Einzelkritik: 1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach 1:0 (0:0)

Ansätze, aber keine Durchschlagskraft

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Enttäuschung nach dem Derby (Foto: Team2 Sportphoto)

Enttäuschung nach dem Derby (Foto: Team2 Sportphoto)

Die Ereignisse haben sich überschlagen, daher folgt die Einzelkritik zum Derby mit etwas Verspätung. Beim letzten Spiel unter Favres Regie fehlte die Durchschlagskraft, aber es gab auch vernünftige Ansätze.

Yann Sommer: Ein ordentliches Spiel des Schweizers, der seinen Fehlgriff von Sevilla abgehakt hat. Wurde zweimal richtig gefordert, als er im Eins-gegen-Eins im kurzen Eck sowohl gegen Bittencourt als auch Osako stark parierte. Ansonsten bei hohen Bällen sicher, als mitspielender Torwart weniger eingebunden als üblich. Beim Gegentor absolut ohne Abwehrchance. Note 2,5.

Tony Jantschke: Wieder auf der rechten Seite aufgeboten, hatte der Kapitän einige Probleme gegen Bittencourt, der Jantschke nicht nur wegen seiner permanenten Fallsucht auf die Palme brachte. Bei den beiden Chancen vor der Pause (Bittencourt, Osako) stießen die Kölner jeweils über rechts in den Strafraum und Jantschke sah nicht wirklich gut aus. Während er ansonsten die Sache im Griff hatte, ließ er Bittencourt vor dem 0:1 viel zu einfach flanken. Im Spiel nach vorne mit Licht (Flanke auf Raffael in der Anfangsphase) und Schatten (einige Fehlpässe). Note 4,0.

Andreas Christensen: Zweiter Ligaeinsatz für den jungen Dänen, der bis auf eine Ausnahme ein äußerst starkes Spiel machte. Er stand sehr gut zu den Gegenspielern, konnte mehrfach im richtigen Moment bei langen Pässen in die Tiefe klären. Auch in den Laufduellen mit der nötigen Schnelligkeit. Sehr auffällig die Ruhe und Selbstverständlichkeit des 19-Jährigen bei Ballbesitz. Er spielte nach Xhaka die meisten Pässe und darunter waren nicht nur Sicherheitsbälle in die Breite, sondern viele gute Anspiele ins Mittelfeld. Eine Passquote von 96% ist dafür überragend. Der Wermutstropfen war das Tor des Tages, bei dem er in der Entstehung einen winzigen Moment zögerte und Modeste nicht mehr stören konnte, obwohl er nah am Gegenspieler war. Wirklich bitter für Christensen, der sich gleichwohl für weitere Aufgaben empfohlen hat. Note 3,5.

Roel Brouwers: Nach zuletzt weniger glücklichen Auftritten lieferte der Routinier im Derby eine ordentliche Partie ab. Die Abstimmung mit Christensen klappte, die Übernahme von Modeste und Osaka war kein Problem. Zwar brannte Köln wahrlich kein Offensivfeuerwerk ab, die Umschaltaktionen waren dennoch nicht einfach zu verteidigen. In der Schlussphase ging Brouwers als Brechstange mit nach vorne. Hier überraschte er zunächst mit einem Flügellauf(!) über rechts, bei dem er leider etwas aus der Balance geriet. Danach mit mehreren Duellen, in denen er sich zurecht aufregte, dass Schiedsrichter Brych auf die leichten Faller der Kölner hereinfiel. Brouwers hatte die vermeintlich beste Chance nach Freistoßhereingabe Xhaka - ein mögliches Tor hätte wegen Abseits aber nicht gezählt. Note 3,5.

Oscar Wendt: Im Spiel nach vorne aktiver als zuletzt. Rückte mehrfach in die gegnerische Hälfte vor, ohne jedoch wirklich bis zur Grundlinie zu kommen. Dennoch war er ein Faktor bei der Ballzirkulation. Problematischer war das Defensivspiel. Da Köln nur auf Konter lauerte und mit Risse ein schneller Gegenspieler auf Wendt traf, hatte der Schwede hier und da das Nachsehen. Seinen Zweikämpfen, offensiv wie defensiv, fehlte die letzte Entschlossenheit. In der Schlussphase sah er eine Gelbe Karte für ein ›Frust-Muss-Foul‹. Note 4,0.

Granit Xhaka: Der Rückkehrer trug deutlich zur Stabilität im Team bei, die bei seiner Abwesenheit während der letzten beiden Spiele fehlte. Er war der Fixpunkt mit den meisten Ballkontakten (148!) und Pässen. Die spielte er größtenteils ordentlich, wobei angesichts der Fülle an Aktionen logischerweise das Risiko für Fehler steigt. So ermöglichte ein Xhaka-Ballverlust den ersten FC-Konter, den Risse verzog. Xhaka wollte im Zweikampf Zeichen setzen und sah früh Gelb. Hatte sich danach aber komplett unter Kontrolle. Ein Verlegenheits-Torschuss blieb seine einzige Abschlussaktion. Note 3,5.

Mo Dahoud: Startelfpremiere ausgerechnet in solch einer Situation in einem Derby. Diese wahrlich nicht einfache Konstellation steckte er erstaunlich unbekümmert weg. Er machte sein Spiel, war sehr ballfest und sicher. ›Besorgte‹ Xhaka allerdings mit einem etwas zu kurz geratenen Pass die Gelbe Karte. Bemerkenswert, dass Dahoud sich körperlich von den kantigen Kölnern nicht abkochen ließ und sich in den Zweikämpfen geschickt verhielt. Stark sein Solo vor der Pause, leider fehlte ihm ein richtiger Schuss für den erfolgreichen Abschluss aus der Distanz. Dahoud war überaus laufstark, und als er in der 76. Minute ausgewechselt wurde, hatte er 11,2 Kilometer abgespult. Auf die 90 Minuten gerechnet wäre er auf über 13 Kilometer gekommen. Note 3,0.

Ibrahima Traoré: Startete agil, hatte jedoch mehrfach deutliche Standschwierigkeiten. Bei der Schuhwahl kommt es nicht nur auf die poppigste Farbe an. In mehreren Situationen war Traoré etwas zu ›zappelig‹ am Ball, wodurch er durchaus ansprechende Möglichkeiten bereits frühzeitig zunichtemachte. Andererseits brachte er mit seiner Quirligkeit die hüftsteifen Kölner Abwehrspieler durchaus in Verlegenheit. Stark sein Antritt nach der Pause, als er zwei Kölner nass machte, dann aber den Rückpass von der Grundlinie nicht präzise genug spielte. Note 4,0.

Thorgan Hazard: Ein schwaches Spiel des Belgiers, der sich zwar zeigte und den Ball haben wollte, aber viel zu lässig und teilweise regelrecht naiv agierte. Hazard hatte zwar ein paar gute Szenen im Kombinationsspiel, er konnte sich jedoch gegen wahrlich nicht kreativ verteidigende Kölner kaum durchsetzen und wurde oftmals simpel abgekocht. Das hatte viele einfache Ballverluste zur Folge. Nach der Pause, als viele Kollegen aufgerückt waren, verlor er leichtfertig zentral das Leder und ermöglichte Köln einen Konterangriff. Zwanzig Minuten vor Schluss, er hatte gerade Gelb gesehen, wurde er ausgewechselt. Note 5,0.

Raffael: Kam, wie schon in den letzten Wochen, auch in Müngersdorf nicht über Ansätze hinaus. Bei ein paar guten Kombinationen, zwei, drei ansprechenden und zielstrebigen Läufen an den Strafraum und einem Kopfball in der Anfangsphase deutete er sein Können an. Oft tauchte er ab oder ließ sich ohne ernsthafte Gegenwehr vom Ball trennen. Als Dahoud ausgewechselt wurde, rückte er neben Xhaka auf die Sechs. Hier mit ein paar guten Pässen im Aufbau, aber auch mit gravierenden Problemen im defensiven Umschaltspiel. Note 4,5.

Josip Drmić: Erster Startelfeinsatz seit dem ersten Spieltag für den Schweizer Nationalspieler. Auch wenn er nicht nachhaltig genug ins Kombinationsspiel eingebunden war, so war er doch sehr aktiv. Drmić legte die größte Laufstrecke aller Borussen zurück und zeigte einige vielversprechende Ansätze. So bei seinem Solo mit Zug entlang der Strafraumgrenze oder als er in der Phase nach der Pause energisch Druck auf die Kölner Abwehrspieler ausübte. Auch wenn er letztlich ohne Torabschluss blieb, so verdiente er sich doch weitere Einsatzzeiten. Note 4,0.

André Hahn: Ersetzte Hazard in den letzten zwanzig Minuten, fiel allerdings nur noch durch ungeschickte und übereifrige Zweikampfführung auf, wodurch Köln in Ballbesitz kam und Zeit von der Uhr nehmen konnte. Ohne Note.

Nico Schulz: Der Ex-Berliner kam für Traoré und zeigte sich in zwei, drei Aktionen mit ansprechender Dynamik und Schnelligkeit. Durchsetzen konnte er sich allerdings nicht, zudem rückte er zu früh ein und verengte so das Spielfeld zusätzlich. Ohne Note.

Branimir Hrgota: Gab in der letzten Viertelstunde sein Saisondebüt, ohne dabei nachdrücklich in Erscheinung zu treten. Ohne Note.

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