Fatale Pleite

Rohrkrepierer-Derby

Created by von Marc Basten
Däne pennt gegen Dänen (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Däne pennt gegen Dänen (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Es sollte ein Derby mit Signalwirkung werden, doch am Ende wurde es ein einziger Rohrkrepierer für Borussia Mönchengladbach.

Welch eine Enttäuschung in Köln-Müngersdorf. Der Knockout in der 5. Minute der Nachspielzeit, ein nicht gegebener Elfmeter in der Schlussphase - man hätte mit dem Schicksal hadern können. Doch dass es überhaupt soweit gekommen ist, haben sich die Gladbacher selbst zuzuschreiben. Dass sie letztlich wie die geprügelten Hunde vom Platz schlichen, war zu einhundert Prozent hausgemacht.

Verloren hat Borussia das Derby bereits in der ersten Halbzeit. Der FC agierte äußerst reserviert, die Verunsicherung war greifbar. Doch anstatt die Gladbacher vehement drauf gingen und von Beginn an zeigten, wer wirklich Herr im Hause ist, beschränkte man sich auf (trügerische) Ballkontrolle.

Unzählige Querpässe in der ungefährlichen Zone prägten das Bild. Das war zu wenig, um die Kölner vor wirkliche Aufgaben zu stellen. Man lullte sich selbst regelrecht ein und wurde prompt bei einer Standardsituation im Tiefschlaf erwischt.

Diese Herangehensweise war angesichts der Ausgangslage absolut unverständlich. Dass die Borussen nicht ins offene Messer laufen wollten, ist nachvollziehbar. Aber die Körpersprache vermittelte nur eine vornehme Zurückhaltung und viel zu wenig Schärfe - sieht man mal von Denis Zakaria ab. Wo war die Leidenschaft, die noch im Pokal gegen Leverkusen an den Tag gelegt wurde?

Nach der Pause war zumindest der Biss da, Raffael sorgte für Verwirrung und Hazard scheint offensichtlich auf dem Flügel besser aufgehoben. Der Ausgleich war hoch verdient, doch was danach passierte, ist kaum zu entschuldigen. Köln setzte nun alles auf eine Karte und zog das Visier hoch. Und Borussia? Spielte clever die eigenen Qualitäten aus? Nein! Man zeigte sich defensiv beeindruckt und wackelte. Und verdaddelte andererseits die eigenen Möglichkeiten fahrlässig.

Sicher, die Elfmetersituation mit Jonas Hofmann war mehr als eindeutig und die Entscheidung es Schiedsrichters nicht nachvollziehbar. Aber in der 95. Minute ohne Gegenwehr eine Flanke und einen Kopfball zuzulassen, geht einfach nicht. In keinem Bundesligaspiel, aber erst recht nicht im Derby.

Es ist schon schlimm genug, dass offensichtlich ein FC-Fan mit Ordner-Leibchen eine Gladbacher Block-Fahne klaute und ungehindert in die Kurve sprinten konnte (was ein gewisser Lukas Podolski auf Twitter auch noch feiert). Statt Köln in die zweite Liga zu schießen, liefen diese am Ende feixend herum. Doch die echte Katastrophe ist, dass Borussia genau das gemacht hat, was man unbedingt vermeiden wollte und musste: billig Punkte zu verschenken. Das Derby, das eine Signalwirkung für die Rückrunde haben und alle mitnehmen sollte, wurde zum Rohrkrepierer.

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