. Beim Kopfballtor von Arturo Vidal war der Schweizer machtlos, beim zweiten Gegentor machte er zu schnell die Seite auf. Nach einem Schuss von Robben rutschte ihm der Ball fast über die Handschuhe. Wurde im ersten Durchgang als ›Panik-Instanz‹ für den langen Schlag im Aufbau gesucht, der fast immer ohne Abnehmer blieb. Das lag aber nicht an Sommer. In der Schlusssequenz lenkte er erst einen Schuss von Sanches und dann einen Freistoß von Alaba stark über die Latte. Note 3,5.

Julian Korb: Hatte auf der rechten Seite zumindest ab und an Zugriff im Zweikampf, wobei ihm Douglas Costa und David Alaba schon mehrfach locker austanzten. Das war aber auch der fehlenden Unterstützung durch Hofmann und der insgesamt viel zu luftigen Staffelung geschuldet. Beim 0:1 blieb Korb wie angewurzelt stehen und machte keinerlei Anstalten, Arturo Vidal irgendwie zu stören. Nach der Umstellung im zweiten Durchgang spielte er eine Position weiter vorne. Mit Ausnahme der Flanke zur Hahn-Chance blieb er dort weitestgehend unauffällig. Note 4,0.

Nico Elvedi: Es ist kein Spaß für einen Innenverteidiger, wenn Spieler von der Qualität der Bayern nahezu ungestört ständig mit Tempo auf einen zustürmen. Elvedi versuchte, sich zu positionieren, doch oft ging es einfach zu schnell. Beim 0:1 stand er schlecht zum Ball, so dass Arturo Vidal in seinem Rücken hochsteigen konnte. In der zweiten Halbzeit als Linksverteidiger relativ stabil, wobei die Bayern nur noch selten wirklich Druck machten. Im Spiel nach vorne nach der Pause solide, aber ohne Akzente. Note 4,0.

Yannik Vestergaard: Genauso wie Elvedi ständig im ›Rettungsmodus‹ gegen die unbedrängt anlaufenden Münchener. Am Boden etwas schwerfällig, so als er von Rafinha überlupft wurde oder vor dem 0:1 nicht mehr hinkam, um Rafinha bei der Flanke zu stören. In der Luft jedoch präsent - da räumte er mehrere hohe Bälle weg. Vor allem bei Standards entschärfte Vestergaard einiges. Im weiteren Verlauf entschlossener, nach der Pause aufgrund der nachlassenden Münchener nicht mehr so gefordert. Hatte allerdings Glück, dass es keinen Elfmeter gegen ihn gab, als er Lewandowski im Strafraum am Fuß erwischte. Note 4,0.

Oscar Wendt: Wurde auf der linken Seite von Robben und Rafinha mehrfach hergespielt. Einmal grätschte er beherzt dazwischen, doch meist ließ er sich überlaufen und die Seite war offen wie ein Scheunentor. Er kam überhaupt nicht in die Zweikämpfe - ganze drei zählten die Statistiker, wovon er nur den erwähnten einen gewann. Nicht von ungefähr wurde das 0:1 durch die Hereingabe über links vorbereitet. Beim 0:2 verschätzte er sich zunächst böse beim Versuch, mit dem Kopf zu klären, dann rutschte er auch noch weg und ebnete Costa den Weg. Im zweiten Durchgang bis zu seiner Auswechslung in der 65. Minute im Mittelfeld unterwegs, wo er mit einrückte und half, dass alles etwas geschlossener wirkte. Note 5,0.

Christoph Kramer: Ein frustrierendes Spiel für den Sechser, der 12,4 Kilometer lief - aber fast nur der Musik hinterher. Immer wieder konnten die Münchener im Gladbacher Zentrum Doppelpässe spielen und sich in Position bringen. Kramer war zwar bemüht, die riesigen Löcher zuzulaufen, doch er kam oft zu spät in den Zweikampf. Immerhin versuchte er es, was sich auch in diversen Fouls ausdrückte, die er fast schon aus Verzweiflung beging. Am Ball vor der Pause ohne Ruhe und Akzente, nach dem Wechsel bekam er zumindest etwas Struktur ins Spiel - weil die Münchener es zuließen. Note 4,0.

Tobias Strobl: In der Startphase der Partie unterband Strobl zwei-, dreimal das gegnerische Kombinationsspiel im ›Glasgow-Style‹ und spielte auch direkt den schnellen Pass. Als Bayern kontinuierlich den Druck erhöhte, kam Strobl nicht mehr mit und wurde teilweise schwindelig gespielt. Nach dem 0:2 rückte er zusätzlich in die Abwehrkette, nach der Pause agierte er als zweiter Innenverteidiger neben Vestergaard. Gegen die nun passiven Bayern spielte er die zweiten 45 Minuten routiniert herunter. Note 4,0.

Jonas Hofmann: Sein zweiter Startelfeinsatz in Folge war eine einzige Enttäuschung. In den 45 Minuten, in denen er mitwirkte, lief er immerhin 6,5 Kilometer. Das zeigt, dass er wollte - aber nicht konnte. Seine Laufwege waren völlig konfus, er schien überhaupt nicht zu wissen, was er machen sollte. Hofmann war kaum anspielbar (12 Ballkontakte) und wenn er am Ball war, schenkte er ihn leichtfertig wieder her. In der Defensive war er erst recht keine Hilfe, er stand ständig falsch zum Gegenspieler und machte keine Anstalten, aktiv zu stören. Die Auswechslung zur Pause war überfällig. Note 5,0.

Fabian Johnson: Vergab in der achten Minute die Möglichkeit, dem Spiel eine andere Richtung zu geben. Bei der ersten und einzigen Chance im ersten Durchgang verzog er den Volleyschuss nach Hahns weiter Flanke. Hier hätte er mehr draus machen können, wobei es keine einfache Sache war. Ansonsten reihte sich der US-Nationalspieler in die Reihe der Borussen ein, die sich von den Bayern munter überspielen ließen. Er bekam auf links keinen Zugriff und war Wendt keine Hilfe gegen Robben und den hoch stehenden Rafinha. Aufgrund der Umstellungen nach der Pause im rechten Mittelfeld unterwegs. Hier sehr positionstreu, was zur Stabilität beitrug. Im Spiel nach vorne trat er weiterhin kaum in Erscheinung. Note 4,5.

Lars Stindl: Versuchte zumeist vergeblich, die Bayern hinter der Mittelline in Empfang zu nehmen, denn die hatten genügend Anspielstationen um den Ball zirkulieren zu lassen. Bei eigenem Ballbesitz versuchte Stindl zumindest, ins Kombinationsspiel zu kommen - am einzigen guten Angriff vor der Pause war er beteiligt. Doch meist war früh Schluss und es fehlte dem Kapitän deutlich an der Frische, um sich mit letzter Konsequenz den Bayern zu erwehren. Nach der Pause aus einer besseren Gesamtordnung kommend mit einigen guten Ansätzen im Aufbau aus der Tiefe. Stindl steckte nicht auf, die Müdigkeit war ihm allerdings deutlich anzusehen. Note 4,0.

André Hahn: Lief als Einzelkämpfer in vorderster Front unermüdlich den ballführenden Münchener an, obwohl der Ball meist schon wieder weg war, wenn Hahn den Gegner erreichte. Immerhin von der Körpersprache her war ein Fighter im Gladebach-Trikot auf dem Platz. Mit seiner weiten Flanke auf Johnson bereitete er die einzige Chance in der ersten Halbzeit vor. Mehrfach startete er den Lauf ihn die Tiefe, ohne dass ihn ein Ball erreichte. Wenn, dann kam er nicht an Martinez und Hummels vorbei. Als er nach der Pause Martinez einmal enteilt war, entschied der Schiedsrichter unberechtigterweise auf Foulspiel gegen Hahn. Pech hatte Hahn, als er in der 71. Minute die Flanke von Korb aus kurzer Distanz mit letztem Einsatz nur an den Pfosten lenkte. Machte alsdann Platz für Herrmann. Note 3,5.

Tony Jantschke: Ab der 46. Minute im Spiel, wo er rechts in der Dreierkette bzw. der Fünferkette spielte. Machte einen unaufgeregten Job und kam nur selten in wirkliche Verlegenheit. Profitierte natürlich davon, dass die Bayern gegenüber der ersten Halbzeit mehrere Gänge zurückgeschaltet hatten. Note 3,5.

Nico Schulz: Ersetzte Wendt ab der 65. Minute auf der linken Seite. Zwei, drei gelungene Antritte und Dribblings blieben leider unvollendet. Insgesamt hinterließ der Ex-Herthaner keinen schlechten Eindruck. Dürfte ein Startelfkandidat für das Pokalspiel am Dienstag sein. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Wurde in der 78. Minute für Hahn eingewechselt, als das Spiel bereits lange gelaufen war. Herrmann konnte sich nicht mehr in Szene setzen, er hatte nur drei Ballaktionen. Ohne Note.

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