Spieler wirken überfordert

Der Blick geht nach unten

Created by von Marc Basten
Frust (Foto: Matthias Kern / Bongarts / Getty Images)

Frust (Foto: Matthias Kern / Bongarts / Getty Images)

Es bringt nichts, sich in die Tasche zu lügen: Borussia Mönchengladbach muss nach dem fünften Ligaspiel in Folge ohne Tor den Blick nach unten richten. Die Spieler wirken überfordert.

Man kann es drehen und wenden wie man will: Borussia Mönchengladbach befindet sich in einer handfesten Krise. Fünf Ligaspiele in Folge ohne Sieg und eigenes Tor brachten zwar mickrige zwei Punkte mehr als der Katastrophenstart unter Lucien Favre vor einem Jahr, sind in ihrer Konsequenz aber durchaus vergleichbar.

Gründe, warum es nicht so läuft wie erhofft, gibt es einige. Die wurden nachvollziehbar in den letzten Wochen thematisiert und jedem dürfte klar sein, warum Borussia nicht ganz oben mitspielt. Dass es aber derart schlecht läuft, ist nicht alleine mit Verletzungen und hoher Belastung zu entschuldigen.

Gladbach fehlt nicht nur die Stabilität, sondern auch die Identität. Wofür steht Borussias Spielstil? Ein bisschen Pressing, ein bisschen Dominanz, ein bisschen im Kollektiv verteidigen, ein bisschen Umschaltspiel? Das ist jeweils in Ansätzen vielversprechend, aber letztlich weder Fisch noch Fleisch.

Das von André Schubert geforderte aggressive Zweikampfverhalten führt vermehrt zu dummen Fouls und wilden Tacklings. Dabei war gemeinsames, schlaues Verteidigen über Jahre die Basis des Gladbacher Erfolges. Bestes Beispiel: Ein Tony Jantschke ist nur die Hälfte wert, wenn er grätschend durch die Gegend rennen muss.

Auch die ständigen Umstellungen haben ihren Anteil. Natürlich muss Schubert in diesen Wochen improvisieren, aber neben den erzwungenen Veränderungen gibt es laufend Anpassungen bei Positionen und System. Nico Elvedi bekleidete in den letzten beiden Spielen vier Positionen. Ist es da verwunderlich, dass er mit seinen 20 Jahren in Berlin zeitweise jegliche Orientierung verlor?

Taktische Flexibilität ist ein schöner Begriff, doch viele Trainer haben schon erkennen müssen, dass man die Spieler schnell überfordern kann.

In Gladbach muss man zurück zu einem klaren System mit eindeutigen Zuordnungen. Herthas Trainer Pal Dardai sagte vor dem Spiel: »Meine Mannschaft ist jetzt zwei Jahre zusammen, jeder weiß, was er zu tun hat«. Genau das ist es, was in Gladbach in diesen Wochen fehlt. Sie wollen, aber sie wissen nicht wie und wo. Das Gesamtkonstrukt ist instabil.

Nach zehn Spieltagen geht der Blick nach unten. Zwar liest sich der 11 Platz nicht dramatisch, doch der Abstand zu den kritischen Regionen ist so groß nicht. Man muss sich zusammenreißen in Mönchengladbach, es wird höchste Zeit.

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