Eine bizarre Pressekonferenz und viele Tore

Der ganze Auftritt war bizarr und hätte man sich nicht mittlerweile an eine gewisse ›Trumpisierung‹ bei manchen Amtsträgern gewöhnt, wären die Reaktionen wohl noch heftiger ausgefallen. So wurde die Aufführung der skurrilen Komödienstadel vor allem mit Hohn und Spott bedacht. Es war aber auch ein Lehrstück, wie man sich öffentlich selbst demontiert. Hasan Salihamidžić, der kaum was gesagt hat - oder sagen durfte - hat sein Ansehen in dieser halben Stunde auch kaum aufwerten können. Max Eberl, der an diesem Tag sein zehnjähriges Dienstjubiläum als Sportdirektor in Mönchengladbach beging, dürfte sich angesichts des gedemütigten Kollegen selbst gratuliert haben, den Job bei den Bayern ausgeschlagen zu haben.

Die Münchener Spieler, welche von Rummenigge und Hoeneß nun besonders geschützt werden, die ihren Beratern aber weiter fleißig Interna flüstern, die diese dann an die Medien lancieren, zeigten sich einen Tag später in Wolfsburg unbeeindruckt. Sie beendeten - wenig überraschend - ihre Krise mit einem letztlich souveränen 3:1-Auswärtssieg. Weil sie nach Robbens Platzverweis in Unterzahl siegten, wurde der Erfolg sogar noch moralisch aufgewertet.

Doch auch wenn es nicht den Anschein hat - es gibt auch andere Themen als die Bayern. Da ist zum Beispiel die Frankfurter Eintracht, die nach der klaren Niederlage in Mönchengladbach ganz offensichtlich die Kurve gekriegt hat. Am Freitagabend demontierte der Pokalsieger Fortuna Düsseldorf mit 7:1. Nach einem überzogenen Eingriff des Videoschiedsrichters ging Frankfurt per Elfmeter in Führung, danach brachen beim Aufsteiger alle Dämme. Auf Seiten der Eintracht überragte Luka Jovic, der einen Fünferpack erzielte.

Auch der andere Aufsteiger kam an diesem Wochenende unter die Räder. Der 1.FC Nürnberg ging gegen Hoffenheim zwar in Führung, verlor am Ende jedoch hochverdient mit 1:3. Hoffenheim, Vincenzo Grifo saß 90 Minuten auf der Bank, bekrabbelt sich langsam wieder, Nürnberg hat derweil nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang.

Dort steht aktuell der ambitionierte FC Schalke, der am Samstagabend daheim gegen Werder Bremen mit 0:2 verlor. Die Gelsenkirchener wähnten sich ja nach zuletzt zwei Siegen über den Berg, doch das Spiel gegen Bremen holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit wenig fußballerischer Initiative taktierte Königsblau in der ersten Halbzeit herum und überließ Werder zusehends den Ball. Die Bremer zündeten wahrlich kein Feuerwerk, gingen aber mit dem ersten Abschluss in Führung. Nach der Pause machten die Schalker zwar mehr, doch Werder verteidigte die Bemühungen von ›Hoch-und-Weit-Gelsenkirchen‹ mit Geschick und Glück und bewies seinerseits große Effizienz im Abschluss, weil auch der zweite Torschuss drin war.

Schalke kriselt also wieder und auch ein paar Kilometer weiter in Leverkusen ist die Stimmung nicht viel besser. Immerhin wurde die Katastrophe unterm Bayer-Kreuz vermieden, weil Bellarabi weit in der Nachspielzeit mit seinem Treffer zum 2:2 noch einen Punkt gegen Hannover rettete. Wenig Grund zur Freude hatte auch Markus Weinzierl, der zu seinem Einstand als Trainer des VfB Stuttgart eine 0:4-Klatsche gegen den BVB hinnehmen musste. Die Dortmunder machten bereits in der ersten Halbzeit alles klar und setzen sich an der Tabellenspitze fest. Kurios, dass der VfB trotz eines 0:4 die Rote Laterne abgab - der neue Tabellenletzte aus Düsseldorf hat nach der Klatsche in Frankfurt ein noch schlechteres Torverhältnis (-12) als die Schwaben (-11).

Es gab also einige Tore am Freitag und Samstag, nur in Augsburg stand die Null auf beiden Seiten. Der FCA und Leipzig, vor dem Spieltag immerhin Tabellenzweiter, teilten sich die Punkte. Aufregend war in Augsburg vor allem eine Elfmeterentscheidung, die nach über vier Minuten (!) Spielunterbrechung aufgrund einer vorherigen Abseitsstellung zurückgenommen wurde.

Am Sonntag gab es erneut eine Aktion, bei welcher der Videoschiedsrichter eingreifen musste. Bei der Partie Hertha gegen Freiburg zeigte der Referee in der 88. Minute nach einem vermeintlichen Foul gegen einen Herthaner auf den Punkt. Der VAR griff ein und das vollkommen zurecht: Nach kurzer Ansicht der Videobilder nahm der Unparteiische seine Entscheidung zurück. Hertha musste sich damit mit einem 1:1 gegen Freiburg zufriedengeben.

Keine Rolle spielte der Videoschiedsrichter bei der abschließenden Partie im Borussia-Park, als die Fohlenelf Mainz mit 4:0 bezwang. Der zweite Tabellenplatz der Gladbacher Borussia ist wahrlich eine schöne Momentaufnahme an diesem ereignisreichen 8. Spieltag.

von Marc Basten