Einzelkritik: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 1:0 (0:0)

Für sämtliche Ambitionen zu wenig

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Alassane Plea konnte sich in Stuttgart kaum durchsetzen und vergab eine Mega-Chance (Foto: Christian Kaspar-Bartke / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach trat in Stuttgart wie ein Team auf, das eine Saison ambitionslos austrudeln lässt, weil es um nichts mehr geht. Dabei war es ein richtungsweisendes Millionenspiel, das einfach hergeschenkt wurde.

Yann Sommer: Wirkliche Rettungstaten musste er diesmal nicht abliefern. Ein Kopfball stellte kein Problem dar, ein Flatterball von Didavi schien halbwegs gefährlich, wurde aber von Sommer sicher entschärft. Beim Pfostenschuss und beim Tor von Donis ohne Abwehrchance. Bei der Ballverarbeitung wohl der technisch beste Borusse auf dem Feld. Er ließ Didavi einmal per Haken aussteigen und in der absoluten Nachspielzeit nahm er einen hohen Ball technisch anspruchsvoll herunter. Über einen überhasteten Abschlag ins Seitenaus kann man hinwegsehen. Note 2,0.

Matthias Ginter: Wieder als rechter Mann der Dreierkette aufgeboten und später, als auf 4-3-3 umgestellt wurde, als rechter Innenverteidiger unterwegs. Abgesehen von einigen ungenauen Abspielen, die ohne Konsequenzen blieben, kann man ihm keine nennenswerten Versäumnisse vorwerfen. Vorne hatte er zwei Halbchancen nach insgesamt wieder sehr harmlosen Standards. Ginter ist Nationalspieler, Weltmeister und für sein Alter bereits sehr erfahren. Aber er ist kein Mitreißer und niemand, der spielerisch etwas Überraschendes hinzufügt. Auch in Stuttgart spielte er seinen Stiefel runter und das war es. Note 3,5.

Tobias Strobl: In der Phase am Anfang, als die Stuttgarter richtig störten und draufgingen, spielte er viele Kurzpässe, bot sich gut an und geriet nicht in Panik. So befreite er sich relativ einfach, wobei er die Lücken zum Öffnen des Spiels oft auf der linken Seite fand. Zwei-, dreimal bügelte Strobl Abspielfehler der Kollegen aus, einige von seinen weiten Bällen landeten beim Gegner. Nach der Pause, als er aufgerückt war und den Ball verlor, entstand der Konterangriff, der mit dem Pfostenschuss endete. Musste in der 57. Minute weichen, als Wendt kam und auf Viererkette umgestellt wurde. Note 3,5.

Nico Elvedi: Wirkte nach seiner Verletzung körperlich nicht auf der Höhe und auch geistig schien er nicht bei der Sache. In der ersten Halbzeit verlor er einen Kopfballzweikampf an der Mittellinie und auch das anschließende Sprintduell. In einer Situation passte Elvedi nicht auf und ließ einen Gegenspieler aus seinem Rücken kommen, was eine Ecke zur Folge hatte. Bei Ballbesitz träge und suchend, bis alles zugestellt war und er einen Quer- oder Rückpass spielen musste. Amateurhaft war Elvedis Gebaren vor dem Pfostenschuss von Donis, als er sich einfach abkochen ließ und katastrophal sein Verhalten beim Gegentor, das er Donis per Kopfballassist auflegte. Note 5,0.

Christoph Kramer: War zwar nicht ganz so präsent wie in der Vorwoche, aber immerhin einer der Borussen, die sich reinhängten. Kramer wehrte sich und teile auch mal aus, wobei er für sein einziges geahndetes Foul auch die Gelbe Karte sah. Da es die Fünfte war, fehlt er am Samstag gegen Hoffenheim. Aufgrund der statischen Spielanlage gab es nur wenig Optionen für den entscheidenden Pass. Als Ballverteiler machte es Kramer ordentlich, eine Passquote von 98 Prozent ist bemerkenswert. Wurde 19 Minuten vor dem Ende für Cuisance vom Feld geholt. Note 3,5.

Denis Zakaria: Hätten einige seiner Kollegen den Einsatzwillen und die Energie, die der Schweizer auf den Platz bringt, sähe vieles anders aus. Er war immer bereit und scheute keinen Zweikampf - im Gegenteil. Zakaria ist einer der wenigen Borussen, der die Duelle aktiv sucht. Dass nur ein Foul gegen ihn gepfiffen wurde, spricht für Zakaria. Auch die Passquote von 91 Prozent konnte sich sehen lassen. Einige Male spielte er den Ball in die Tiefe oder zumindest flach und vertikal nach vorne. In einer Szene half er hinten gut aus, doch in der Fortsetzung verlor er den Ball. Zum Glück blieb die Situation aufgrund einer Abseitsstellung folgenlos. Nach der Umstellung auf 4-3-3 zunächst als Achter und nach Cuisances Einwechslung als Sechser unterwegs. Note 3,0.

Patrick Herrmann: Machte das Spiel extrem breit, was seine Position angeht. Nahezu über die gesamte erste Halbzeit agierte er extrem liniengebunden und dort oft übersehen. Wurde von Sosa rotwürdig gefoult und hatte Glück, dass er dabei nicht verletzt wurde. Defensiv arbeitete Herrmann seiner Rolle entsprechend aktiv mit - vor dem aberkannten Stuttgarter Tor im ersten Durchgang wurde er im eigenen Strafraum gefoult. Von der Körpersprache her zeigte er die notwendige Bissigkeit, konnte sich aber letztlich zu wenig durchsetzen. Ein paar ansatzweise gute Aktionen und Hereingaben fanden aufgrund der mangelhaften Strafraumbesetzung keinen Abnehmer. Als Wendt kam und umgestellt wurde auf Viererkette, gab Herrmann bei gegnerischem Ballbesitz den Rechtsverteidiger. Bernd Korzynietz lässt grüßen. Note 4,0.

Thorgan Hazard: Der Trainer entschied sich, Hazard auf links zu belassen und Hofmann in die Spitze zu stellen. Hazard lief also wie gehabt die Linie rauf und vor allen Dingen runter. Seine Bereitschaft, mit zu verteidigen, war auch in Stuttgart anerkennenswert. Dass er bei einer gegnerischen Flanke zentral am eigenen Fünfer als letzte Kopfballoption unter dem Ball her sprang, kann man ihm nicht ernsthaft vorhalten. Offensiv probierte es Hazard mit einigen Antritten mit dem Kopf nach unten, bei denen er sich zumeist festlief. Bei der Plea-Chance war er mitgelaufen, nach dem Fehler von Sousa bediente er Hofmann. Seine Standards verpufften allesamt. Nach der Umstellung auf 4-3-3 auf der linken Seite weiter vorne zu finden. Ein paarmal trat er energisch mit dem Ball am Fuß an, echte Gefahr beschwor er nicht herauf. Note 4,0.

Florian Neuhaus: Wieder als ›Quasi-10er‹ unterwegs, wobei man seine Rolle wirklich nur schwer definieren kann. Zeitweise sieht es so aus, als ob Neuhaus selber nicht genau weiß, in welchen Räumen er sich aufhalten soll. Abgestimmt ist da wenig und vieles wirkt zufallsbasiert. Auf engem Raum agierte er oft zu kompliziert und nicht robust genug. Die Leichtigkeit in seinen Aktionen scheint ihm abhandengekommen zu sein, die Überraschungsmomente fehlen. Ein sehenswerter Distanzschuss war sein einzig nennenswerter Abschluss. Auch als Achter, zunächst neben Zakaria und dann Cuisance, konnte sich Neuhaus nicht in Szene setzen. Note 4,0.

Alassane Plea: Als Stürmer darf er eigensinnig sein, aber Plea muss diese Megachance natürlich nutzen, wenn er nicht abspielt. Dass er sich nach dem Fehlschuss einfach wegdrehte, ohne sich auf irgendeine Art deutlich zu entschuldigen, sagte viel aus. Vor der Pause brachte Plea noch einen harmlosen Kopfball Richtung Tor, später nach Traoré-Flanke köpfte er weit daneben. Ansonsten in der Spitze kaum anspielbar, als Abnehmer von Flanken nicht zu gebrauchen. Gegen die rigorosen Innenverteidiger leistete er kaum Widerstand, von ›Dahlinismus‹ keine Spur. Plea wirkte schlapp und emotionslos. Note 5,0.

Jonas Hofmann: Wurde in der offensiven Position neben Plea aufgeboten, wobei er sich planmäßig fallen ließ um von hier aus Aktionen zu starten. Vor der Megachance von Plea eroberte Hofmann den Ball. In einigen Situationen dauerte die Ballannahme zu lange, bei seiner eigenen Chance fehlte das letzte Zutrauen - da war mehr drin. Möglicherweise beeindruckt durch das rüde Einsteigen von Beck in der Anfangsphase hatte Hofmann sichtlich Angst vor Annahmen mit dem Gegner im Rücken. Bis auf einen Schuss Richtung kurzer Pfosten vor der Pause blieb er in vorderster Front blass. Nach der Umstellung auf 4-3-3 für zehn Minuten als Rechtsaußen ohne Wirkung unterwegs, dann wurde er von Traoré abgelöst. Note 4,5.

Oscar Wendt: Kam unmittelbar nach dem Gegentor für Strobl, als das System auf ein 4-3-3 umgestellt wurde. Als Linksverteidiger war Wendt kaum gefordert, auf dem Weg nach vorne tat er sich schwer. Eine Ecke holte er heraus, eine Flanke war gut. Mehrfach brach er seine Aktionen ab und wählte umständlich den Weg zurück. Ohne Note.

Ibrahima Traoré: Wurde für Hofmann eingewechselt und übernahm dessen Position auf der rechten Seite. Er hatte eine vielversprechende Aktion, als Sosa am Ball vorbei rutschte, doch letztlich entstand daraus wenig Gefahr. Eine Flanke auf Plea und ein ungefährlicher Nachschuss waren die schmale Ausbeute. Ohne Note.

Michael Cuisance: Kam für Kramer und übernahm Zakarias rechte Mittelfeldposition im 4-3-3. Er bewegte sich zumindest aktiv und schoss aus dem Gedränge mit der Pike über das Tor. Einen Ballverlust nach Annahmefehler machte er durch die Rückeroberung des Balles wett. Allerdings waren da auch wieder die deplatzierten Hackentricks und Firlefanzansätze, mit denen sich Cuisance selber schadete. Einen Freistoß aus günstiger Position schoss er in die Mauer. Ohne Note.

 


von Redaktion TORfabrik

 

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