Sommerpausen-Serie: Teil 11

Denis Zakaria: Grenzgänger mit Riesenpotential

Created by Sommerpausen-Serie: Teil 11 17.07.2018 - 21:09

Ein dynamischer Zweikämpfer: Denis Zakaria (Foto: Christof Stache / AFP / Getty Images)

Denis Zakaria hat in seinem ersten Jahr bei Borussia Mönchengladbach mächtig für Furore gesorgt. Der 21-Jährige verfügt über ein Riesenpotential, seine Spielweise ist gleichzeitig auch ein Drahtseilakt.

Denis Zakaria hat sich in seinem Premierenjahr in der Bundesliga einige Verdienste erworben. Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass das leicht zum Jammern neigende Gladbacher Umfeld den Abgang eines Mo Dahoud nahezu geräuschlos hingenommen hat. Zakaria, ein völlig anderer Spielertyp als Dahoud, hat die Lücke nicht nur geschlossen – er hat unter dem Strich sogar einen Qualitätsschub gebracht.

Vier Pflichtspiele verpasste der Schweizer Nationalspieler – zwei wegen Verletzung, zwei wegen Gelbsperren. Bis auf eine Ausnahme stand er immer in der Startelf und gehörte durchweg zu den Leistungsträgern. Eine sehr erstaunliche Bilanz für einen 21-Jährigen, der erstmals in einer ‚größeren‘ Liga spielt. Anpassungsprobleme gab es für Zakaria keine – weder auf, noch neben dem Spielfeld.

Von Beginn an zeigte er sein Riesenpotential: Die Aggressivität, mit der er Bälle erobert und sichert, sowie die raumgreifenden Schritte in einem atemberaubenden Tempo auf dem Weg Richtung gegnerischem Strafraum. Bereits zum Ligaauftakt gegen Köln lieferte er eine grandiose Leistung ab, am zweiten Spieltag in Augsburg erzielte er nach einem unwiderstehlichen Lauf über den halben Platz sein erstes Bundesligator.

Auch bei der WM stand Zakaria im Fokus des Schiedsrichters (Foto: Martin Bernetti / AFP / Getty Images)

Was Zakaria da auf den Rasen brachte, war nicht nur für Gladbacher Verhältnisse Extraklasse. Natürlich gab es auch kleinere Leistungsschwankungen und an manchen Stellen zahlte Zakaria Lehrgeld (u.a. in Dortmund). Nachdem er in den ersten sechs Spielen von Beginn an auf dem Platz stand, kam er am siebten Spieltag gegen Hannover als Einwechselspieler zum Zuge. Das war das erste und einzige Mal, dass Zakaria von der Bank kam. Für den Rest der Saison galt: Ist Zakaria gesund und nicht gesperrt, dann spielt er.

Bei aller Klasse, die Zakaria repräsentiert, wurde auch schnell dessen Achillesferse sichtbar. Seine dynamische Zweikampfführung und die ‚Stocheraktionen‘ mit seinen langen Beinen werden von den Schiedsrichtern sehr schnell als Foulspiel gewertet. Mehrfach wurde Zakaria für Duelle belangt, die eigentlich sauber waren, die aber aufgrund der Intensität abgepfiffen wurden. Das führte dazu, dass Zakaria oft früh im Spiel ‚angezählt‘ wurde und mehrfach in ‚Gelb-Rot-Trouble‘ geriet.

In solchen Phasen wirkte Zakaria ein wenig kopflos - eine Mischung aus Übereifer und fehlender Erfahrung. Über die Saison gesehen gab es mindestens vier ‚Schutzauswechslungen‘, mit denen er vor einem Platzverweis bewahrt werden sollte. Das ist schon ein Faktor, dass ein zentraler Spieler so oft zum ‚Grenzgänger‘ wird. Hier gilt es anzusetzen, wobei es ein schmaler Grat ist: Er muss die dynamische Herangehensweise bewahren und gleichzeitig so geschickt sein, es nicht zu übertreiben.

Es geht um die viel zitierten Details, die man sich gemeinsam erarbeiten muss

Da sich Zakaria in seinem ersten Jahr als intelligenter und aufnahmebereiter Profi präsentiert hat, ist es ihm zuzutrauen, diese Balance zu finden. Durch weitere Spielpraxis, aber auch durch die Unterstützung des Trainerteams. Hier geht es um die viel zitierten Details, die man gemeinsam erarbeiten muss.

Dass Zakaria davon ab noch Luft nach oben hat, zeigte die Rückrunde. Als die Mannschaft insgesamt in die Krise rutschte, gab es eine kleine ›Formdelle‹ beim Schweizer und er wirkte etwas überspielt. Dennoch war es ein erstaunliches erstes Jahr in Gladbach, was durch die WM-Teilnahme gekrönt wurde. Nach dem wohlverdienten Urlaub wird er schnell wieder auf Touren kommen. Es ist keine gewagte Prognose: Denis Zakaria wird in der neuen Saison eine Schlüsselfigur bei Borussia sein.

von Marc Basten

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