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Gegneranalyse | Forechecking: Borussia Dortmund

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Ungemütliche Wochen für Lucien Favre (Foto: Sebastian Widmann / Bongarts / Getty Images)

Für Borussia Mönchengladbach geht es am achten Spieltag zur Namenscousine nach Dortmund. Der BVB musste in den letzten Partien einige Rückschläge verkraften, doch das ändert nichts am Topspiel-Charakter des Duells.

Dass eine Borussia nach sieben Spieltagen an der Tabellenspitze stehen würde, hatten viele Experten vor der Saison erwartet. Natürlich hatten dabei alle an die Dortmunder Borussia gedacht, die allerdings aktuell ›nur‹ auf Platz acht rangiert. Der Punkterückstand ist jedoch überschaubar. So fehlen zum Überraschungstabellenführer aus Gladbach lediglich vier Punkte. Zwar hat die Formkurve der Schwarz-Gelben mit zuletzt drei Remis in der Liga leicht nach unten gezeigt, doch die Zwischenbilanz von drei Siegen, drei Unentschieden und nur einer Niederlage ist keinesfalls katastrophal.

Dass es in der Öffentlichkeit - und bei Teilen der Dortmunder Verantwortlichen - als Besorgnis erregend gesehen wird, liegt an der vollmundigen Ansage, in diesem Jahr dem FC Bayern im Meisterrennen ernsthaft paroli bieten zu wollen. Diese Herangehensweise, wohl als Motivation für die Mannschaft gedacht, zeichnet sich so langsam als schwerer Rucksack ab. Wer auf ›Bayern-Niveau‹ spielen will, der muss damit klarkommen, dass nach jedem nicht gewonnenen Spiel die Panik um sich greift. Dieses Szenario kennen die Münchener seit Jahrzehnten, für Dortmund ist es gewöhnungsbedürftig. Und für Lucien Favre, der solch hohe Erwartungen überhaupt nicht leiden mag, schafft es ein denkbar ungünstiges Arbeitsumfeld.

Dabei hat Favre im Vergleich zum Vorjahr keine großartigen Veränderungen bei der Taktik vorgenommen. Die Grundformation des Schweizers ist fast immer ein 4-2-3-1. Offensiv hat Favre ein Ensemble zur Verfügung, bei dem man schnell ins Schwärmen verfällt. Doch gerade die Kreativspieler funktionieren in dieser Saison noch nicht so, wie man sich das in Dortmund erhofft hatte. Die Neuzugänge Thorgan Hazard und Julian Brandt sind noch nicht vollends angekommen, Marco Reus und Jadon Sancho wirkten zuletzt ausgelaugt - Sancho musste in Freiburg sogar den ungewohnten Platz auf der Ersatzbank einnehmen.

Zwar verfügt der BVB in allen Mannschaftsteilen über extrem gute Einzelspieler, doch es gelingt nicht durchgängig, die Balance herzustellen. Im Überschwang werden defensiv Räume hergegeben, das Positionsspiel ist unsauber und birgt große Gefahren gegen Mannschaften, die ein gutes Gegenpressing spielen. Gleichzeitig versteht es der BVB nicht wirklich, in langen Ballbesitzphasen den Spielrhythmus zu erhöhen. Dieses Phänomen ist auch noch aus Favres Zeit in Gladbach in bester Erinnerung. Auch da wirkte der Favre-Fußball manchmal gewollt passiv, was aktuell in Dortmund dazu führt, dass über die Mentalität diskutiert wird.

Tatsächlich wirken die Dortmunder phasenweise behäbig und das auch, wenn sie in Rückstand geraten. Dies war vor allein in den letzten drei Spielen beobachten. Favres Vorgabe, mit geduldigem Ballbesitzfußball zum Erfolg zu kommen, geht nicht immer so auf wie in der letzten Hinrunde, als Dortmund nach hinten raus noch viele Partien für sich entscheiden konnte. Gleichwohl ist das aktuelle Krisengerede deutlich überzogen, doch es ist mit Blick auf das Borussen-Duell natürlich ein psychologischer Faktor. Der BVB steht unter (hausgemachtem) Druck und das könnte sich für die Fohlenelf positiv auswirken. Andererseits wäre es auch nicht überraschend, wenn Dortmund einen Befreiungsschlag landet. Schließlich hat sich Gladbach in den letzten Jahren im Westfalenstadion zumeist als äußerst dankbarer Gegner präsentiert.

Verzichten muss Lucien Favre gegen seinen Ex-Klub auf Torjäger Paco Alcacer. Der Spanier laboriert an Achillessehnenbeschwerden. Für ihn dürfte Götze als Spitze beginnen. Ausfallen wird auch Routinier Piszczek, für den vermutlich der offensivstarke Hakimi auf die rechte Seite rückt. Dafür wird aller Voraussicht nach Guerreiro hinten links verteidigen. Ex-Fohlen Nico Schulz wird zwar wieder zum Kader gehören, doch nachdem er gerade erst ins Mannschafstraining zurückgekehrt ist, dürfte er noch nicht in der Startelf stehen.

Voraussichtliche Aufstellung Borussia Dortmund:

Bürki - Hakimi, Akanji, Hummels, Guerreiro - Witsel, Delaney - Sancho, Reus, Hazard - Götze

 


von Niklas Kirchhofer

 

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