Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - FC Ingolstadt 0:0

Auf dem Zahnfleisch

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Öczan verhindert Hazards Lucky-Punch (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Öczan verhindert Hazards Lucky-Punch (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Es war ein unangenehmes Spiel für Borussia Mönchengladbach. Eine physisch auf dem Zahnfleisch daherkommende Fohlenelf musste sich mit einem richtig fiesen Gegner auseinandersetzen, dem alle Mittel recht waren. Letztlich muss man mit dem torlosen Remis zufrieden sein.

Yann Sommer: Spielte gut mit und kam gerade noch rechtzeitig raus, als Dominguez ein zu kurz geratener Rückpass unterlief. Bei der großen Kopfballchance von Matip rutschte Sommer aus - da hatte er großes Glück. Im zweiten Durchgang konnte er nach seinem Fehlpass die hieraus entstandene brenzlige Situation mit einer Glanzparade retten. Die Abschläge waren wechselhaft, einige missrieten völlig, andere, u.a. auf Nordtveit, kamen sehr präzise. Auch Sommer regte sich in einer Situation über einen simulierenden Ingolstädter mächtig auf. Note 3,0.

Håvard Nordtveit: Defensiv in der ersten Halbzeit, wie alle Borussen, ordentlich gefordert. Er löste die Aufgaben weitestgehend vernünftig und behielt in den wichtigen Zweikämpfen die Oberhand. Im Aufbauspiel zunächst im wahrsten Sinne des Wortes außen vor. Auch mit hohen Bällen kaum anspielbar. In der zweiten Halbzeit mit der veränderten Gemengelage aktiver und offensiver, ohne zwingend zu sein. Auf den ersten Metern nicht präsent, als Christensen ihn anspielte. Trieb einmal den Ball nach vorne, es fehlte aber die Übersicht. Note 3,5.

Andreas Christensen: Blieb trotz der extrem pressenden Ingolstädter sehr ruhig und geriet nie in Panik. Löschte einmal eine ›Kerze‹ im Mittelfeld mit starker Technik, was ihm Szenenapplaus einbrachte. Einen Konter der Gäste beendete er quasi im Alleingang. Bis auf eine Hereingabe auf Hartmann, die er zuließ, eine absolut souveräne Vorstellung. Am Ball mit guten Körpertäuschungen, im ersten Durchgang jedoch auch mit Schwierigkeiten im Aufbau. Seine Passquote war niedriger als üblich, gleichwohl unterliefen ihm keine krassen Abspielfehler. Wohltuend, dass sich der coole Däne ob der ganzen Provokateure und Hitzköpfe um ihn herum nicht beirren ließ. Auch das ist ein Qualitätsmerkmal. Note 2,5.

Álvaro Dominguez: Anders als Christensen schaffte es der Spanier nicht, über den Dingen zu stehen. Er ließ sich hinreißen und provozieren, und da er zudem im ersten Abschnitt im Aufbau ständig unter Druck gesetzt wurde, wackelte er mehrfach. Er leistete sich einige riskante Sachen, u.a. den zu kurzen Rückpass auf Sommer, der zum Glück aufpasste. Mit rechts spielte Dominguez zweimal innerhalb von Sekunden in die Füße eines Gegners. Nach der Pause weniger im Brennpunkt, dennoch weiter im Clinch mit Schauspieler Morales und Konsorten. Note 4,0.

Oscar Wendt: Wie Nordtveit auf der anderen Seite konnte er durch die Ingolstädter Pressingarbeit nur schwer ins Aufbauspiel eingebunden werden. Dort verlor er unter Druck einige Bälle, ohne dass hieraus nachhaltiger Schaden entstand. In den direkten Duellen blieb er mehrfach zweiter Sieger. Suchte gleichwohl den Weg nach vorne, ein harter Schuss mit rechts war sehr gut. In der zweiten Halbzeit biss er auf die Zähne und schaltete sich immer mehr ins Offensivspiel ein. Die Flanke zu Hazards Großchance war perfekt. Note 3,5.

Mo Dahoud: Ihm fehlten sichtlich Frische und Spritzigkeit. Dahoud war weit weniger reaktionsschnell als bisher. Er ließ sich von hinten den Ball abluchsen, als er sich zu viel Zeit nahm, und verlor in weiteren Situationen sehr einfach die Kontrolle über das Spielgerät. Die giftigen Ingolstädter nahmen ihm die Luft, er konnte dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken. Wurde folgerichtig kurz nach der Pause für Drmić ausgewechselt. Note 4,0.

Granit Xhaka: Schon nach dem ersten Hinfaller eines Ingolstädters ging Xhaka in die Diskussionsrunde. Völlig unnötig verzettelte er sich in diverse Scharmützel, die Konzentration war dahin. Rauschte schon ganz früh an Gelb vorbei. Tappte blindlings in die ihm gestellte ›Provokationsfalle‹, indem er sich immer wieder mit Morales anlegte. Prompt sah er Gelb mit Ansage wegen Meckerns und vergaß vor lauter Kriegsführung das Fußballspielen. Bestritt die meisten Zweikämpfe aller Akteure und sah schließlich die zweite Gelbe Karte für ein ›Muss-Foul‹ bei einer Kontersituation. Angesichts seiner emotionalen Unreife hätte er eigentlich nach der Gelben Karte zur Schadensbegrenzung ausgewechselt werden müssen. Note 5,0.

Ibrahima Traoré: Vor der Pause defensiv viel gefordert, wo er seinen Job gut erledigte. Blockte zur Ecke und lief einiges ab. Vorne mit nur wenigen Aktionen, weil kein kontrolliertes Aufbauspiel zustande kam. In den Situationen, wo er mit Ball am Fuß Tempo aufnehmen konnte, wurde er von Leckie oder Suttner gestellt und kam nicht vorbei. Nach der Pause, als Ingolstadt sich zurückzog, mit ein paar guten Aktionen, u.a. als er mit einem kurzen Tipp am Gegner vorbeizog. Eine Flanke auf Raffael geriet etwas zu hoch. Unverständlicherweise führte er einen Freistoß kurz aus. Mehrfach spielte Traoré etwas ungenau und hektisch. Auch körperlich lief er auf Reserve, zehn Minuten vor Schluss wurde er durch Hazard ersetzt. Note 4,0.

Fabian Johnson: Auch Johnson war vor der Pause zumeist damit beschäftigt, hinter den Gegenspielern herzulaufen. Das eigene Kombinationsspiel fand nicht statt und bei den Versuchen, selbst etwas zu initiieren dribbelte er sich fest. Hatte eine gute Abschlussaktion, als der den Ball direkt nahm, doch es wurde es nur ein Roller. Im zweiten Durchgang war er in einer Situation im Strafraum einschussbereit, traf den Ball aber nicht ganz richtig und zudem wurde der Schuss noch entschärft. Insgesamt deutlich weniger auffällig als zuletzt. Note 4,0.

Raffael: Weil das Kombinationsspiel in der ersten Halbzeit quasi nicht existierte, war von Raffael wenig zu sehen. Tauchte nur einmal gefährlich auf, als Özcan patzte, doch der Ingolstädter Keeper konnte Raffaels Schuss noch entscheidend abschwächen. Nach der Pause hatte Raffael mehr Ballaktionen, konnte sich aber auch nicht entscheidend in Szene setzen. Tauchte selten zwischen den Linien auf, um da anspielbar zu sein. Bei der Flanke von Traoré fehlten ihm einige Zentimeter an Körpergröße. Machte nach dem Xhaka-Platzverweis Platz für Elvedi. Note 4,0.

Lars Stindl: War nicht so ballfest wie sonst und es fehlte ihm die Spritzigkeit. Seine ständigen ›Lauforgien‹ haben Spuren hinterlassen. Da Ingolstadt zudem so unangenehm spielte, wurde es gerade für Stindl zu einer quälenden Angelegenheit. Damit einher gingen einige Unachtsamkeiten, wie der schlechte Pass, mit dem er Dahoud in die Bredouille brachte. Vieles blieb Stückwerk, aber der Einsatzwille war vorbildlich. Hatte eine gute Chance, als er nach Freistoß von Traoré knapp vorbeiköpfte. Als Dahoud rausging, spielte er auf der Sechserposition. Dort nahm er die Form der Spiele an, in denen er eben auf dieser Position ran ›musste‹. Note 4,0.

Josip Drmić: Kam früh in der zweiten Halbzeit in die Partie. Strauchelte, als er gut in die Gasse lief und angespielt wurde. Brachte mit einem starken Dribbling und einem überlegten Rückpass von der Grundlinie Johnson in Position. Ansonsten jedoch ein ungefährlicher Auftritt des Schweizers. Er war nicht ganz so ein Fremdkörper wie zuletzt auf Schalke, aber dennoch nicht gut eingebunden. Ohne Note.

Thorgan Hazard: Hatte die Großchance zum goldenen Tor, das Platz drei bedeutet hätte. Kein Vorwurf an den Belgier, das war ein schwer zu nehmender Ball. Kurz darauf am langen Pfosten noch mit einer Möglichkeit. Ohne Note.

Nico Elvedi: Kam zu seinem Bundesligadebüt und seinen ersten beiden Ballkontakten. Ersetzte Raffael nach dem Xhaka-Platzverweis in den letzten Minuten und ordnete sich hinten ein. Ohne Note.

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