Holland führt die Löw-Elf vor

Ginter erlebt 0:3-Debakel in Holland

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Matthias Ginter in Amsterdam im Duell mit Daley Blind (Foto: Alex Grimm / Bongarts / Getty Images)

Was eine Blamage für deutsche Nationalmannschaft. Mit 0:3 unterlag die Truppe von Bundestrainer Löw ausgerechnet im Prestigeduell gegen die Niederlande. Matthias Ginter stand dabei 90 Minuten als Rechtsverteidiger auf dem Platz.

›Schade, Deutschland - alles ist vorbei‹ ... diesen aus den Niederlanden bekannten Spottgesang konnte man am Samstag in der Johan Cruijff ArenA in Amsterdam deutlich vernehmen. Die feixenden Zuschauer hatten auch allen Grund zur Schadenfreude, schließlich demütigte Oranje gerade den großen Rivalen aus Deutschland mit 3:0.

Derweil schlich die ›Bayern-Achse‹ mit Neuer, Boateng, Hummels, Kimmich und Müller mehr als nur bedröppelt vom Feld. Das Gefühl eines 0:3-Debakels ist ihnen seit der Partie gegen Gladbach nicht fremd, doch dass es nun gleich die nächste Abreibung mit dem gleichen Resultat gab, nahm die ausgelaugten Recken sichtlich mit.

Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass gerade das Gerüst Neuer, Boateng, Hummels und Müller nicht die Lösung der Probleme im deutschen Fußball bietet, sondern vielmehr ein Hauptgrund dafür ist, dass die Nationalmannschaft träge und uninspiriert daherkommt. Der Auftritt in Amsterdam reihte sich von der Art und Weise her exakt in die Darbietungen der WM in Russland ein.

Löw scheint gefangen im Unverständnis über sich selbst

Bundestrainer Löw wirkt nur noch wie der Ritter von der traurigen Gestalt. Er scheint gefangen im Unverständnis über sich selbst, dass er 2014 den Zeitpunkt verpasst hat, als Weltmeistertrainer abzutreten. Statt als Triumphator gegangen zu sein, windet er sich viereinhalb Jahre später auf schon mitleidserregende Weise um den realistisch gesehenen alternavilosen Rücktritt als gescheiterter Bundestrainer herum.

Löws Maßnahmen scheinen dem Zufall zu entwachsen - die Mär vom großen Masterplan glaubt schon lange niemand mehr. Mark Uth nach seinem Stotterstart auf Schalke ausgerechnet jetzt zu berufen und ihn gleich in die Startelf zu stellen, ist so ein Beispiel. Oder tatsächlich weiter auf Jonas Hector als Linksverteidiger zu setzen. Und auch wenn man sich aus Gladbacher Sicht freuen kann, dass Matthias Ginter nun auch mal berücksichtigt wird, ist dessen Positionierung als rechter Verteidiger schon fast als Missbrauch zu bezeichnen.

Bei Borussia spielt der 24-Jährige seit anderthalb Jahren stabil als Innenverteidiger und hat in dieser Saison nochmals einen Schritt nach vorne gemacht. Überhaupt ist Ginter nur nach Gladbach gewechselt, damit er endlich auf seiner Position als Innenverteidiger spielen kann und nicht immer als Lückenfüller verschoben wird. Und was macht Löw? Er bringt den Spieler, der sich in seiner Position gefunden und gefestigt hat, als Rechtsverteidiger.

Ginter gehört in die Nationalmannschaft - aber als Innenverteidiger

Ginter gehört in die Nationalmannschaft - aber als Innenverteidiger. Der ewig angeschlagene Boateng oder der phlegmatische Hummels sind nicht unersetzbar - im Gegenteil. Natürlich kann Ginter auch mal Rechtsverteidiger spielen - aber doch bitte nicht als ernstgemeinte Dauerlösung. Dafür fehlt ihm deutlich die Dynamik nach vorne, überlaufen und Flanken schlagen, sind nicht sein Ding. Gegen Holland lief er zwar brav mit nach vorne, wurde aber meistens ignoriert. Der Faktor Ginter im Offensivspiel war gleich null.

Hinten bewahrte er die DFB-Elf mit einer starken Rettungstat (genau dort, wo eigentlich ein Innenverteidiger aufräumen sollte) vor einem frühen zweiten Gegentreffer. Später bekam er im gegnerischen Strafraum etwas am Sprunggelenk ab, konnte aber zum Glück weiterspielen.

Und was bleibt nach diesem peinlichen 0:3 in Amsterdam? Vor allem kaum Zeit, weil die Neuerfindung Nations League zwar weiterhin eher Kopfschütteln auslöst, aber immerhin durch die Qualität der Gegner keine Gelegenheit bietet, den Tatsachen aus dem Weg zu gehen. Am Dienstag gehts nach Frankreich und es droht der Abstieg in die Zweitklassigkeit der Nations League. Ob das dann den wiederholt verpassten Neuanfang nach sich ziehen wird, bleibt angesichts der handelnden Personen fraglich. Sicher ist im Moment nur, dass sogar die Holländer allen Grund haben, die deutsche Nationalmannschaft zu verspotten.

 


von Marc Basten

 

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