Der Twitter-Kanal ›Borussia-Chronik‹ ist eine nette Spielerei. Man wird an Ereignisse aus der bewegten Geschichte der Borussia erinnert und hier und da erwischt man sich beim Gedanken ›ach ja, damals ...‹.
So erging es mir bei dem eigentlich eher belanglosen Tweet: ›Heute vor 42 Jahren gewann die Fohlenelf zum Abschluss der Meisterschaftssaison 1975/76 standesgemäß mit 2:1 gegen den 1.FC Köln. Tore: Jensen & Wittkamp.‹
Eine Randnotiz der Borussen-Historie, aber für mich war dieser Samstag im Juni 1976 ein ganz besonderer Tag. Es war mein erstes Mal Bökelberg. Neun Jahre war ich damals alt und Borussia war schon ›mein‹ Verein. Obwohl ich 150 Kilometer von Mönchengladbach entfernt lebte, gehörten Gladbach und der Fußball, den ich wie verrückt liebte, bereits zusammen.
Ich weiß noch, wie aufgeregt ich war, als ich mit meinem Vater das Stadion betrat. Die Bude war rappelvoll, was damals alles andere als eine Selbstverständlichkeit war. Doch Borussia war gerade mal wieder Meister geworden und vor dem Spiel wurde die Meisterschale übergeben. Ganz einfach auf dem Platz, nicht mit Konfettiregen oder Bierdusche. Aber laut war es - nicht nur in den Ohren eines 9-Jährigen.
Wir standen auf der Ostgeraden, ziemlich mittig und ganz weit unten am Zaun. So dass ich Knirps so gerade noch über die Werbebande gucken konnte, ohne dass sich einer vor mich stellte. Mit großen Augen und offenem Mund saugte ich die Eindrücke auf und sie waren prägend. Diese fiebrige Atmosphäre im Stadion, sie hatte mich gepackt. Und dann diese Spieler - lebensgroß und nicht nur in Mini-Version auf dem immerhin schon vorhandenen Farbfernseher in den kurzen Momenten der Sportschau.
An diesem 12. Juni 1976 wurde der Bökelberg für mich zu einem magischen Ort. In den folgenden Jahren fuhren wir vielleicht acht- bis zehnmal pro Saison nach Mönchengladbach. Ich war jedes Mal ohne Ende aufgeregt und wollte so früh wie möglich im Stadion sein. So standen wir meist zwei Stunden vor dem Spiel auf der Ostgeraden oben an einem Wellenbrecher und warteten. Diese Warterei war nicht langweilig, nein, sie war wunderbar.