Wann kommt das Transfer-Domino in Gang?

Klar ist, dass nichts klar ist

Created by Transferperiode 28.05.2018 - 22:01

Max Eberl muss auf die verschiedensten Szenarien vorbereitet sein (Foto: TORfabrik.de)

Mit welcher Mannschaft geht Borussia Mönchengladbach in die neue Saison? Diese Frage ist nach der mehr als durchwachsenen letzten Spielzeit akuter denn je. Eine Antwort lässt aus vielerlei Gründen auf sich warten. Klar ist, dass nichts klar ist.

Max Eberl muss in der Sommerpause mehrgleisig fahren und eine große Anzahl an möglichen Szenarien vor Augen haben. In der Vergangenheit konnte Borussias Sportdirektor oft dadurch überzeugen, dass er diverse Problemstellungen strukturiert abarbeitete und Lösungen präsentierte. Meist war mit Beginn der Sommerpause klar, welche Spieler den Verein verlassen werden und wenn nicht bereits neue Spieler da waren, so war doch relativ klar, auf welchen Positionen sich noch etwas tun würde.

Im letzten Sommer wusste Eberl um die Abgänge von Christensen, Dahoud und Hahn. Mit Ginter und Zakaria besetzte er die Schlüsselpositionen noch vor dem Trainingsauftakt und auch wenn es bei all der Kritik in den letzten Monaten etwas untergegangen ist, hat Eberl da richtig gute Transfers getätigt. Gerade Christensen war ein immenser Verlust, den Ginter kompensieren konnte. Und Zakaria hat Dahoud in Windeseile vergessen lassen.

Das ›Beiwerk‹ zu den beiden Toptransfers war ein absoluter Volltreffer mit Cuisance, sowie die letztlich eher missglückte ›Ein-Jahres-Leihe‹ von Oxford (siehe ›Die Lehren aus der Oxford-Leihe‹), wobei hier kein nachhaltiger Schaden entstanden ist. Villalba war und ist ein Perspektivspieler, der interessante Anlagen besitzt. Der Zukauf von Grifo als dritten ›Hochkaräter‹ war trotz der enttäuschenden Saison des Italieners ein kluger Transfer. Ein Fehlgriff war lediglich die Last-Minute-Verpflichtung von Bobadilla. Die Idee dahinter war die richtige, doch ›Boba‹ der falsche Spieler.

Auch Matthias Ginter ist nicht unverkäuflich (Foto: Boris Streubel / Bongarts / Getty Images)

Unter dem Strich darf man die Einkaufspolitik als gelungen bezeichnen. Dass es vielleicht etwas ausgewogener hätte sein können (Nico Schulz abzugeben, ohne Ersatz für die linke Seite zu holen, war leichtsinnig), fiel im Lauf der Saison vor allem dadurch ins Gewicht, dass fest eingeplante Leistungsträger verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob bei dem einen oder anderen arrivierten Spieler die vorzeitige Vertragsverlängerung nicht etwas überstürzt war. Aber hier gilt: Hinterher ist man immer schlauer.

So strukturiert wie im letzten Sommer wird es diesmal nicht zugehen. Das fängt schon damit an, dass längst nicht klar ist, welche Spieler außer Oxford Borussia verlassen werden. Fast alle Borussen stehen im imaginären Schaufenster. Unverkäuflich ist keiner, wenn das richtige Angebot kommt. Und dass Borussia auf Transfereinnahmen angewiesen ist, um ihrerseits einzukaufen, hat Max Eberl mehrfach betont.

Es sind viele Szenarien denkbar. Ein Verkauf von Zakaria würde möglicherweise eine neue Rekordsumme einspielen, für Ginter, so heißt es, könnten je nach WM-Verlauf annähernd 30 Millionen aufgerufen werden. Dass die Engländer Vestergaard noch nicht belagern, ist verwunderlich und Hazard ist ohnehin der Spieler, mit dessen Abgang die meisten rechnen.

Das Problem dabei ist, dass Borussia aus sportlicher Sicht nicht daran gelegen sein kann, einen oder gar mehrere Leistungsträger abzugeben. Auch wenn die Millionen verlockend wären und sich vielleicht mit neuen Mitteln auch neue, kreative Möglichkeiten ergeben, so ist es doch ein Vabanquespiel.

Einer der Verkaufskandidaten: Raúl Bobadilla (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Aus der Gilde der nicht unbedingt als Leistungsträger einzustufenden Spieler wie Hofmann, Johnson, Drmić, Grifo, Bobadilla oder Herrmann wird es zwar den einen oder anderen Abgang geben, doch das wird eher vergleichsweise kleines Geld in die Kassen spülen.

Neben der schwer zu kalkulierenden Ausgangslage, wer geht und welche Positionen neu besetzt werden müssen, kristallisiert sich ein Zeitproblem heraus. Die Transferperiode ist zwar noch sehr lang und durch die besondere Situation in England wird sich in den letzten Augustwochen nochmal eine spezielle Lage ergeben, dennoch wird es auch auf die Reaktionszeit ankommen, wenn das Transfer-Domino in Gang kommt. Da müssen Max Eberl und seine Mannen hellwach und auf die unterschiedlichsten Konstellationen vorbereitet sein.

Momentan kann niemand sagen, wie der Kader für 2018/2019 aussehen wird. Es dürfte die eine oder andere Überraschung geben, doch klar ist im Augenblick nur, dass nichts klar ist. Das lässt einen einerseits gespannt auf die nächsten Wochen und Monate blicken, bereitet andererseits auch gewisse Sorgen, ob unter diesen Gegebenheiten wirklich eine Mannschaft zusammengestellt werden kann, welche die dringend benötige Aufbruchstimmung erzeugt. Zu beneiden ist Max Eberl angesichts der Aufgabenstellung sicher nicht, gleichwohl muss er sich dieser Herausforderung stellen.

von Marc Basten

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