Einwurf nach dem Spiel gegen Dortmund

Das Finale war ein Spiegelbild der Saison

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Christoph Kramer wurde durch eine Gelbe Karte früh gebremst (Foto: TORfabrik.de)

Borussia Mönchengladbach hat das ganz große Ziel nicht erreicht, doch Platz 5 ist ein ›Trostpreis‹, mit dem es sich Leben lässt. Das Finale gegen Dortmund war exemplarisch für die abgelaufene Saison.

Es hätte noch was werden können im Borussia-Park am letzten Spieltag. Die Stimmung im ausverkauften Stadion war vor dem Spiel und in der ersten Halbzeit jedenfalls außergewöhnlich gut. So laut war es in dieser Saison nur ganz selten. Und die Gladbacher gingen dieses Endspiel so an, dass es zum Rahmen passte. Bissig, mutig, schwungvoll und mit breiter Brust. Ein Führungstreffer wäre verdient gewesen, doch er blieb Traoré bei dessen Lattenschuss verwehrt.

Ein erster Knackpunkt war die Gelbe Karte für Christoph Kramer in der 15. Minute. Der Weltmeister war bis dahin mit seiner Aggressivität vorangegangen, musste sich danach notgedrungen zügeln. Irgendwie bedeutete das auch für die Kollegen, sich etwas zurückzunehmen. Man überließ Dortmund immer mehr die Spielkontrolle und griff selbst nicht mehr konsequent an. Gegen den Ball arbeiteten die Gladbacher allerdings sehr aufmerksam, so dass man sich ein Remis zur Pause mehr als verdient hätte.

Die Borussen beugten sich sehr willig der vorzeitigen Entscheidung

Doch dann folgte der Dortmunder Führungstreffer kurz vor dem Halbzeitpfiff. Natürlich war er in seiner Entstehung höchst umstritten, doch ohne eine exakte Kameraposition aus der Vogelperspektive ist eine endgültige Auflösung unmöglich. So war die Entscheidung des Schiedsrichters aus Gladbacher Sicht zwar unglücklich, aber eben auch nicht falsch. Sich im Nachhinein an Manuel Gräfe abzuarbeiten, wie es Vize-Präsident Rainer Bonhof tat, war unangebracht.

Denn trotz allem Ärger lag die Niederlage gegen Dortmund nicht alleine an diesem Tor, auch wenn es kurz vor der Pause schon ein echter Wirkungstreffer war. Verloren wurde die Partie in den ersten zehn Minuten nach dem Seitenwechsel, als die Gladbacher nur auf den entscheidenden zweiten Gegentreffer zu warten schienen. Diese Passivität nach Wiederanpfiff war eigenartig angesichts der klaren Ausgangssituation. Man lag zurück, Leverkusen führte in Berlin - da gab es eigentlich nur noch die Flucht nach vorne ins Risiko. Doch die Gladbacher überließen den Dortmundern vollends die Initiative und beugten sich sehr willig der vorzeitigen Entscheidung durch den Treffer von Reus.

Es ist nicht zu befürchten, dass man sich beim Saisonfazit zuviel Sand in die Augen streut

In den letzten 35 Minuten wurde die Partie beiderseitig abgewickelt, die Ergebnisse in München und Berlin taten ihr Übriges. So spiegelte das Finale den Verlauf der Saison der Borussia ganz gut wider: Nach starkem Beginn wurde es nach hinten heraus immer schwächer, wobei die Gründe für den Leistungsabfall rätselhaft sind und bleiben. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass 55 Punkte und Platz 5 in der Endabrechnung für einen Verein wie Mönchengladbach und die Qualität des Kaders ein richtig gutes Ergebnis sind. Vor der Saison wäre niemand auf die Idee gekommen, an diesem Resultat herumzumäkeln. Doch nach dem Verlauf der Spielzeit ist dieser fünfte Platz nur ein Trostpreis, weil alle wissen, dass der Große Preis auf dem Silbertablett dalag und es unerklärlich ist, dass man nicht zugegriffen hat.

Gleichwohl lässt es sich mit dem Trostpreis leben, weil nicht zu befürchten ist, dass man sich bei der Saisonbeurteilung zu viel Sand in die Augen streut, der den Blick auf die Zukunft erschwert. Die Entscheidung für Marco Rose zeugt von dem Bewusstsein, dass es neue Impulse geben und man sich ein stückweit neu erfinden muss, um für die kommenden Aufgaben gewappnet sein. Wie das alles vonstattengeht, wird spannend zu beobachten sein - genauso wie die lang ersehnte Rückkehr der Fohlenelf auf die internationale Bühne. Doch zunächst gilt es, tief durchzuatmen und einen Haken hinter die Saison 2018/2019 zu setzen.

 


von Marc Basten

 

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