Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 0:2 (0:1)

Die unzähmbare Lethargie des Parks

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Nichts war es mit dem Heimsieg gegen Dortmund zum Saisonfinale (Foto: Ina Fassbender / AFP / Getty Images)

Den Slogan zum neuen Trikot haben die Spieler von Borussia Mönchengladbach noch nicht so ganz verinnerlicht. Statt der ‚unzähmbaren Energie‘ gab es vor allem nach der Pause wieder ganz viel ‚unzähmbare Lethargie‘ im Park. Die letzte Einzelkritik der Saison.

Yann Sommer: Borussias beständigster Spieler der Saison machte auch am letzten Spieltag eine ordentliche Partie, sah allerdings beim Dortmunder Führungstreffer unglücklich aus. Er verlängerte den von Reus in den Fünfmeterraum gehobenen Ball etwas ungelenk genau vor die Füße von Sancho. Einen wirklichen Vorwurf kann man dem Schweizer aber aufgrund der kurzen Reaktionszeit nicht machen. Ansonsten löste er die Pflichtaufgaben, beim zweiten Treffer war er chancenlos. Einen hohen Ball nahm Sommer technisch anspruchsvoll mit dem Fuß an – das kann beileibe nicht jeder Torwart in der Liga. Note 2,5.

Jordan Beyer: Hatte es auf seiner Seite zumeist mit Sancho zu tun und stellte sich dem Dortmunder einige Male beherzt in den Weg. Beyers Standfestigkeit ist beeindruckend, genauso wie die Fähigkeit, unter Druck den Ball zu behaupten. Zudem imponiert der Mut, mit dem er sich nach vorne orientiert. In einigen Situationen war beim Stellungsspiel erkennbar, dass er kein gelernter Rechtsverteidiger ist. Dennoch löste er seine Aufgaben insgesamt sehr vernünftig, auch wenn ihm Sancho – u.a. vor dem Fast-Eigentor von Elvedi – auch mal entwischte. Note 3,0.

Matthias Ginter: Gegen seinen Ex-Klub mit einer durchschnittlichen Leistung. Einmal rügte er aus unerklärlichen Gründen den jungen Beyer, als er selbst einen Freistoß verursachte. Vor dem 0:1 blockte er die erste Hereingabe von Reus, legte diesem den Ball aber wieder vor. Beim 0:2 registrierte Ginter zwar, dass Reus loszog, konnte dem Antritt des Nationalelfkollegen jedoch nicht mehr folgen. Im Spielaufbau mit einiger Streuung, die Statistik weist ihn als den Gladbacher mit den meisten Fehlpässen aus. Note 3,5.

Nico Elvedi: War mehrfach gefordert und musste einige brenzlige Situationen überstehen. So hatte der Schweizer kurz vor der Pause Glück, dass sein Rettungsversuch gegen Reus auch bei der Überprüfung durch den VAR nicht als elfmeterreif angesehen wurde – das war eine 50:50-Entscheidung. Vorne vergab er eine freie Kopfballchance – das hätte eigentlich die Führung sein müssen. Im zweiten Durchgang wäre Elvedi fast ein Eigentor unterlaufen, als er den Ball nach einer Hereingabe in den Strafraum unfreiwillig an den Pfosten bugsierte. Darüber hinaus hatte Elvedi aber auch in einigen engen Situationen noch den Fuß dazwischen und klärte mehrfach in letzter Instanz. Note 3,5.

Oscar Wendt: War in der der starken Anfangsviertelstunde auffällig und schaltete sich einige Male gut mit nach vorne ein, bekam aber das letzte Zuspiel nicht hin. Als die Mannschaft insgesamt immer passiver wurde, mied er zusehends das Risiko und legte den Fokus auf die Verteidigung gegen Pulisic. Das machte der Schwede ordentlich, auch wenn er dem flinken US-Boy nicht immer folgen konnte. So fehlte ihm auch beim Tor zum 0:2 das Tempo, um das Zuspiel von Pulisic auf Reus zu verhindern. Note 3,5.

Christoph Kramer: Ging mit viel Elan und Biss in die Partie und bekam für schnelle Balleroberungen früh Szenenapplaus. Doch dann überzog es Kramer etwas und sein Nachsetzen im Anschluss an einen unnötigen Ballverlust führte dazu, dass er bereits nach 15 Minuten die Gelbe Karte sah. Das bremste ihn sichtlich aus und ohne den aggressiven Vorkämpfer wurde die Mannschaft insgesamt passiver. Kramer war weniger auffällig, zudem unterliefen ihm zwei, drei Unachtsamkeiten. Bei der Entstehung des 0:2 kam er beim Sancho-Pass auf Götze mit seiner Grätsche nicht mehr hin und das Unheil nahm seinen Lauf. Nach etwas mehr als einer Stunde machte Kramer Platz für Strobl. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Ließ in einigen Situationen zumindest im Ansatz erkennen, was ihn in der Hinrunde so stark gemacht hat. Doch sobald bei eigenem Ballbesitz ernsthafter körperlicher Widerstand durch einen Dortmunder drohte, war da wieder der typische Hofmann, der zurückzieht, abdreht und weiter seine Runden dreht. Das wirkt ängstlich und lasch und dieser Eindruck wurde auch nicht dadurch wettgemacht, dass er bei gegnerischen Kombinationen mehrfach Bälle ablief oder wegspitzelte. Offensiv gab er einen ordentlichen Flachschuss aus der Distanz ab, mehr kam trotz der Tatsache, dass er mehr lief als alle anderen Spieler auf dem Platz, nicht dabei herum. Note 4,0.

Denis Zakaria: Fiel vor allem durch seine Laufarbeit und mehrere frühzeitige gute Blocks und Balleroberungen auf. Eher selten konnte er seine gefürchteten Läufe starten – die Dortmunder besetzten die entsprechenden Räume aufmerksam. Vor dem 0:2 registrierte Zakaria zu spät, dass Sancho nach innen zog, und ließ ihn laufen. Vom Einsatz und der Laufbereitschaft her war die Leistung des Schweizers in Ordnung, auch wenn er sich im Verlauf der zweiten Halbzeit dem allgemeinen Trott anpasste. Note 3,5.

Ibrahima Traoré: Startete wie aufgedreht in die Partie und verschluderte prompt die erste Flanke und spielte kurz darauf einen krassen Fehlpass in die Füße von Reus. Aber Traoré bereinigte die Situation und war in den nächsten Minuten der auffälligste Borusse. Er hatte wirklich Pech, dass sein wunderbar gezirkelter Schuss nur das Lattenkreuz traf – das hätte die Führung sein können. Traoré kombinierte noch einige Male gut mit, u.a. mit einer direkten Weiterleitung auf rechts, womit er das Spiel schnell machte. Nach dem Seitenwechsel kam auch von ihm nicht mehr viel. Nachdem eine überhastete Rechtsflanke hinter dem Tor landete, wurde er durch Plea ersetzt. Note 3,5.

Josip Drmic: Der ‚Held‘ der beiden letzten Partien lieferte in seinem vermutlich letzten Spiel für Borussia eine unauffällige Leistung ab. Die Laufbereitschaft stimmte, nur Hofmann und Zakaria spulten mehr Kilometer ab als der Schweizer. Doch die 25 Ballkontakte in den 90 Minuten brachten nicht viel ein, auch wenn sein Passspiel sehr ordentlich war. Bei einer Einzelaktion auf links kam er nicht am Gegenspieler vorbei, das eine oder andere Mal verstolperte er den Ball und ein Linksschuss im zweiten Durchgang flog über das Tor. Als Plea kam, blieb er in der Mitte, bekam aber weiter kaum Bälle. Note 4,0.

Thorgan Hazard: In der Anfangsphase mit mehren guten Szenen – der Abschluss nach einem starken Solo wurde in letzter Instanz noch geblockt. Mit einem feinen Verlagerungsball bediente er Traoré vor dem Lattenschuss. Alsdann häuften sich die misslungenen Aktionen. Eine Hereingabe geriet zu flach, mehrfach verlor er den Ball und es unterliefen ihm einige Fehlpässe zu viel. Als das Publikum nach einem missratenen Versuch deutlich murrte und pfiff, wollte Hecking ihm wohl ein weiteres Spießrutenlaufen ersparen und wechselte ihn gegen Herrmann aus. Das gellende Pfeifkonzert zum Abschied war beschämend. Note 4,0.

Tobias Strobl: Ersetzte den verwarnten Kramer in einer Partie, die bereits entschieden war. Strobl schwamm bis zum Ende mit und hatte in den knapp 30 Minuten gerade einmal 10 Ballkontakte. Ohne Note.

Alassane Plea: Kam für Traoré ins Team und ging auf die linke Seite, während Hazard bis zu seiner Auswechslung auf rechts spielte. Wirklich in Szene setzen konnte sich der Franzose nicht mehr – nach einer Zufallschance schoss er den Ball über den Kasten. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Löste in der letzten Viertelstunde Hazard ab, konnte aber in dieser Phase, als das Spiel nur noch abgewickelt wurde, nichts mehr bewegen. Fünfmal war er überhaupt nur am Ball. Ohne Note.

 


von Redaktion TORfabrik

 

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