Einwurf

Die gute Hinrunde: Ansporn und Verpflichtung zugleich

Created by Einwurf zum Jahreswechsel

In 2019 wollen die Borussen ernten, was sie in der Hinrunde gesät haben (Photo by SASCHA SCHUERMANN / AFP / Getty Images)

Das Jahr 2018 war für Borussia Mönchengladbach zumindest im zweiten Halbjahr eine Erfolgsgeschichte. Das gilt es zu würdigen. Gleichzeitig ist die gute Hinrunde Ansporn und Verpflichtung für 2019. Es gilt zu ernten, was gesät wurde.

Bei manchem Jahresrückblick über Borussia Mönchengladbach, den man in diesen Tagen präsentiert bekommt, bleibt einem hier und da angesichts der ganzen Lobhudelei schon mal die Spucke weg. Man könnte meinen, Gladbach hätte 2018 zum dritten Mal in Folge die Champions League gewonnen. Dabei wurde, bei allem Respekt, gerade einmal eine sehr ansprechende Hinrunde absolviert. Es gibt zweifellos viele gute Ansätze, deren Nachhaltigkeit sich jedoch erst in der zweiten Saisonhälfte zeigen wird.

Man muss nur auf die letzte Winterpause verweisen, als Borussia mit 28 Punkten lediglich fünf Zähler weniger auf dem Konto hatte, als diesmal. Damals wurde sich, vielen Warnungen zum Trotz, ordentlich Sand in die Augen gestreut. Dass die Rückrunde komplett in die Binsen ging, hatte auch damit zu tun, dass man sich im Winter viel weiter wähnte, als es der Realität entsprach.

In diesem Jahr wirkt alles deutlich stabiler und es gibt keine Signale, dass es erneut zu einem Einbruch kommen könnte. Dennoch darf nicht der Fehler gemacht werden, das Fell des Bären zu verteilen, bevor dieser erlegt ist. Schon allein der Blick auf den Spielplan sollte die Sinne schärfen. In der Hinrunde hat Borussia vor allem von der makellosen Heimbilanz profitiert. Doch von den Top 10 der Hinrundentabelle waren bislang nur Frankfurt und Leverkusen zu Gast im Borussia-Park, so dass angesichts der Qualität der Gegner in der Rückrunde der Heimnimbus vorhersehbar etwas bröckeln wird. Das muss dann auswärts kompensiert werden, wobei man sich auf fremden Plätzen bisher eher schwertut.

Wie der BVB die Gladbacher neutralisiert hat, wird künftig für jeden Gegner zumindest theoretische Ansätze liefern

Zudem darf nicht unterschätzt werden, dass die anderen Teams daran arbeiten, den in der Hinrunde für viele noch neuen Stil der Borussia zu entschlüsseln. So war zuletzt schon zu beobachten, dass die Achter von den Gegnern deutlich effektiver bearbeitet werden als zu Beginn. Wie der BVB die Gladbacher neutralisiert hat, wird künftig für jeden Gegner in der Spielvorbereitung zumindest theoretische Ansätze liefern.

Überhaupt wird Borussia in der Rückrunde anders wahrgenommen werden. Da ist nicht mehr das erfrischende Überraschungsteam, sondern die selbsternannte Spitzenmannschaft, die etwas zu verlieren hat. Sowohl die Gegner werden Gladbach in einem anderen Licht sehen, als auch das eigene Umfeld. Insoweit muss sich niemand etwas vormachen: Die internationale Qualifikation ist ein Muss, wobei Platz 5 oder 6 kaum mehr als ein Trostpreis wären.

Die vielen Schulterklopfer in diesen Tagen sind eher hinderlich

Aber auch teamintern warten im neuen Jahr große Herausforderungen. Kann Thorgan Hazard seinen Fokus bewahren, wenn gleichzeitig Verhandlungen über seine Zukunft geführt werden, wo es lapidar um den ›Vertrag seines Lebens‹ gehen wird? Will Alassane Plea nach dem Zwischenschritt Gladbach schon weiterziehen? Findet Raffael nochmal den Anschluss? Halten die Spieler, die weiter wenig zum Einsatz kommen, immer noch artig die Füße still? Das sind nur einige von vielen Themen, die in den nächsten Wochen und Monaten aufkommen werden. Das alles im Sinne des gemeinsamen Erfolgs zu managen, wird kein Selbstläufer.

Es ist Fakt, dass Borussia eine richtig gute Hinrunde absolviert hat. Daraus wächst der Ansporn, den Weg weiter zu bestreiten und gleichzeitig die Verpflichtung, in 2019 das zu ernten, was in der ersten Saisonhälfte gesät wurde. Dafür benötigt es auf allen Ebenen den unbedingten Fokus. Die vielen Schulterklopfer in diesen Tagen sind da eher hinderlich. Sie dürfen am 18. Mai gerne wiederkommen. Aber eben erst dann.

 


von Marc Basten

 

Copyright © 2000- 2024 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG