Einzelkritik: St. Pauli - Borussia Mönchengladbach 1:4 (1:0)

Den Turbo gezündet

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Ibrahima Traoré drehte mächtig auf (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Ibrahima Traoré drehte mächtig auf (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Durch eine gewaltige Tempo- und Leistungssteigerung nach der Pause setzte sich Borussia Mönchengladbach souverän beim FC St. Pauli durch. Doch nicht alles war Gold, was letztlich glänzte.

Yann Sommer: Borussias Keeper kassierte einen unhaltbaren ‚Montagsschuss‘, ansonsten konnte er seinen Kasten sauber halten. Das war vor allem in der Schlussphase beim Schuss von Rzatkowski nicht einfach, den er mit starker Reaktion aus dem kurzen Eck fischte. Leichtere Aufgaben, wie den abgefälschten Schuss kurz darauf oder mehrere Fangbälle, meisterte er souverän. Bei einer Ecke mit einer noch gerade geglückten einhändigen Abwehr, bei der er auf dem Fuß von Xhaka landete. Note 2,0.

Tony Jantschke: Wie nach der Vorbereitung zu erwarten, übernahm er den Part des Rechtsverteidigers. Hier mit gutem Stellungsspiel bei langen Pässen und kleineren Problemen in den direkten Duellen. So ließ er sich kurz vor der Pause zusammen mit Traoré im eigenen Strafraum düpieren. Nach dem Wechsel auffällig mit einigen guten Pässen. So eröffnete sein schnelles direktes Zuspiel mit links auf Traoré den Spielzug vor dem Ausgleich. Note 3,0.

Marvin Schulz: Gewann gleich seinen ersten Zweikampf beim Pflichtspieldebüt als Profi und lieferte in der Folgezeit eine grundsolide und seriöse Vorstellung ab. Am Ball überlegt und mit zügigem Passspiel, in den Defensivduellen stets auf der Höhe. Nur in der Schlussphase verschätzte er sich bei einem Kopfballduell. Schulz ging auch mal rustikal hin wenn es nötig war, ohne jedoch zu überdrehen. Schaltete sich Mitte der ersten Halbzeit aus dem Spiel heraus mutig mit nach vorne ein – das sieht man von Borussias Innenverteidigern sonst nicht. Insgesamt eine gelungene und vielversprechende Premiere. Note 2,0.

Andreas Christensen: Die erste Aktion des Dänen war ein gut getimtes Einsteigen an der Außenlinie. Er bestätigte den positiven Eindruck aus der Vorbereitung, agierte ausgesprochen unaufgeregt und abgeklärt. Gutes Stellungsspiel, starkes Timing in den Zweikämpfen und sicheres Passspiel – vor allem auf die Außen - zeichneten den 19-Jährigen aus. Höchst wachsam bis in die Schlussphase hinein, als er in letzter Instanz gegen Verhoek zur Ecke blockte. Note 2,0.

Oscar Wendt: Hatte zu Beginn ein paar Probleme, als er etwas schwerfällig wirkte und hier und da das Nachsehen – u.a. durch einen Beinschuss – hatte. Doch als der Schwede seine Betriebstemperatur erreichte, überzeugte er mit druckvoller Vorwärtsverteidigung. Er holte die erste Ecke nach Doppelpass heraus und schloss im weiteren Verlauf immer wieder mit nach vorne auf. Das 1:3 leitete er mit Zuspiel auf Johnson ein. Note 3,0.

Granit Xhaka: Wirklich positiv fiel der Schweizer am Millerntor eigentlich nur wegen seiner schwarzen Fußballschuhe auf, die unter den ganzen bonbonfarbenen Tretern der Kollegen herrlich Old School wirkten. In den schönen Schuhen steckte ein Xhaka, der den Saisonstart ein wenig vertrödelte. Er war zwar präsent und oft am Ball, doch er bekam die Handbremse nicht gelöst. Einige kritische Fehlpässe in der Zentrale brachten St. Pauli ins Spiel. Mit seinem Leichtsinnsfehler und dem anschließenden eher halbherzigen Bemühen um Korrektur leitete er das 0:1 ein. Neben einer gelungenen Kopfballrückgabe mit Übersicht auf Sommer gab es einige merkwürdige Szenen, wie den Schuss in der Schlusssekunde der ersten Halbzeit. Im zweiten Durchgang holte er sich zwar für die Summe der Vergehen eine Gelbe Karte ab, insgesamt lief es für Xhaka nach dem Seitenwechsel aber besser. Luft nach oben blieb gleichwohl reichlich. Note 4,0.

Lars Stindl: Als zweiter Sechser neben Xhaka aufgeboten, legte der Neuzugang einen Klasse-Start im Trikot des VfL hin. In der insgesamt eher zähen ersten Halbzeit brachte er sich schon ordentlich ein, spielte u.a. einen schönen Steilpass auf Johnson. Nach dem Wechsel startete Stindl durch und suchte deutlicher den zielgerichteten Weg nach vorne. Vergab zunächst die Chance zum Ausgleich und traf kurz darauf aus fast identischer Position mit dem unhaltbar abgefälschten Schuss. Klasse sein Ablage-Stopp-Assist für Traoré. Sehr gut, wie er beim Angriff zum vorentscheidenden dritten Tor mitging, nicht abschaltete und den Riecher für den Abstauber nutzte. Zwei Tore und ein Assist – Lars Stindl setzte ein Ausrufezeichen. Note 2,0.

Ibrahima Traoré: Vor der Pause kam Traoré kaum zum Zuge, fand keine Lücke und leistete sich im Direktspiel Ungenauigkeiten. Auch im Spiel nach hinten nicht optimal, so verlor er den Assistgeber beim Gegentor aus den Augen und ließ sich kurz darauf zusammen mit Jantschke düpieren. Doch nach dem Seitenwechsel folgte die ‚Ibo-Show‘, in deren Verlauf er sich in einen regelrechten Rausch spielte. Er zündete permanent den Turbo und war für die Gegenspieler nicht einzufangen. Seine Highspeed-Aktionen waren der Schlüssel zur Wende. Mit starkem Dribbling und überlegtem Pass nach feinem Haken bereitete er den Ausgleich vor. Sein schon typischer ‚Move‘ vor dem 2:1 war klasse, genauso wie das Verständnis mit Stindl. Der präzise Schuss krönte die tolle Aktion. Danach schwebte Traoré auf Wolke 7, sogar im eigenen Strafraum trat er per Kopfball als klärende Instanz in Erscheinung. Die ihm gewidmeten Gesänge der Borussenfans hatte er sich verdient. Note 2,0.

Fabian Johnson: Seine Nominierung für die Startelf kam etwas überraschend, erwies sich jedoch als guter Griff von Lucien Favre. Johnson war sehr aktiv, suchte schon in der tempoarmen ersten Halbzeit oft den Weg in die Tiefe. Dazu sehr bissig in der (Wieder-)Eroberung der Bälle und mit großem Laufpensum. In der stürmischen Phase nach der Pause mischte er munter mit, leitete u.a. mit seinem Pass auf Raffael das 1:3 mit ein. Note 2,5.

Raffael: Der Brasilianer ist nach dem Abgang von Kruse noch mehr gefordert, den Ballschlepper und –verteiler zu geben. Das machte er sehr ordentlich, indem er sich weit zurückfallen ließ um die Bälle zu holen. Zunächst wirkten einige Aktionen noch etwas gemütlich und es gab ein paar Abstimmungsschwierigkeiten mit Drmic. Nach der Pause, als insgesamt mehr Tempo drin war, hatte Raffael endlich die „Spielkameraden“ für Doppelpässe und überraschende Weiterleitungen. Er schaltete hoch und zeigte seine feine Technik. Hätte nach Zuspiel von Johnson eigentlich das Tor machen müssen, zum Glück verwertete Stindl den Rebound. Traumhaft der Pass aus dem Fußgelenk zum Tor von Hazard. Note 2,5.

Josip Drmic: Hatte einen schweren Stand, weil St. Pauli ihn gut zustellte und so eine Ballmitnahme oft unmöglich gemacht wurde. Drmic versuchte sich ins Kombinationsspiel einzubinden, doch es gab noch deutliche Abstimmungsprobleme. Dazu kam die eine oder andere technische Unsauberkeit, als ihm der Ball versprang. In der Rückwärtsbewegung ebenfalls mit Schwierigkeiten, so ließ er vor dem Gegentreffer den späteren Torschützen ziehen. Doch es gab auch einige Ansätze, wie den ersten Torschuss oder die gute Ablage auf Stindl. Schade, dass sich Drmic nach einem langen Abschlag von Sommer im eins-gegen-eins nicht durchsetzen konnte. Note 4,0.

Thorgan Hazard: Kam für Drmic in die Partie und übernahm dessen zentrale Rolle. Hazard fing mit einem ‚Foul mit Ansage‘ an, ließ dann aber nach gutem Antritt mit einem fulminanten Kracher das vierte Tor folgen. Ohne Note.

Patrick Herrmann: Ersetzte in den Schlussminuten Traoré und hatte gleich eine gute Einschussmöglichkeit. Doch der Ball rutschte ihm über den Spann. Ohne Note.

Mo Dahoud: Durfte für ein paar Minuten Pokalluft schnuppern. Ärgerte sich über den Schlusspfiff, als er gerade im Mittelfeld eine nette Ballzirkulation entwickeln wollte. Ohne Note.

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