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Auch ein Fußballgott kann nicht ewig spielen

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Nach Patrick Herrmann hat auch Tony Jantschke sein Karriereende bekannt gegeben (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Tony Jantschke ‘Fußballgott’ beendet im Sommer seine aktive Karriere. Diese erwartbare Entscheidung ist nun offiziell - der 34-Jährige wird der Borussia, bei der er seit 18 Jahren unter Vertrag steht, im Nachwuchsbereich erhalten bleiben.

Nach Patrick Herrmann hat nun auch Tony Jantschke sein Karriereende mit Ablauf dieser Saison bekannt gegeben. »Voller Stolz sage ich, dass meine Borussia-Reise als Spieler im Sommer ein Ende findet«, schrieb er bei Instagram. »Ich habe immer probiert, authentisch, geradeaus sowie voller Hingabe zu sein und alles, inklusive meines Körpers, auf dem Platz zu lassen«. 

Jantschke kam im Jahr des ‘Sommermärchens 2006’ als 16-jähriger nach Mönchengladbach in Borussias Internat und gab im November 2008 unter Trainer Hans Meyer gegen Energie Cottbus sein Bundesligadebüt. Der endgültige Durchbruch erfolgte unter Trainer Lucien Favre, kurz nach dessen Amtsübernahme im Frühjahr 2011. Im dritten Spiel unter seiner Regie nahm Favre auf der Position des Rechtsverteidigers eine Änderung vor - Tobias Levels wurde vom damals 20-jährigen Tony Jantschke abgelöst. Borussia gewann 2:0 gegen Hoffenheim und Favre hatte mit der Viererkette Jantschke, Stranzl, Dante und Daems seine Abwehrreihe gefunden. 

Der junge Jantschke verteidigte schlau und vermied dumme Fouls

Dabei war Jantschke weder ein knallharter Zweikämpfer, der die Gegenspieler reihenweise umhaut, noch ein Sprinter, der sich über Laufduelle und Flankenläufe definiert. Vielmehr überzeugte er mit taktischer Disziplin und einer Spielintelligenz, von der Lucien Favre in späteren Jahren noch anerkennend sprechen sollte. Der junge Jantschke verteidigte schlau, vermied dumme Fouls und ging am Ball kein unnötiges Risiko ein. Er entwickelte in kurzer Zeit eine Selbstverständlichkeit und Zuverlässigkeit, die man allenfalls von routinierten Profis kennt, aber kaum von einem Spieler Anfang zwanzig. 

Jantschke erlebte das Relegations-Wunder als Stammspieler, genauso wie die folgenden Erfolgsjahre, die in der dreimaligen Teilnahme an der Champions-League mündeten. Zwischenzeitlich spielte Jantschke mal im defensiven Mittelfeld oder auch in der Innenverteidigung und auch hier konnte er mit Stellungsspiel und gutem Timing bei hohen Bällen überzeugen. In seinen besten Jahren wäre der ehemalige U21-Nationalspieler eigentlich ein Kandidat für die A-Nationalelf gewesen, doch letztlich trommelte er nicht laut genug, um Bundestrainer Löw auf sich aufmerksam zu machen. Das war zwar schade, aber auch ein Charakterzug von Jantschke, dass er sich selbst nie in den Vordergrund drängte. 

Ein ‘Trainer-Spieler’, der das große Ganze im Blick hat

Mit seiner pragmatischen Spielweise und von seiner ganzen Art her war Jantschke nicht nur ein Teamplayer, sondern auch ein ‘Trainer-Spieler’. Er hatte das große Ganze im Blick, beschäftigte sich intensiv mit dem Fußball an sich und schaute in vielerlei Hinsicht über den Tellerrand hinaus. Auf dem Platz agierte er ruhig und abgezockt, was auch die Fans ziemlich schnell zu schätzen wussten. Eines Tages wurde bei der Mannschaftsaufstellung hinter seinem Namen der Zusatz ‘Fußballgott’ gerufen. Das ist bis heute so und keineswegs ironisch gemeint. 

2015 war Jantschke auf dem absoluten Leistungspeak. Vor der Saison gab es nur zwei Fragen. Erstens: Wird Jantschke als Innenverteidiger oder Rechtsverteidiger Stammspieler in der ersten Champions-League-Saison der Vereinsgeschichte? Zweitens: Kostet ihn seine Polyvalenz die Hoffnung auf eine Berufung in der Nationalmannschaft? Was folgte, war eine echte Seuchensaison und ein erster Knick in der bis dahin so geradlinig verlaufenen Karriere. 

Nach Favres Flucht folgte das Verletzungspech

Sein Förderer Lucien Favre flüchtete aus Gladbach und unter dessen Nachfolger André Schubert war das passiv-aggressive Abwehrverhalten nicht mehr so gefragt. Dazu gesellte sich noch erhebliches Verletzungspech - u.a. ein Kreuzbandriss setzte Jantschke monatelang außer Gefecht. Er kämpfte sich wieder heran und als Dieter Hecking den Trainerposten übernahm und auf die bewährte Viererkette umstellte, war Jantschke als Rechtsverteidiger wieder voll im Geschäft. 

Doch erneut bremsten ihn diverse Verletzungen aus. Jantschke arbeitete sich zwar immer wieder heran und war zur Stelle, wenn er gebraucht wurde, aber spätestens mit dem Stilwechsel, der mit der Inthronisierung von Marco Rose folgte, war Jantschke nur noch die verlässliche Aushilfskraft. Die Einsätze wurden sukzessive weniger und immer wieder machte der Körper Probleme. »Die letzten Jahre waren geprägt von Auf und Abs sowie einigen Operationen und Reha-Zeiten. Ich habe probiert, trotzdem der beste Teamplayer zu sein: sei es durch Anfeuern, vielleicht einfach auch mal durch Zuhören oder auch durch schlechte Witze«, schreibt Jantschke auf Instagram. 

Top-Talente sollen von Jantschke lernen

Die Erkenntnis, dass auch ein Fußballgott nicht ewig spielen kann, hat in den vergangenen Monaten Form angenommen. Daher kommt die Entscheidung von Tony Jantschke, am Saisonende seine aktive Karriere zu beenden, alles andere als überraschend. Doch genau wie bei Patrick Herrmann ist das mit ganz viel Wehmut verbunden, schließlich haben beide mehr als eine Dekade mitgestaltet und geprägt. Die Vereinstreue mit einer Laufbahn vom Fohlen-Stall bis in die Fußball-Rente ist etwas ganz Besonderes. 

Dass Tony Jantschke der Borussia erhalten bleiben wird, ist zudem eine gute Nachricht. Als Teil des Trainerteams, das sich um die Top-Talente im Profikader und im Nachwuchsleistungszentrum kümmert, soll Jantschke eingebunden werden. »Dort wird er unter anderem seine Erfahrungen, aber auch seine Mentalität an die nächsten Generationen von Spielern weitergeben«, sagt Sportchef Roland Virkus. Den ‘neuen Fohlen’ sei geraten, alles aufzusaugen, was Tony Jantschke ihnen mitgibt. Er verkörpert die richtigen Werte und versteht wirklich etwas vom Fußball.  

 


von Marc Basten
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